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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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voran durch die Öffnung. Es ist nur ein Sprung von anderthalb Metern, und als ich lande, muss ich mehrmals blinzeln, um meine Augen an das Licht zu gewöhnen.
    Hölle und Verdammnis. Der Gestank ist inzwischen fast unerträglich. Ich ziehe den Kragen meines T-Shirts über Mund und Nase, aber das hilft auch nicht viel. Ich befinde mich in einem Raum, der etwa zehn Quadratmeter misst; genau kann ich es nicht erkennen, denn alles ist zugemüllt. Mehrere qualmende Öllampen verteilen sich über die Fläche und die Decke ist niedrig, nur einen halben Meter über meinem Kopf. Ich höre eine Art mechanisches Hintergrundsummen, das irgendwo hinter den Wänden seinen Ursprung hat, aber da ist auch ein beunruhigendes leises Quieken, das ziemlich sicher aus diesem Raum stammt. Ratten?
    Gott sei Dank habe ich noch das Messer. Ich lasse die Hand in die Tasche gleiten und umfasse den Griff, bereit, es jeden Moment aufschnappen zu lassen.
    Der Typ winkt mich heran. Fast stolpere ich über einen versteckten Eimer, der überschwappt, als ich ihn trete, aber glücklicherweise nicht umkippt (ich bin mir ziemlich sicher, dass er für den Scheißegestank verantwortlich ist). Im Dämmerlicht erkenne ich einen abgebrochenen hochhackigen Glitzerschuh, den kopflosen Torso einer Schaufensterpuppe, eine quadratische Obstkiste mit einer Blümchendecke darüber und in der Ecke des Raumes eine schimmelige Matratze, auf der ein Haufen Lumpen liegt.
    Oh Gott. Soweit ich erkennen kann, gibt es keinen anderen Ausgang als den, durch den wir gekommen sind, und Dreadlocks steht genau zwischen mir und dem Fluchtweg. Ich spanne vorsichtshalber meine Muskeln an, falls er etwas versuchen sollte. Aber es sieht nicht so aus, als habe er Gewalt im Sinn. Er zieht einen dreibeinigen Holzschemel unter einem Haufen Kleiderbügel hervor, wischt mit der Hand den Staub von der Sitzfläche und bedeutet mir, mich zu setzen. Im schlimmsten Fall kann ich das Teil als Waffe benutzen, falls mir das Messer abhandenkommt.
    Dreadlocks schleicht an mir vorbei und kauert sich auf die Matratze. Jetzt, wo er nicht mehr zwischen mir und dem Ausgang steht, entspanne ich mich ein bisschen. Einen Moment lang starren wir uns nur an. Es ist unmöglich, zu erkennen, wie alt er ist. Sein Gesicht ist faltenlos, aber als er gähnt, sehe ich, dass einige seiner ungepflegten Zähne fehlen, was wohl für die eingefallenen Wangen verantwortlich ist und ihn gut 20 Jahre älter aussehen lässt.
    Was jetzt?
    Ich räuspere mich. »Hi«, sage ich. »Mein Name ist Oh, Scheiße! «
    Das Lumpenbündel neben ihm regt sich – und ich falle fast vom Stuhl, so sehr erschrecke ich mich. Das Bündel setzt sich auf und streckt sich. Dreadlocks haust nicht allein hier. Der Gestank nach eingetrocknetem Kot weht von der Person herüber, schmuddelige Hände schieben Strähnen verfilzter Haare aus dem Gesicht. Ich beuge mich vor, um sie besser sehen zu können. Es scheint eine Frau zu sein. Schwer zu erkennen, da ihr Gesicht so dreckig ist, aber ihre Knochenstruktur mag einst grazil gewesen sein. Sie starrt mich glasig an, und dann, indem sie ihren Mund in einer befremdlich wirkenden damenhaften Geste bedeckt, gähnt sie.
    Dreadlocks reicht der Frau die Plastiktüte. Sie schnappt sie und kramt gierig darin herum. Sie holt eine Handvoll Popcorn heraus und stopft es sich in den Mund, dann spült sie es mit einem Schluck knallgrünem geschmolzenem Slush herunter. Die Flüssigkeit läuft ihr übers Kinn.
    Beide benehmen sich, als hätten sie meine Anwesenheit vergessen. Ich hoffe nur, dass sie in der Lage sind, eine vernünftige Unterhaltung zu führen.
    »Hi«, versuche ich es erneut. »Ich bin Rhoda.«
    Der Mann blickt zu mir auf, streicht sich die Dreadlocks hinter die Ohren und räuspert sich. »Ich bin Ben«, sagt er. »Und das ist Palesa.« Wow! Das hatte ich nicht erwartet; seine Stimme klingt vornehm, englisches Südafrikanisch. Eine Stimme, wie man sie bei einem reichen Geschäftsmann oder einem Professor erwartet, nicht bei einem Penner, der sich seit mindestens einem Jahrhundert nicht mehr gewaschen hat. Aber ich bin erleichtert, dass er relativ normal klingt. Oder was hier so als normal durchgeht.
    »Nett, euch kennenzulernen«, sage ich. Eine groteske Bemerkung unter den gegebenen Umständen, aber ich habe so viele Fragen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. »Ihr seid nicht wie die anderen Leute, die mir hier begegnet sind.« Bilder von dem Elefantenmenschen und der unglaublich fetten

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