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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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Stimme: »Modus?«
    »Teamwork!«, antwortet Alex. »Alex und der Revolvermann.«
    »Teamwork«, wiederhole ich. »Der Revolvermann und Alex.«
    Daraufhin lichtet sich der Nebel ein wenig. Wir stehen neben einer Draisine, die auf einem verrosteten Gleis geparkt ist. Auf ihr liegen je zwei Overalls, Gasmasken und Pistolen. Alle, die vor uns durch den Nebel gegangen sind, scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Wir checken die Magazine und ziehen uns um.
    »Der Bahnhof ist ein Hinterhalt, da kannst du Gift drauf nehmen«, knurrt Alex. »Da müssen wir höllisch aufpassen! Wo kommst du denn her, Revolvermann?«
    »Von Mama und Papa.«
    Jede weitere Frage unterbleibt. Wir besteigen die Draisine und bewegen den Hebel auf und ab. Das alte Vehikel
kommt rasch auf Touren und durchschneidet den Nebel.
    »Was ist, Revolvermann, magst du Stephen King?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Bei dem Namen! Oder schießt du einfach gut?«
    »Du wirst es ja sehen.«
    Nach einer Weile lassen wir, über einen Damm fahrend, den Nebel hinter uns. Vor uns liegt das ausgebrannte Bahnhofsgebäude, das aussieht wie der Reichstag nach dem Sturm. Sogar die rote Fahne flattert auf der Kuppel. Vielleicht ist es ein Detail der Ausstattung, schließlich haben etliche Leute aus dem Westen noch immer eine Wut auf den Kommunismus, vielleicht aber auch nicht, und es hat nur einer der alten Bolschewiki beschlossen, den Jahrestag der Revolution zu feiern. Wohl eher Letzteres, denn in drei Tagen ist der siebte November.
    »Halt die Augen offen und sei auf alles gefasst«, warnt mich Alex hinter mir. »Hier lauert garantiert jemand in einem Hinterhalt. Schließlich will sich jeder ein zusätzliches Magazin sichern!«
    »Eben!«, sage ich, drehe mich um und feuere zweimal. Die Pistole meines kurzzeitigen Kompagnons, die er bereits auf mich gerichtet hatte, fällt zu Boden. Ich beuge mich über ihn. Alex ringt nach Atem und sieht mich mit irrem Blick an. Das Programm lässt ihm fünf Sekunden, seine Niederlage zu erkennen.
    »King mag ich aber auch, nebenbei bemerkt«, teile ich ihm mit, als ich mir seine Waffe schnappe.
    So einfach ist das. Ich hatte eine Pistole mit acht Schüssen, jetzt habe ich zwei mit vierzehn Schüssen.

    Nachdem ich Alex’ Körper von der Draisine bugsiert habe, kullert er den Damm runter, wo schon ein ganzer Haufen anderer Körper liegt. Wenn es nach Alex gegangen wäre, würde ich jetzt da unten vergammeln.
    »Ich habe schon Deathmatch gespielt, da hast du noch nicht mal an die Tastatur herangereicht«, schicke ich ihm ohne jede Wut hinterher. Der Körper vermodert hier rasch, in rund sechs Stunden. Dafür sorgt die Software. Sonst wäre inzwischen schon das ganze Labyrinth voller Skelette.
    Der Bahnhof kommt näher. Ich sehe ihn mir genau an und versuche festzustellen, welche Veränderungen es seit dem letzten Mal gegeben hat. Wenn ich mich nicht täusche, hat es damals den Turm im rechten Flügel nicht gegeben.
    Die Draisine fährt an einem stehenden Zug vorbei, der neu und sauber ist und in dem Menschen vor den Fenstern sitzen. Ihre Körper sind mit einer grauen Schicht überzogen. Es ist ein Zug mit Flüchtlingen, den die Außerirdischen verbrannt haben, als er Twilight City verlassen wollte. Ich betrachte die ordentlich vor den Fenstern aufgereihten Flüchtlinge. Lamer seid ihr, ihr verehrten Schöpfer des Labyrinths. Ihr habt keine Ahnung, was eine echte Evakuierung ist, was echte Flüchtlinge sind.
    Ich springe von der Draisine und rolle den Damm hinunter. Sollen doch die arroganten Newbies zum Bahnhof fahren, ich gehe lieber zu Fuß. Immer schön vorsichtig und leise.
    Das ist sicherer.

01
    Die erste Etappe ist einfach, logisch. Sie soll schließlich Frischlinge anfixen und sie von ihren Kräften überzeugen  – damit sie immer und immer wieder kommen. Ich nähere mich dem Bahnhof vom linken Flügel her. Rasch checke ich ein paar Verstecke, an die ich mich noch erinnere, zum Beispiel im Gully, in einem Umspannkasten und im Lokführerhäuschen einer umgekippten, quer über den Gleisen liegenden Lokomotive. Der Gully ist leer, dafür entdecke ich im Umspannkasten zwei Magazine und in der Lok ein in Frischhaltefolie eingewickeltes Sandwich. Bisher stoße ich weder auf Menschen noch auf Monster – weshalb ich extrem auf der Hut bin.
    Ich pirsche mich an einen der Seiteneingänge des Gebäudes heran. Vor der eingeschlagenen Tür bleibe ich kurz stehen, dann stürme ich hinein.
    Na also!
    Zwei Mutanten fallen mich an, kleine

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