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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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rauskriegen, aber dieser Spaß wäre derart teuer – dazu könnte ich Guillermo nie überreden. »Haben Sie die Möglichkeit, Kontakt zu Ihren Divern aufnehmen?«
    »Sie sind momentan nicht im Netz.«
    Auch das überrascht mich nicht. Wenn sie tatsächlich einen ganzen Tag lang versucht haben, den Loser aus dem Labyrinth herauszuholen, dann haben sie sich jetzt aufs Ohr gehauen. Einer in der Ukraine, einer in Kanada. Und vielleicht schimpfen sie im Schlaf.
    »Wie sieht es aus?«, will ich wissen. »Könnte ich gleich ins dreiunddreißigste Level?«
    Guillermo weicht meinem Blick aus. »Sie haben lange nicht mehr gespielt, oder? Sind Ihre alten Einstellungen noch gespeichert?«
    »Nein.«
    »Dann müssen Sie bei null anfangen.«
    Damit habe ich nicht gerechnet. »Was soll der Quatsch? Bei allen Spielen kann man sich über Wege fürs Personal zwischen den einzelnen Etappen bewegen! Und Sie machen da eine Ausnahme?«
    »Ja.«

    »Und wieso?«
    »Das Labyrinth setzt hohe Preisgelder für neue Levelrekorde und für den schnellsten Durchlauf des gesamten Spiels aus.«
    »Das weiß ich. Aber ich sehe den Zusammenhang nicht.«
    »Der erste Preis ist eine halbe Million Dollar. Diese Summe bekommt derjenige, der es schafft, innerhalb von siebenundvierzig Stunden und neunundfünfzig Minuten alle Levels zu durchlaufen und den Prinzen der Außerirdischen zu töten.« In Guillermos Augen schleicht sich die Feierlichkeit einer PR-Kampagne.
    Nicht schlecht!
    Warum spiele ich eigentlich nicht?
    »Das ist viel Geld«, hält Guillermo überflüssigerweise fest. »Nicht wahr? Und wenn es um eine halbe Million geht, dann ist nichts mehr sicher! Der Unsterblichkeitscode, Waffenarsenale und Ausrüstung – alles würde verhökert werden! Sämtliche Wege, die für diese Diver bestimmt wären, würden entdeckt und genutzt werden. Das hätte zur Folge, dass wir das Preisgeld sehr häufig auszahlen müssten. Und das wiederum hieße, dass wir es nie mehr auszahlen würden.«
    »Und wie arbeiten Ihre Diver?«
    »Sie gehen vorab ins Labyrinth. In allen Levels, an allen gefährlichen Orten sind ihre Einstellungen gespeichert. Daher brauchen sie nur ein paar Minuten, um im Notfall an den gewünschten Ort zu gelangen.«
    Wenn das kein vielversprechender Anfang ist!
    »Wie lang werde ich brauchen, um das dreiunddreißigste Level zu erreichen?«

    »Zwischen fünfundzwanzig Stunden und ewig.«
    Worauf hofft der Mann Ohne Gesicht eigentlich? Wenn die beiden Diver des Labyrinths es innerhalb von vierundzwanzig Stunden nicht geschafft haben, den Loser herauszuholen, dann schafft das niemand.
    Guillermo schweigt und beobachtet mich.
    »Könnte ich wenigstens Karten der Levels bekommen?«, erkundige ich mich. »Vollständige Karten?«
    »Nein. Vollständige Karten gibt es nicht. Das Labyrinth ändert sich permanent und selbstständig. Das ist schließlich kein Film oder Buch, Revolvermann. Das ist eine ganze Welt! Eine Welt der Wunder! Und eine Welt muss sich verändern!«

ZWEITER TEIL
Das Labyrinth

00
    Der Eingang von der normalen Tiefe ins Labyrinth ist wirklich imposant. Es ist ein gigantischer, hoch in den Himmel hinaufreichender Torbogen aus schwarzem Marmor. Fliederfarbene Funken züngeln über ihn hinweg, vom Stein selbst geht ein unangenehmes, tiefes Brummen aus, das immer wieder von schweren, unmenschlichen Seufzern zerrissen wird. Im Tor selbst ballt sich purpurroter Nebel.
    In diesen Nebel tauchen langsam, wie hypnotisiert, Menschen ein. Dieser Strom versiegt nie. Gut, vielleicht sind nicht alle Menschen echt, vielleicht ist ein Teil von ihnen um des Effekts willen von den Admins des Labyrinths geschaffen worden. Dennoch ist es höchst beeindruckend.
    Ich verschmelze mit dem allgemeinen Strom.
    »Hey!« Der Typ neben mir packt mich am Oberarm. »Wie heißt du?«
    »Revolvermann.«
    »Ich bin Alex.«
    »Freut mich.« Ich wende mich ab, aber der Typ lässt nicht locker.

    »Willst du zum ersten Level?«
    »Ja.«
    »Wollen wir es zusammen durchlaufen? Das ist viel einfacher, Ehrenwort!«
    Ich mustere ihn. Sein Äußeres ist keine Dutzendware, er ist aufdringlich, aber selbstbewusst.
    »Die ersten fünf, sechs Levels machen wir im Duo«, fährt er fort. »Sie sind zwar nicht schwer, trotzdem kommen wir im Team leichter durch. Danach trennen wir uns, wenn dir das lieber ist. Ja?«
    »Okay.«
    Per Handschlag besiegeln wir den Deal und gehen weiter. Der blutrote Nebel verdichtet sich, man sieht die Hand vor Augen nicht. Vom Himmel erklingt eine

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