Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
Vom Netzwerk:
gegenüberliegenden Ladens heben. Irgendein unsichtbarer Automatismus lässt sie selbsttätig hochfahren. Ich kann den Inhalt der Schaufenster noch nicht erkennen, aber es muss eine Art Drogeriemarkt sein – auf dem Schild über den Fenstern steht Drogenmarkt . Dämliches Wortspiel. Die Rollläden rasseln höher und ich brauche ein paar Sekunden, um die bizarre Szenerie im Fenster zu kapieren: Auf einem Krankenhaus-Rollbett liegt eine Schaufensterpuppe mit Infusionsnadeln im Arm und einer Bettpfanne auf den Knien. Aber das Ganze ist alles andere als steril. Das Laken, das die Leiche bedeckt – ich bin sicher, dass es eine Leiche darstellen soll und keinen Patienten, denn das Gesicht der Puppe ist schlaff und leer, außerdem scheint ihr ein Bein zu fehlen –, hat überall gelbe und rostbraune Flecken. Das Bett ist von klapprigen Rollstühlen umgeben, in denen zusammengesunkene Mannequins sitzen, die Köpfe meist in unmöglichen Winkeln zum Körper verdreht. Am Fuß des Fensters lehnt ein Schild mit einer schwungvollen Handschrift: »Zum Sterben schön: unsere Sonderangebote der amtlichen Registrierungslisten 5 und 6!«
    Das kann doch nicht wahr sein.
    Das Kichern bahnt sich seinen Weg und explodiert aus mir heraus – ein Geräusch, wie man es eher in der Gummizelle einer Klapsmühle erwarten würde.
    Wohin du ja auch unterwegs bist, sagt meine innere Stimme.
    »Nein, bin ich nicht.«
    Reiß dich zusammen .
    »Ich kann nicht.«
    Das solltest du aber besser, du Idiotin .
    »Ich muss zum Parkhaus. Raus hier.«
    Dann geh. Die Tür ist am Ende der Passage, Schwachkopf.
    »Leck mich.« Aber die Stimme hat recht. Die Tür kann nicht mehr als zehn Meter entfernt sein.
    Mühsam richte ich mich auf und trotte in die Richtung, bewusst darauf achtend, dass ich nicht in die Fenster der Läden schaue, an denen ich vorbeikomme.
    Hier ist mein Deal: Wenn die Tür aufgeht und der Wagen noch da ist, beiße ich in den sauren Apfel, rufe meine Eltern an, verlasse dieses dämliche Land und bringe mein Leben in Ordnung.
    Wenn sie verschlossen ist ...
    Geh lieber nicht hin.
    Ich zögere. Ich weiß, dass sie nicht aufgehen wird. So einfach wird es nicht laufen.
    Ich drücke. Sie gibt nach. Und dann bin ich durch.
    Es ist kalt hier – ich kann mich nicht erinnern, dass es so kühl gewesen ist, und ohne die Musikberieselung des Einkaufszentrums herrscht Totenstille. Die Decke ist niedriger, als ich es im Gedächtnis habe, und man hört das Plopp-Plopp-Plopp von Wasser, das von der Decke tropft. Aber wo habe ich Zinzis Honda geparkt? War das nicht irgendwo in der Mitte? Die Parkplätze in meiner Nähe sind alle leer, aber im schattigen Zentrum des Parkdecks stehen mehrere Fahrzeuge. Das ganze Deck ist mit pissgelbem Licht beleuchtet, nirgends scheint natürliches Licht von draußen hereinzudringen. Der übliche Parkhausgeruch nach Benzin, bepinkeltem Beton und Gummi beruhigt mich nur zum Teil.
    Und noch beunruhigender finde ich, dass ich weder eine Ausfahrtrampe noch entsprechende Schilder sehe.
    Das gefällt mir nicht.
    Ich versuche mir vorzustellen, wie ich hierhergefahren bin, wie ich verzweifelt versucht habe, mich zurechtzufinden. Aber ich weiß es beim besten Willen nicht mehr. Alles, woran ich denken konnte, war, meine Vorräte aufzustocken, dafür zu sorgen, dass der Junge die Klappe hält, und dann nach Hause zu fahren, um mich mit einer DVD auf die Couch zu lümmeln.
    Wahrscheinlich gibt es auf der anderen Seite des Parkdecks eine Ausfahrtrampe, versteckt hinter den Autos.
    Irgendwas stimmt hier nicht, Rhoda.
    »Halt die Klappe.«
    Ich habe ein gaaaaaaaaanz schlechtes Gefühl dabei.
    »Ach, leck mich.«
    Ich bin die Einzige hier, aber das liegt bestimmt daran, dass es noch so früh ist, oder? Und ich bin mir fast sicher, dass der Honda irgendwo zwischen den anderen Wagen versteckt ist, die größtenteils wie riesige amerikanische Spritfresser aussehen, auch wenn ich von hier aus die Marken nicht erkenne.
    Warum ist es so still?
    »Es ist noch früh.«
    So früh nun auch wieder nicht.
    Ich ignoriere die Stimme und gehe weiter. Meine Beine scheinen sich aus eigenem Antrieb zu bewegen, und ich habe das Gefühl, als würde ich alles, was geschieht, aus weiter Ferne beobachten.
    Rhoda – der Film .
    Ich komme an einem Geländewagen mit abgedunkelten Fenstern vorbei. Er ist riesig. Größer als jede Spritschleuder, die ich je gesehen habe. Ich glaube, er ist fast doppelt so groß wie einer dieser amerikanischen Monstertrucks, und ich

Weitere Kostenlose Bücher