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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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schimmern auf der Oberfläche, ergänzt von eisigeren Farben im Inneren des Gels. Einen Mikrometer über der Oberfläche schwebt eine Textnachricht in blutigem Rot und Orange:
    Colt, du Bohnenstange. Zeit zum Mästen. Du bist ein hässlicher Kostenfaktor und ruinierst unser Dekor. Tu was dagegen. Du könntest besser aussehen.
    Hörst du das Gelächter, Colt? Es sind deine Kollegen hinter deinem Rücken. Es ist deine verflixte Mutter, du Schlampe. Und dein Daddy weint weil du nicht mästen willst. Willste fürimmeralleinsein?
    Weiter lese ich nicht. Ich gebe Colt das Gerät zurück und will etwas Mitfühlendes sagen, aber da piept mein Handy. Ich öffne es unter dem Tisch, weil ich mich plötzlich für diesen Plastikschrott schäme. Einige der Schnitte an meinen Händen haben wieder zu bluten begonnen. Ich denke an Rhoda, die so weit weg ist, so lange her. Es wäre schön, wenn die Nachricht von ihr käme, aber ich weiß, dass es nicht so ist.
    Dan-i-el! Glaubst du wir hätten dich vergessen? Suchdirnjob suchdirnleben Brauner. Gibt nur einen Weg
    »Das Management kann ein ziemliches Spundloch sein, nicht wahr?«, meint Colt. Ich ignoriere die Tatsache, dass sie offenbar weiß, von wem meine Nachricht – mein ›Signal‹ in ihrer Terminologie – kommt und was darin steht. Vielleicht gehört Vorahnung oder Telepathie ja zu ihren Fertigkeiten. Ich werde es im Verlauf des Spiels herausfinden. Ich muss nur nach weiteren Hinweisen Ausschau halten.
    »Wie bekomme ich hier einen Job?«, frage ich stattdessen. Das scheint der nächste Schritt zu sein. Aber auch wenn es eine Sackgasse ist, bin ich sicher, dass ich mehr über die hier geltenden Regeln herausfinde, wenn ich erst einmal den offensichtlichen Hinweisen folge. Und mich an Colt halte.
    »Wo würden Sie denn gern arbeiten?«
    »Die Buchhandlung wäre okay, schätze ich.«
    »Die nehmen nur Leute, die Bücher lesen. Lesen Sie Bücher?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Erfahrungen im Einzelhandel?« Ich nicke. »Dann brauchen Sie nur ein Bewerbungsgespräch mit dem Management. Ich bin sicher, dass Sie den Job bekommen. Nur wenige der Leute hier haben Berufserfahrung. Das Management stellt gern Braune ein. Ich nehme an, sie ... äh, Sie ... arbeiten härter.«
    Ich glaube, ich komme so langsam dahinter. »Wir arbeiten hart, weil wir keine andere Wahl haben. Wir kommen nur ... hierher, wenn wir verzweifelt sind.« Wo auch immer ›hier‹ ist. Das habe ich noch nicht herausbekommen. Und wie ich hier gelandet bin. Oder warum. Aber das wird sich wahrscheinlich im weiteren Verlauf des Spiels klären.
    Sie lächelt, und ihre eisige Haut bekommt ein bisschen Farbe. »Etwas in der Art.« Sie denkt einen Moment nach, während sie an ihrem Sirup nuckelt und in dem Schuhkarton voller Stärkesticks wühlt. »Ich würde auch gern in der Buchhandlung arbeiten. Ich bin sicher, dass sie da toleranter sind. Ich wette, die Leute vom Management würden nicht ständig über mein Gewicht meckern. Bestimmt sind ihnen Meinungen und Charakter wichtiger als das Aussehen.« Sie wendet die Augen ab und saugt wieder an ihrem Strohhalm.
    »Also, ich finde, Sie sehen toll aus.«
    »Natürlich finden Sie das«, schnaubt sie. »Ich sehe wie ein verflixter Brauner aus!« Sie lächelt nicht. Verdammt, ich verliere sie. Wir sitzen einen Moment in unbehaglichem Schweigen da, während sich eine groteske Familie mit schwer beladenen Tabletts auf die Sitzbank nebenan hievt.
    »Seien Sie mir nicht böse«, sagt sie dann, »aber ich muss jetzt gehen. Meine Schicht beginnt in drei Momenten.«
    »Vielen Dank für das Essen.« Ich bleibe sitzen. Ich weiß nicht genau, wie ich weitermachen soll. Lässt sie mich abblitzen oder will sie, dass ich mitkomme? Wenn ich es falsch angehe, verliere ich den einzigen Verbündeten, den ich hier habe.
    Colt bemerkt meine Unentschlossenheit. »Bitte begleiten Sie mich zurück. Ich bekomme einen krampfartigen Schauder, wenn ich frische Braune reden höre. Wenn sie bleiben, fangen sie immer so schnell an, normal zu reden.« Sie nimmt meine Hand und führt mich durch die drängelnde, übel riechende Menge. Als wir McDarm verlassen haben, bemerkt sie, dass sie Blut von meinen Schnittwunden an ihren blassen Händen hat. Sie wischt es ungerührt an ihrer Jeans ab.
    »Ich wollte nicht neugierig sein, aber woher haben Sie diese Schnitte?«
    »Oh, ich habe einen Spiegel zerbrochen.« Wie lange ist das her? Es kommt mir vor wie ein Traum. Ich denke an Rhoda. Wo mag sie jetzt sein? »Darf ich

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