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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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Ausgeburten des Labyrinths. Vor denen brauche ich keine Angst zu haben.
    Anfangs hat mein Fahrer bei jedem Schuss gezittert, bald hat er sich jedoch daran gewöhnt.

    Am Autobahnkreuz warten dann die echten Feinde auf uns. Drei Wagen blockieren die Straße, hinter ihnen haben sich die bewaffneten Fahrer verschanzt. Einer von ihnen steht in einer lässigen, selbstsicheren Pose da – mit einem Granatwerfer in Händen.
    Scheiße. Ich habe gehört, dass es irgendwo im Bahnhof schwere Waffen gibt, aber ich habe mir nicht die Mühe gemacht, es zu checken.
    »Was jetzt?«, fragt mein Chauffeur.
    Nur ein Idiot würde es mit einer solchen Bande aufnehmen. Klüger wäre es, zu kapitulieren und einen Teil der Ausrüstung zu opfern, in der Hoffnung, dass sie dich dann durchlassen.
    »Drossel langsam die Geschwindigkeit! Nach meinem dritten Schuss hältst du an!«
    Der Fahrer nickt wortlos.
    Der Arsch mit dem Granatwerfer sieht uns amüsiert an. Er wartet.
    Tiefe, Tiefe ich bin nicht dein … Tiefe, Tiefe, gib mich frei …
    Ich betrachtete die Darstellung, machte mich mit dem Bild vertraut. Der Arsch. Die Autos. Der Nacken meines Chauffeurs. Das Fadenkreuz in der Mitte des Monitors.
    Fair war das nicht gerade von mir.
    Ich langte nach der Maus und zog sie übers Pad. Das Kreuz kroch über den Bildschirm.
    Wir zuckelten dahin.
    Ich eröffnete das Feuer, schoss mit der linken Maustaste und lud mit der rechten nach. Der Arsch mit dem Granatwerfer guckte nur blöd aus der Wäsche. Die grellgelben
Patronen zischten über den Bildschirm, in den Kopfhörern krachte es. Nachdem ich die drei Mann hinter der Barrikade umgenietet hatte, nahm ich die Autos unter Beschuss. In der virtuellen Welt ist es genauso schwer, den Tank zu treffen wie im realen Leben. Aber wenn du bloß auf zweidimensionale Silhouetten ballerst, ist es das reinste Kinderspiel.
    Deep.
    Enter.
    Teufel, ich habe ihm doch gesagt, er solle anhalten!
    »Auf die Bremsen!«, schreie ich.
    Mein Chauffeur hält vor den lodernden Autos. Er dreht sich um. In seinen Augen erkenne ich selbst durch das dunkle Gas der Gasmaske mit Panik gemischte Begeisterung.
    »Wie haben Sie das geschafft?«
    »Steig aus!«
    Da er offenbar mit einem weiteren Schuss rechnet, weise ich mit auffordernder Geste auf die Körper: Die drei sind entweder durch meine Kugeln oder bei der Explosion der Autos gestorben, also soll mein Gefangener ihre Waffen einsammeln.
    Dass er mich eventuell mit einer von ihnen erschießen würde – damit brauche ich nicht zu rechnen. Ein einfacher Spieler wird nie über jene Schnelligkeit und Präzision verfügen, die ich gerade an den Tag gelegt habe. Das schafft nur ein Diver. Oder ein alter Doomer, der mit der Maus spielt.
    Doomer haben sich immer in zwei Gruppen unterteilt, in diejenigen, die auf die Tastatur schworen, und in diejenigen,
die nur die Maus gelten ließen. Zwischen ihnen tobte ein ewiger Streit, wer cooler ist. Er war noch nicht entschieden, da kam der virtuelle Raum.
    Und jetzt setze ich dem Ganzen die Krone auf.
    Scheiße, einer der Mistkerle lebt doch noch. So herrlich und fantasievoll, wie er flucht, kann es über seine Nationalität keinen Zweifel geben. Sein Gesicht ist blutüberströmt, ein Arm halb abgerissen, mit dem anderen hangelt er erfolglos nach dem MedKit. Seine Lebenskraft ist auf fünf Prozent runter, aber das Kit würde ihn retten.
    Ich gehe auf ihn zu. Als er mich bemerkt, reißt er mit einem Ruck den Kopf hoch. »Wer«, brüllt er. »Wer bist du, du Arschloch?«
    Es folgt eine Fluchsalve.
    »Der Revolvermann«, antworte ich und setze dem Liebhaber exquisiter Flüche das Gewehr an die Stirn. Ich mag es nicht, wenn man derart unflätig schimpft. Schließlich könnte in meinem Körper eine Frau oder ein Kind stecken.
    Ich brauche fünf Minuten, um die Trophäen einzusammeln. Jetzt bin ich optimal ausgerüstet. Pistolen, ein Gewehr mit Zielfernrohr, ein Karabiner, ein Granatwerfer, MedKits, Granaten und eine kugelsichere Weste. Mein Gefangener ist ebenfalls ganz ordentlich ausgestattet, bloß einen Granatwerfer hat er nicht abgekriegt.
    In der Realität schleppst du einen solchen Haufen Eisen natürlich nicht weg, aber hier sind wir alle kleine Rambos.
    »Los!«, verlange ich von meinem Chauffeur, sobald ich einsteige. Er versteht mich ohne Übersetzung. Wir fahren
die Autobahn runter. Doch dann kann ich mich plötzlich nicht beherrschen und feuere nochmal mit dem Granatwerfer auf einen Transporter. Nachdem ich das Auto verlassen habe,

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