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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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Revolvermann.«
    Sie nickt. »Gut. Sie sind geschäftlich hier?« Ein Lächeln. »Oder wollen Sie nur ein paar Freunden entkommen, von denen Sie genug haben.«
    Unwillkürlich schiele ich zur Glastür hin. Dahinter ist alles still und menschenleer.
    »Keine Sorge. Unsere Besucher bekommen einander nie zu Gesicht. Niemals.«
    »Im zweiten Fall müsste ich wohl wieder gehen, oder?«, frage ich.
    »Nein. Wir freuen uns immer über Gäste. Sie können gern ein Weilchen bei uns sitzen und einen Kaffee oder ein Glas Wein trinken.«
    »Einen Kaffee«, entscheide ich.
    Der schweigsame Security-Typ verschwindet durch die Tür. Ich gehe zu den kleinen Couches und setze mich. Madame nimmt lächelnd mir gegenüber Platz.
    »Ruinieren solche Zufallsbesucher Sie nicht?«, erkundige ich mich.
    »Es gibt nichts Besseres als Zufälle. Abgesehen davon gilt bei uns eine Regel: Der Gast muss die Alben zumindest durchblättern.«
    Ich sehe sie verständnislos an.

    »Die Fotografien der Mädchen.«
    »Äh … klar, die Fotografien.« Es dauert etwas, bis ich kapiere. »Natürlich. Gern.«
    Der Security-Typ bringt Kaffee in einem kleinen, langstieligen Kupfergefäß, Madame verteilt ihn penibel auf die winzigen Tassen.
    Ich gebe ein wenig Zucker hinzu und trinke einen Schluck. Der Kaffee ist stark, aromatisch und kochend heiß. Er vertreibt sogar die Müdigkeit, als hätte ich tatsächlich Koffein zu mir genommen.
    »Soll ich Ihnen alle Alben zeigen?«, will Madame wissen.
    Sie scheint in das Wort »alle« einen gewissen Hintersinn zu legen. Da mein Kopf immer noch nicht tadellos funktioniert, nicke ich. Madame durchquert geschmeidig den Raum, entnimmt einem Schrank mehrere dicke Alben, die alle in verschiedenenfarbenen Samt gebunden sind, und legt sie vor mich auf den Tisch.
    »Ich ziehe mich wieder zurück, wenn Sie nichts dagegen haben, Revolvermann. Sollten Sie …« Sie lächelt. »… doch Interesse haben, rufen Sie mich.«
    »Gut«, erwidere ich.
    Als Madame bereits auf der Treppe ist, fällt ihr noch etwas ein. »Ach ja … falls ein Foto Sie besonders anspricht und Sie es genauer betrachten wollen, reiben Sie einfach mit dem Finger darüber.«
    Ich nicke. Ich trinke Kaffee und starre auf die Alben.
    Ob es hier wohl Notausgänge gibt? Wahrscheinlich schon.
    Abgesehen davon könnte ich auch vorgeben, mein Timer melde sich, und mich in Luft auflösen.

    So oder so bin ich erst mal gerettet. Ich habe hundert wütende Doomer abgehängt und einen zweifelhaften Ruhm erworben und bin dem Loser vierzehn Levels näher gekommen. Zwar kann ihn noch immer jemand anders vor mir rausholen, aber zumindest habe ich mein Bestes gegeben.
    Als ich den Kaffee ausgetrunken habe, luge ich in das Kupfergefäß. Es ist wieder voll! Eine Zauberkanne aus Tausendundeiner Nacht . Ich gieße mir eine zweite Tasse ein und ziehe das Album in schwarzem Samt zu mir heran. Hier sind Afrikanerinnen drin, oder?
    Nein.
    Auf der ersten Seite prangt das Foto einer Frau, die an einen Stuhl gefesselt ist. Hinter ihr ragt eine blinde Ziegelmauer auf, der Kopf ist zurückgeworfen, das Gesicht nicht zu erkennen. Der halbnackte Körper verspricht jedoch genug. Funkelnde Ketten, mit übertrieben großen Kettengliedern. Zu Füßen der Frau liegt eine Lederpeitsche.
    Alles klar.
    Ich klappe das Album zu und schiebe es an den Tischrand. Soll es auf die Sadomasos warten.
    Vergnügungen jeder Art  – das ist zweifellos nicht übertrieben.
    Ich betrachte den Regenbogen aus Einbänden. Raten wir doch mal! Zum Beispiel der blaue Einband.
    Ha, Treffer! Vom ersten Foto lächelt mich strahlend ein Hollywood-Star an, der in diesem Jahr bereits zum dritten Mal zum sexiest man gekürt worden ist. Er trägt eine Lederjacke, Stiefel und einen spitzenbesetzten Slip. Hey, mein Süßer, du hast es ja weit gebracht!

    Natürlich fehlt jeder Name unterm Foto. Selbst wenn der unglückselige Schönling, der nie im Leben eine schwule Affäre gehabt hat, den Puff verklagt, dürfte er bei Gericht kaum handfeste Beweise vorlegen können. Das Foto ist leicht unscharf, so dass es niemand gelten lassen würde. Außer denjenigen natürlich, die schon mal in der Tiefe waren und von daher wissen, wie ein Hirn unter dem Einfluss des Deep-Programms Fotos korrigiert. Nur würden die nie etwas sagen, denn wer den virtuellen Raum nicht nur vom Hörensagen kennt, kennt eben auch sein wichtigstes Gesetz.
    Und das lautet Freiheit.
    In allem und für alle.
    Und vielleicht ist das ja richtig so …
    Ich lege den

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