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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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hatte eine solide Tür, aber natürlich machte ich sie nicht darauf aufmerksam.
    »Ich werde sie mir ganz bestimmt mal vorknöpfen, Ljudmila Borissowna.«
    »Und was soll das heißen, dein Telefon ist kaputt? Du hast wohl mal wieder die Rechnung nicht bezahlt, stimmt’s? Da haben sie es dir abgeschaltet, oder?«
    Ich nickte brav und völlig begeistert, wie pfiffig sie war.
    »Du hängst zu oft an der Strippe«, brummte die Alte. Früher hatten wir uns einen Anschluss teilen müssen,
aber das war natürlich kein Leben gewesen. Deshalb hatte ich die Kosten für einen Nebenanschluss auf mich genommen und finanzierte meine Nachbarin sogar heute noch zum Teil mit, denn diese Variante kam sie wesentlich billiger. Wahrscheinlich hielt sie mich für einen ausgemachten Idioten.
    Dafür lebten wir seitdem in schönstem Einvernehmen.
    »Telefonier schon, aber nicht zu lange!« Ljudmila Borissowna nickte zum Apparat. Sie machte nicht die geringsten Anstalten zu verschwinden.
    Neugier ist aller Nachbarschaftlichkeit Ende …
    Ich wählte Maniacs Nummer, wobei ich versuchte, die dreckige Wählscheibe und den klebrigen Hörer zu ignorieren.
    »Hallo?«
    »Guten Abend, Schura.«
    »Ah!«, erwiderte Maniac mit zufriedener Stimme. »Da ist er ja … unser Ganove.«
    »Schura, die …«
    »Schon gut, ich kümmer mich darum. Ich habe eine Lizenz zur Herstellung von lokalen Viren, darum brauchen wir uns also keine Sorgen zu machen.«
    »Hast du den Warlock registrieren lassen?«
    »Was denkst du denn? Bei Losinski persönlich. Der Quellcode entspricht der Moskauer Konvention, die können uns gar nichts.«
    Allmählich beruhigte ich mich. Wenn das Virus nicht bei einem der Hersteller von Antiviren-Programmen registriert worden wäre, hätte Maniac mit enormen Schwierigkeiten rechnen müssen. Mich könnte man natürlich
immer noch des unerlaubten Waffengebrauchs und der Sachbeschädigung anklagen – aber dafür müssten die mich erst mal finden!
    »Hat sich schon jemand bei dir erkundigt, wer das Virus gekauft hat?«
    »Klar. Ich habe ihnen deine Adresse gegeben. Die älteste.«
    Vor zwei Jahren, als ich gerade anfing, mich in jener Grauzone der Legalität zu bewegen, hatte mir einer der Diver geraten, mir ein paar Adressen zuzulegen, die ich nie benutzen sollte. Diesen inexistenten Kameraden hängte ich alle Viren an, die ich von Maniac bekam.
    »Ich habe behauptet, dass du pro Virus tausend Dollar hingeblättert hast«, fuhr Maniac fort.
    »Es wäre ja nur gerecht, wenn ich …«
    »Vergiss es! Ich habe schon fünf Interessenten, die den Warlock für genau diesen Preis kaufen wollen.« Maniac lachte zufrieden. »Mann! Für diese Reklame bin ich sogar bereit, Jordan ein Bierchen zu spendieren. Ganz Deeptown redet von nichts anderem.«
    »Und der Verkauf ist nicht verboten?«
    »Bisher nicht. Die sind nämlich voll und ganz mit dem Quellcode beschäftigt. Und jetzt erzähl mir lieber mal, wo du vor anderthalb Stunden gewesen bist?«
    »Also … wie immer.«
    Ljudmila Borissowna hüstelte leise. Ihre Neugier kämpfte mit ihrem Altersgeiz. Der Zeittakt ist der erbittertste Feind aller Computerfreaks und Schwatzschnäbel.
    »Alles klar, in der Tiefe . Ich bin nämlich bei dir vorbeigekommen. Ich wollte ein Bierchen mit dir trinken.« Mit
einem Mal wurde Maniac verlegen. »Hast du mal … hinter der Tür nachgeguckt?«
    »Wozu das?«
    »Ich habe geklingelt, aber du hast nicht aufgemacht, da hab ich mich auf das Bänkchen vor dem Haus gesetzt und ein Bier getrunken. Irgendwann bin ich nochmal zu dir hoch und hab nochmal geklingelt. Daraufhin habe ich vor deiner Tür zwei Flaschen Holsten hinterlassen. Helles. Stehen die da noch?«
    Ich stieß einen Laut aus, der an das Fiepen eines alten Diskettenlaufwerks erinnerte. »Was ist denn mit dir los, Schurka? Ist heute morgen vielleicht der Kommunismus eingeführt worden?«
    »Guck einfach mal nach, ob sie noch dastehen«, knurrte Maniac.
    »Nein, das tun sie nicht! Wär mir aufgefallen, ich rufe nämlich von meiner Nachbarin aus an.«
    »Egal«, sagte Schura. »Zum Teufel mit ihnen.«
    Manchmal kapitulierte mein Hirn einfach vor echten Hackern. Ob Schura die Realität mit der Tiefe verwechselt hatte, wo man für ein Bier nur einen symbolischen Preis zahlte?
    »Hör mal, du nimmst mich doch auf den Arm! Ich glaub dir kein Wort von der Story!«
    »Dann frag die, die das Bier getrunken haben«, maulte Maniac.
    »Kannst du morgen früh um zehn zu mir kommen?«, bat ich ihn nun. »Wir müssen

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