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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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lächelt. »Ich habe da nur eine Art Horrorfantasie entwickelt und dich damit erschreckt. Aber das sind durch die Bank Beispiele, die aus der Luft gegriffen sind.«
    Am liebsten würde ich ihr jetzt alles erzählen. Vom Mann Ohne Gesicht und vom Loser. Von den Zufällen, die
System geworden sind. Aber ich habe mich verpflichtet, kein Wort über all das zu verlieren.
    Außerdem müsste ich ihr dann erzählen, dass ich ein Diver bin.
    Und mit derartigen Geständnissen habe ich meine Erfahrungen.
    Ich kann mir vorstellen, was eine Frau denkt, wenn sie einen Diver küsst: Gleich verlässt er die Tiefe , und dann löst sich mein Gesicht für ihn in winzige quadratische Pixel auf. Er kann sich frei zwischen den Welten bewegen, während ich in ihnen gefangen bin.
    Ich will nicht, dass Vika so was denkt. Ich will nicht, dass es diese Mauer zwischen uns gibt.
    »Du hast Recht«, flüstere ich. Und Vika schmiegt sich an mich.
    Wir stehen am Abhang und küssen uns. Unter uns tost der Fluss, der Wind zerzaust uns die Haare. Ein einsamer Vogelschrei, für einen flüchtigen Moment blitzt die Sonne zwischen den Wolken auf. Wir stehen auf einem Blätterteppich, der weich ist und würzig riecht. Ich befreie Vika von ihrem Kleid, sie hilft mir, mich auszuziehen. Als ich sie küsse, berühren meine Lippen einen warmen Körper. Nicht ich bin in der Tiefe , sondern die Tiefe ist in mir. Die Welt um uns herum gehört uns, ich werde sie nie mehr verlassen, wir werden in diesen Wäldern untertauchen und einen Weg zu den Bergen finden, die durch Vikas Fenster zu sehen sind.
    Vika flüstert etwas, aber ich verstehe nicht, was, dazu sind wir zu tief, haben wir die Grenzen aller Räume zu weit hinter uns gelassen.

    Irgendwann erlebe ich jenen kurzen Augenblick, in dem alle Räume zu einem einzigen verschmelzen.
    Wir sind beieinander, allen Entfernungen, jeder Anonymität zum Trotz.
    »Verlass mich nicht, Revolvermann!«, haucht Vika. »Wage es ja nicht, mich zu verlasen …«
    »Das werde ich nicht«, verspreche ich. Wir pressen uns aneinander, der Wind streicht über unsere Haut, die feuchten Blätter unter mir sind kalt. Ich sehe nach oben. Die Wolken ballen sich zusammen, kreisen jetzt unter mir, es fehlt nicht viel, und ich werde in den Himmel hineinfallen, mich genau wie der Loser in den Realitäten verlieren …
    »Wer bist du, Ljonja?«
    Darauf kann ich nicht antworten. Abermals ziehe ich Vika zu mir, und unsere Lippen finden sich, machen alle Worte leer und überflüssig.
    »Meine Zeit läuft ab«, flüstert Vika. »Ich muss gleich gehen …«
    Ich verstehe sie. Ich umarme sie noch fester, als stünde es in meiner Macht, den Timer am anderen Ende jenes unsichtbaren Fadens zu stoppen, Vika in der Tiefe zu halten, für eine Minute, für einen Augenblick noch …
    »Komm wieder!« Vika stemmt sich über mir auf die Ellbogen hoch. »Komm heute zu mir, ich warte auf dich!«
    Ich nicke und strecke mich zu ihr hoch – aber da ist es schon zu spät.
    Ihr Körper wird weiß und flackert, zerfällt zu einer Wolke aus violetten Funken, das Kleid auf dem Boden schmilzt wie eine Handvoll Schnee. Im nächsten Moment bin ich allein, allein unter diesem Himmel, der uns bittet,
in ihn hineinzufallen, uns im Wolkennebel zu verlieren, zu einem weiteren Menschen zu werden, der die Grenze zwischen den Welten nicht mehr kennt.
    Dann würde Vika für immer bei mir sein, wir würden gleich sein – und ich müsste nie wieder mit einem Kuss auf eine ihrer Fragen antworten.
    Ich schüttle den Kopf, ramme ihn mit aller Kraft ins welke Laub.
    So was kommt vor. Jeder Diver kennt diesen Moment, wo er sein will wie alle anderen.
    Ich muss hier weg …
    Tiefe, Tiefe, ich bin nicht dein … Tiefe, Tiefe, gib mich frei!
    Die Displays klebten vor meinen Augen, der Helmventilator blies mir kalten Wind entgegen.
    »Bist du jetzt satt?«, fragte ich die Tiefe . »Hat’s geschmeckt? Oder hast du dir die Zähne ausgebissen?«
    Die Tiefe schwieg. Was sollte sie mir auch antworten? Sie hatte wieder einmal verloren.
    Die Welt schien förmlich in zwei Hälften zu zerfallen. In eine, in der es Liebe gab, und in eine, in der ich mich auf dem Boden wälzte und die Leere umarmte. Verflucht sei diese Zweiteilung – die dafür sorgt, dass du dir wie ein Idiot vorkommst!
    Ich nahm den Helm ab. Mein Körper war erschlagen und watteweich. Ich müsste mich mal richtig ausschlafen. Ich langte nach dem Kabel des Sensoranzugs, um es aus der Schnittstelle zu ziehen.
    »An der

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