Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
sehe keine Türgriffe, keine Scheibenwischer oder Seitenspiegel. Er klemmt so eng zwischen zwei Betonpfeilern, dass es unmöglich ist, die Türen zu öffnen.
Was um alles in der Welt ist das?
Glaubst du immer noch, dass alles koscher ist?
Ich laufe um den Wagen herum und als ich das Fahrzeug dahinter erblicke, bleibe ich überrascht stehen. Es ist ein dreirädriges Gefährt mit einem silbrigen Glasdach, so ähnlich wie diese alten Kabinenroller. Ich kann im beengten Innenraum kein Lenkrad ausmachen. Eventuell läuft hier irgendwo eine Designer-Automobilausstellung oder so was.
Wenigstens sehen die restlichen Fahrzeuge relativ normal aus. Rechteckige, kastenförmige Autos, alle in beruhigender Weise mit Türgriffen, Scheibenwischern und dem ganzen üblichen Kram ausgestattet, den man bei einem Auto erwartet. Ich versuche, um sie herum zu spähen und irgendwo die weiße Gestalt des Hondas zu entdecken, aber die Wagen in den hinteren Reihen liegen alle im Dunkeln und die massigen Betonpfeiler behindern die Sicht.
Laut patschen meine Schritte auf dem Beton und mein Atmen ist in der Stille überdeutlich zu hören. Ich gehe zur nächsten Reihe; noch immer keine Spur von dem Honda. Ich biege um einen blutroten Sportwagen und bleibe wie angewurzelt stehen.
Seitlich parkt eine Limousine, die fast die gesamte Reihe einnimmt. Die Scheiben sind getönt, und sie misst von der Motorhaube bis zum Kofferraum bestimmt zehn Meter. Wie ist sie hier reingekommen? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Sie wird von zwei Betonpfeilern flankiert, und ihre Räder sind glatte, nackte Gummireifen ohne Radkappen, so wie ein Kind die Räder eines Autos zeichnen würde. Ich lasse meine Finger über die Karosserie gleiten, als ich daran entlanggehe. Die Motorhaube fühlt sich warm an.
Ich halte es nicht mehr aus. Ganz abrupt weicht alle Kraft aus meinen Beinen und ich sinke so unvermittelt auf meinen Hintern, dass ich mit dem Rückgrat schmerzhaft gegen den Kühler der Limousine krache und mir das Steißbein prelle. Ich lehne mich mit dem Rücken an die glatte Front des Wagens, schlinge meine Arme um die Knie und lasse den Kopf darauf sinken. Ich schließe die Augen; noch nie bin ich so müde gewesen.
Steh auf.
»Ich kann nicht.«
Steh. Sofort. Auf.
»Lass mich in Ruhe.« Ich starre auf den Pfeiler direkt vor mir. Jemand hat in blutroten, geschwungenen Buchstaben ›Kein Futter ohne Butter‹ darauf gesprayt.
Du bist nicht allein.
»Doch, bin ich.«
Denk nach, Idiotin.
Vielleicht hat die Schizo-Stimme recht. Ich hole mein Handy heraus und krame in meiner Tasche nach dem Zettel mit Dans Nummer. Er versteckt sich zwischen den Falten meines Portemonnaies. Ich tippe die Nummer ein.
Piep piep piep, dann: Netz nicht gefunden.
»Scheiße!«
Versuch’s mit einer SMS.
Mit zitternden Fingern tippe ich: hilf mir bitte rhoda und drücke auf Senden.
Ich muss ihm sagen, was ich tief im Inneren die ganze Zeit gewusst habe, seit wir den Fahrstuhl verlassen haben.
Wir haben das Spiel noch nicht verlassen. Im Gegenteil ...
Es fängt gerade erst an .
Mein Handy piept. Gott sei Dank! Ich klicke auf die Nachricht.
Sawubona Rhodaschätzchen. Oh das wird ein vergissnichtzushoppenbiszumumfallen SPASS!!!!! LOL NSFW!!!
Verdammt!
Hab ich doch gesagt!
Hinter mir beginnt die Limousine zu schaukeln.
Steh. Sofort. Auf.
Ich kann mich nicht bewegen. Ein Teil von mir will einfach nur sitzen bleiben, hier auf dem feuchtkalten Beton, und alles, was geschehen muss, geschehen lassen.
Ein Klicken und ein Schnappen, als sich eine der Türen der Limousine hinter mir öffnet.
Steh auf! Du musst sofort aufstehen!
Ich stemme mich auf Hände und Knie hoch, stütze mich dabei am Kühler des Wagens ab. Die Tür ist aufgegangen, ja, aber niemand ist ausgestiegen.
Da!
An der Wand fast genau gegenüber von mir sehe ich ein Notausgangsschild. Die Tür darunter wird von einer dreifachen Kolonne von Fahrzeugen blockiert, aber sie ist viel näher als der Eingang, durch den ich hereingekommen bin. Ich habe keine Wahl. Ich krieche zur Ecke der Motorhaube und kämpfe gegen die Versuchung an, einen Blick auf die offene Wagentür zu werfen. Aber ich kann nicht anders.
Ein schwarzer Männerschuh erscheint. Er hat einen hohen Absatz und läuft vorne in einer scharfen Spitze aus. Einer scharfen Metallspitze wie bei einer dicken Injektionsnadel.
Lauf!
Und diesmal gehorche ich.
Kapitel 14: DANIEL
Ich starre auf die Kette am Knöchel der Verkäuferin, dann in ihr Gesicht.
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