Labyrinth des Bösen
Sicherheitsmaßnahme klaglos hingenommen. Eine Ausnahme bildeten selbstverständlich Angehörige jener Spezies, die am engsten mit den Separatisten verbunden waren - Geonosianer, Muuns, Neimoidianer, Gossams und die anderen -, von denen viele geächtet und gezwungen wurden, aus der Hauptstadt zu fliehen. Nachdem sie so lange in Angst und Unkenntnis gelebt hatten, machten sich nur wenige Coruscanti die Mühe zu fragen, was tatsächlich los war. Am allerwenigsten der Senat selbst, der so damit beschäftigt war. die Verfassung zu ändern, dass er seine Rolle als Gegengewicht zur Regierung vollkommen vergaß.
Vor dem Krieg war der Gesetzgebungsprozess von der weit verbreiteten Korruption beinahe zum Stillstand gebracht worden. Gesetzesentwürfe wurden verschleppt, Maßnahmen wurden jahrelang hinausgeschoben, Abstimmungen wurden angefochten und endlosen Zählungen unterzogen. aber eine Auswirkung des Kriegs hatte darin bestanden, dass Korruption und Trägheit durch Pflichtversäumnis ersetzt worden war. Vernunftorientierte Diskussionen und Debatten waren so selten geworden, dass sie einer anderen Zeit anzugehören schienen. In einem politischen Klima, in dem die Repräsentanten Angst hatten auszusprechen, was sie dachten, war es leichter - und man hielt es für sicherer -, jenen die Macht zu überlassen, die zumindest dem Anschein nach eine gewisse Ahnung von der Wahrheit hatten.
»Ihr könnt gehen«, sagte der Soldat schließlich, nachdem er offenbar zu dem Schluss gekommen war, dass Bail tatsächlich der war, der er zu sein behauptete.
Bail lachte in sich hinein. Gehen? Wohin?, fragte er sich. So hoch oben auf Coruscant kam man als Fußgänger nicht weit. Gehen war eine Aktivität, die man denen überließ, die ganz unten auf der gesellschaftlichen Leiter standen und dementsprechend Coruscants künstlich beleuchtete untere Ebenen bewohnten. Bail winkte nach einem Taxi und wies den Droidenfahrer an, ihn zum Senatsgebäude zu bringen.
Erst wenn man sich außerhalb der normalen Himmelsstraßen bewegte, hoch über den unzähligen bodenlosen Schluchten, die die Stadtlandschaft durchzogen, weit entfernt von Patrouillen der Sicherheitskräfte oder den neugierigen Augen der Spione der Republik, sah Coruscant genauso aus, wie Bail es in Erinnerung hatte. Der Verkehr war so dicht wie eh und je; aus allen Ecken der Galaxis trafen ununterbrochen Schiffe ein. Neue Restaurants waren eröffnet worden. Die Schönen Künste blühten. Seltsamerweise schien die Stimmung gastfreundlicher zu sein, und es gab mehr Gelegenheiten zum Laster als je zuvor. Bei allen Unterbrechungen des Handels mit dem Äußeren Rand führten viele Coruscanti weiterhin ein gutes Leben, und viele Senatoren nutzten weiterhin die zahllosen Privilegien, die sie in den Vorkriegsjahren genossen hatten. Von hier oben musste man schon genau hinsehen, um die Unterschiede wahrnehmen zu können.
Zum Beispiel in dem ovalen, zweimotorigen Lufttaxi.
In winziger Schrift lief über den Schirm des Beifahrersitzes eine Anzeige der Regierung, die die Arbeit von COMPOR rühmte, der Gesellschaft für Kommunikation zum Schutz der Republik.
BEWERBUNGEN VON NICHTMENSCHEN KÖNNEN NICHT BERÜCKSICHTIGT WERDEN.
Und dort, blendend hell an der Außenseite eines riesigen Bürogebäudes, gab es die neuesten HoloNetz-Nachrichten über den Sieg der Republik auf Cato Neimoidia. In der letzten Zeit ging es in diesen Meldungen nur noch um die Triumphe der Streitkräfte der Republik - aller Ruhm den Klonsoldaten.
Die Jedi wurden selten erwähnt, außer wenn Palpatine in der großen Rotunde des Senatsgebäudes einen von ihnen besonders hervorhob; den jungen Anakin Skywalker oder einen anderen. Ansonsten sah man auf Coruscant nur noch selten erwachsene Jedi. Sie waren in der gesamten Galaxis unterwegs und führten Kompanien von Soldaten in den Kampf. Die HoloNetz-Nachrichten benutzten gern den Begriff »aggressive Friedenssicherung«, um ihre Aktionen zu beschreiben. Bail hatte im Lauf der Jahre einige Jedi kennen gelernt, die er inzwischen als seine Freunde betrachtete: die Jedimeister Obi-Wan Kenobi, Yoda, Mace Windu, Saesee Tiin -die privilegierten Wenigen, denen noch gestattet wurde, sich persönlich mit Palpatine zu treffen.
Selbst Palpatines schärfste Kritiker im Senat oder in den diversen Medien konnten ihm nicht die alleinige Verantwortung dafür geben, was aus Coruscant geworden war. Palpatine war zwar kaum so harmlos, wie er manchmal tat, aber er trug auch nicht alle Schuld. Seine
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