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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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ich.
    »Nehmen Sie doch Platz, Revolvermann.« Willy schiebt mir einen Sessel hin und geht selbst zum Fenster. Er betrachtet
die im blutroten Feuerschein liegende Stadt. »Sie sind also ein Diver?«
    Ich nicke.
    »Das ist äußerst interessant. Das ist ungewöhnlich!« Willys Zeigefinger schießt hoch. »Alle suchen Diver. Um sie um etwas zu bitten, Geschäfte mit ihnen zu machen, Fragen zu stellen … und Sie kommen von sich aus zu mir.«
    Ich schweige.
    Willy dreht sich um.
    »Sie tragen einen schönen Anzug, Revolvermann«, bemerkt er. »Dazu würde gut eine … Schirmmütze passen! Eine graue vielleicht!«
    Alles klar. Ein kleiner Test.
    »Vika!«
    Willy lächelt. Logisch. Er greift auf den gleichen Trick zurück wie der Mann Ohne Gesicht. Ich bin von meinem Betriebssystem abgeschnitten, diese Spielchen kenne ich längst.
    Tiefe, Tiefe, ich bin nicht dein …
    Ich hatte Kopfschmerzen. Das Bier machte sich nun noch bemerkbar.
    Ich nahm den Helm ab und langte nach der Maus, rief den BioConstructor auf, klickte im Menü rasch auf »Kleidung«, dort auf »Kopfbedeckung« und suchte etwas zwischen einer Baskenmütze und einem Basecap. Nachdem das Ding eine stahlgraue Farbe bekommen hatte, setzte ich es der Figur Nr. 7, dem Revolvermann, auf.
    Deep.
    Enter.

    Auf meinem Kopf sitzt eine Schirmmütze. Ich weiß nicht, ob Herr Aguirre so ein Ding gemeint hat, doch er scheint ganz zufrieden.
    »Wir schätzen die Arbeit von Divern«, erklärt Willy. »Unsere festen Mitarbeiter kommen jedoch mit allen Problemen zurecht. Sie brauchen bloß etwas Zeit. Aber wir können Ihnen ein interessantes Geschäft vorschlagen. Ja?«
    Ich schüttle den Kopf, dabei rutscht die Schirmmütze zur Seite.
    »Herr Guillermo«, erwidere ich in respektvollem, aber resolutem Ton, »es geht hier um eine konkrete Frage, bei deren Lösung ich dem Labyrinth meine Hilfe anbieten möchte.«
    Erstaunt hochgezogene Augenbrauen.
    »Kürzlich hat sich im Labyrinth ein äußerst interessanter Zwischenfall ereignet.« Ich verstumme, um Willys Reaktion abzuwarten. Offenbar denkt er nach.
    »Ein Zwischenfall?« Ein Nicken in Richtung Fenster. »Hier kommt es jeden Tag zu Tausenden von Zwischenfällen. Krieg! Schießereien! Partys!«
    Sollte sich der Mann Ohne Gesicht doch geirrt haben? Allmählich komme ich mir wie ein Idiot vor.
    »Ihre Diver …«, setze ich an. »Haben sie ihre Arbeit gestern geschafft?«
    Das ist das Einzige, was ich weiß: Dass die Diver des Labyrinths gestern die in sie gesetzte Hoffnung nicht erfüllt haben.
    »Ah!«, ruft Willy. »Ah! Der Loser!«
    Vorsichtshalber nicke ich.

    »Sprechen Sie von diesem Problem?« Aguirre wird ernst.
    »Soviel ich weiß, ja.«
    Darauf folgt eine Pause. Guillermo wägt die Situation ab.
    »Was wissen Sie darüber, Herr Revolvermann?«
    Zu lügen hätte wenig Sinn. Den Mann, der da vor mir steht, täusche ich lieber nicht.
    »Nicht viel. Man hat mir lediglich mitgeteilt, dass es im Labyrinth ein Problem gibt. Und dass Ihre Diver es nicht lösen können. Deshalb hat man mich gebeten, Ihnen zu helfen.«
    Eine weitere Pause. Ich bin ein Unbekannter, mich in die Schattenseiten des Firmenlebens einzuweihen wäre nicht ohne Risiko. Doch Guillermo hat ein gutes Gespür für Schwierigkeiten und dafür, wie sie zu überwinden sind.
    »Würden Sie einen Vertrag für einen einzigen Auftrag unterschreiben?« Er spricht mit einem Mal schnell und sehr sachlich.
    »Ja.«
    »Über die Situation darf nichts bekanntwerden«, fügt er hinzu. »Wenn doch, haben Sie mit diversen Sanktionen zu rechnen.«
    »Einverstanden.«
    »Wenn Sie kurz zu mir kommen wollten, Revolvermann.« Er deutet auf seinen Schreibtisch. Ich trete in der Annahme an ihn heran, ich solle jetzt den Vertrag über die Zusammenarbeit unterschreiben. Aber Willy zeigt auf den mittleren Bildschirm. »Das ist das dreiunddreißigste Level im Labyrinth, Herr Revolvermann. Disneyland.«

    Ich blicke auf den Monitor. Das Level gefällt mir nicht. Und sei es nur deshalb, weil es damals, als ich es durchlaufen habe, ganz anders aussah.
    »Es ist ein sehr, sehr schlechtes Level«, erklärt Willy. Dann präzisiert er. »Ein schwieriges. Hier sehen Sie den Anfang, eine Achterbahn. Und das …« Seine Finger gleiten über die Tastatur, worauf das Bild sich ändert. »… ist der Schnapperdämon. Ein mieser Kerl!«
    Als ob die Fantasie der Macher vom Labyrinth je freundliche Dämonen hervorgebracht hätte!
    »Und hier ist unser Freund.« Er berührt die Tastatur noch

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