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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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vorankommen.
    »Ich verstehe nicht, was das ist«, flüstert der Loser schuldbewusst.
    »Weißt du, wer Tolkien ist?«
    »Ein Schriftsteller.«
    »Du brauchst jetzt nicht den ganzen Herrn der Ringe vorzutragen. Das hier ist ein virtueller Raum, den seine Fans für ein Rollenspiel kreiert haben. Sie treffen sich hier, schlüpfen in die Körper der Figuren aus dem Buch und spielen verschiedene Szenen nach. Von Tolkien oder von anderen Autoren.«
    »Dann ist das also ein Theater«, schlussfolgert der Loser.
    »In gewisser Weise … ja.«
    Zufrieden mit dieser Erklärung schweigt der Loser. Ich dagegen bin weit davon entfernt, durchzublicken.
    Was ist das für ein Server?
    Welche Gesetze gelten in dieser Welt?
    Wo befinden sich die offiziellen Ausgänge, durch die wir den Loser herausbringen können?
    An das, was uns im Anschluss daran erwarten könnte, will ich noch nicht mal denken.
    Der Pfad ist gut gestampft, als sei hier vor kurzem eine große Armee lang marschiert. Sobald der Schnee darauf fällt, schmilzt er. Da steckt bestimmt ein Zauber dahinter. Die Welt der Rollenspieler lebt schließlich nach ihren eigenen Gesetzen, die auch Magie vorsehen.

    »Wohin gehen wir jetzt?« Mit dieser Frage übergibt Vika mir das Kommando. Dieses Vertrauen ehrt mich, logisch. Wenn ich es jetzt auch noch rechtfertigen könnte … Ich versuche, mir die Karten der Räume für Rollenspiele in Erinnerung zu rufen, gebe das Vorhaben aber gleich auf: Derjenige, der sonst nichts Besseres zu tun hat, designt sie.
    Da höre ich hinter einem der Felsen ein schwaches Klackern. Entweder stapft da ein wahnsinniges Pferd mit Kastagnetten an den Beinen durch die Gegend oder wir treffen gleich auf einen Riesen, dessen Zähne vor Kälte klappern.
    Zeit, darüber nachzudenken, haben wir nicht.
    »Hierher!«, flüstere ich und schlage mich in ein spärliches Tannenwäldchen. Ich setze den Loser im Schnee ab und lege den Finger an die Lippen: »Pst!«
    Vom Pfad aus sind wir nicht zu sehen. Breitbeinig baue ich mich auf dem Pfad auf und ziehe den Gürtel heraus. Zischend verwandelt sich der Warlock in eine Feuerpeitsche.
    Ich dürfte ziemlich beängstigend aussehen. Ein Kerl mit nacktem Oberkörper und schneebedeckten Schultern. Außerdem hat der Revolvermann einen sehnigen und muskulösen Körper gekriegt, bei dem auf den ersten Blick klar ist, dass es sich um einen erfahrenen Kämpfer handelt. Dann noch die funkelnde Peitsche in der Hand … Da muss doch jeder Troll Reißaus nehmen.
    Das Klackern kommt immer näher.
    Ich verziehe das Gesicht zu einem blutdürstigen Grinsen und warte.

    Hinter den Felsen taucht eine kleine Figur auf, die mir mal gerade bis zur Brust reicht.
    So viel zum Riesen mit den klappernden Zähnen!
    Vom Gesicht und Körperbau erinnert der Wanderer an ein Kind. Nur scheint mit seinen Hormonen etwas nicht zu stimmen, denn die nackten Unterschenkel und die gewaltigen Füße sind mit dichtem Fell bewachsen. Kein Wunder, dass er damit barfuß durch den Schnee laufen kann! Um den Hals des Wanderers baumelt eine kleine Trommel, die er mit Stöcken bearbeitet.
    Ein Hobbit.
    Gut.
    Bei meinem Anblick bleibt der Halbling stehen, als sei er festgefroren. Er lässt sogar einen der Trommelstöcke in den Schnee fallen.
    »Grr, grr!«, stoße ich aus.
    Daraufhin fängt der Hobbit tatsächlich an, mit den Zähnen zu klappern.
    »Wer bist du?«, knurre ich ihn an und richte den Warlock auf ihn. Die Peitsche entrollt sich gierig, so dass ich sie zurückreißen muss.
    »Harding, S-Sir!«, flüstert der Hobbit.
    »Wer?«, hake ich nach, diesmal in normalem Ton. Der arme Hobbit ist jedoch bereits derart in Panik geraten, dass er nicht mal versucht, seinen kleinen Dolch zu ziehen, den er lässig hinter den Gürtel gesteckt hat.
    »H-Harding, guter Sir. S-Sam hat Frodo gezeugt, Frodo hat Holfast gezeugt, Holfast hat Harding gezeugt …«
    »Also dich?«
    »Mich, guter Sir!«

    »Das war ein Fehler!«
    »Ja, guter Sir«, pflichtet mir der Hobbit unterwürfig bei.
    »Ich bin kein Sir!«, brülle ich. »Und schon gar kein guter! Ich …« Da kommt mir ein Einfall. »Ich bin Conan! Der kühne Cimmerier Conan!«
    Von Conan hat der Hobbit schon gehört, er nickt eifrig und fragt nicht, wie die Figur Howards in die Welt Tolkiens geraten ist. Aber Rollenspieler gehen sowieso in ihrem Tun auf, derartige Nebensächlichkeiten kümmern sie nie. Ich hätte mich auch als Koschtschei der Unsterbliche ausgeben können, nur hätte ich dafür älter und

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