Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Titel: Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Myles , Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
Sie.«
    Durch das Telefon konnte sie das Rattern eines Mausrädchens hören. Dann wieder Mandys tonlose Stimme:
    »Ich sehe es: Eine Metastase in der Lunge. Nur der untere Rand ist zu erkennen, die Größe kann ich nur schätzen.«
    »Wie bei Jennifer«, bestätigte sie.
    »Tut mir leid«, sagte Mandy, und Lynn, die Jen operiert hatte, schloss sich ihr an.
    »Okay. Was jetzt?«, fragte Amelia.
    »Eine Biopsie«, schlug Lynn vor. »Wir machen ein MRT des Thorax, wir sehen es uns zusammen an, und ich entferne die Lungenmetastase.«
    »Die Lungenmetasta sen , Lynn«, mischte sich Mandy ein. »Denken Sie an Jennifer. Metastasierender Brustkrebs ist nicht heilbar, nur noch palliativ zu behandeln, also lebensverlängernd und schmerzlindernd. Shainee Ryker ist im fortgeschrittenen Stadium – das weiß sie, das wissen wir. Wir können die Beschwerden lindern, das ist alles. Wollen wir ihr die OP wirklich zumuten? Nach allem, was sie im letzten Jahr hinter sich gebracht hat?«
    Amelia musste an Shainees Widmung in ihrem Buch denken.
     
    Danke, dass Sie meinen Weg mit mir gehen, und danke, dass Sie dabei meine Hand halten, wie damals Jens. Danke für so viel Menschlichkeit und Freundschaft.
    Egal, was nun geschieht, Amelia, denken Sie immer daran: Wir haben ihn besiegt. Nicht mit dem Skalpell, nicht mit Medikamenten, Hormonen oder Strahlen. Nein, Amelia, mit Würde. Sie erhebt uns über ihn.
    Shainee
     
    Sie einfach sterben lassen, ohne um sie zu kämpfen? Ihr die Würde zu nehmen, die ihr in den letzten Monaten Halt gab?
    »Mandy!«, begehrte sie auf.
    »Amelia, ich verstehe Ihre Gefühle, schon wegen Jennifer«, beschwichtigte Mandy. »Shainee Ryker ist fünfundvierzig  ...«
    »Sechsundvierzig«, unterbrach Amelia. »Sie hat morgen Geburtstag.«
    »Oh ...« Mandy atmete tief durch. »Amelia, wenn Shainee zwanzig Jahre älter wäre, würde sich der Krebs vielleicht langsamer ausbreiten. Wir könnten versuchen zu operieren, danach eine Chemo und die Bestrahlung ... alles noch mal, noch ein Jahr Therapien, obwohl die letzten nicht die erhoffte Wirkung erzielt haben ... aber ...« Sie stieß schnaufend die Luft aus. Den Schluss ließ sie offen.
    Amelia wusste, was sie sagen wollte, aber nicht konnte: Sie wussten nicht, ob nur die Lunge befallen war. Der Krebs war aggressiv. Und er war im ganzen Körper unterwegs. Im Blut, in den Knochen, in den Organen, im Gehirn ...
    Und eine Chemo? Die Medikamente konnten das Wachstum der Tumore bestenfalls verlangsamen. Nicht aufhalten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ...
    Nein, nein, nein!
    In ihr stieg die heiße Wut hoch, das Gefühl der Ohnmacht war ihr nach Jens qualvollem Tod einfach unerträglich. Statistische Lebenserwartungen, was sagten die schon aus! Über Menschlichkeit! Über Lebensqualität! Über Würde! Nein, sie würde nicht aufgeben: Die Hoffnung stirbt zuletzt. »Lynn?«
    »Ja?«
    »Wann operieren Sie?«, fragte Amelia entschlossen.
    »Wo ist sie?«, fragte Lynn in demselben Tonfall zurück.
    »Island Hopping in Französisch-Polynesien. Tahiti, Moorea, Bora Bora.«
    »Traumhaft schön! Hoffentlich genießt sie ihren Urlaub!« Und ohne Luft zu holen: »Wann landet ihr Flieger?«
    »Keine Ahnung. Freitag vielleicht. Ich rufe ihren Mann an, Mark Ryker, und frage ihn.«
    »Okay, dann Freitag. Ich buche einen OP-Saal.«
    »Ich assistiere Ihnen.«
    »Gern.«
    »Ich melde mich.«
    »Alles klar, dann bis später.«
    »Bye.«
    Amelia beendete das Gespräch und starrte Shainees Bestseller mit der wundervollen Widmung vor ihr auf dem Schreibtisch an. Wie in Trance blätterte sie durch das Buch, las hier und da einen Absatz, ohne wirklich zu begreifen, was da stand.
    Schließlich klappte sie das Buch zu. Ihr Blick fiel auf den Rückseitentext und den Teaser.
    Es ist nie zu spät für die Liebe: Nur sie ist stärker als der Tod.
    Darunter stand eine Rezension der New York Times: ›Eine aufrichtige und unsentimental erzählte Geschichte über den Tod, das Leben und die Liebe, die zutiefst bewegt. Ich musste herzlich lachen, und ich war zu Tränen gerührt. Einfach unvergesslich: Dieses Buch lässt niemanden mehr los.‹
    Amelia atmete tief durch.
    Shainees Schicksal ging ihr nah, sehr nah.
    Während sie mit brennenden Augen gegen die Tränen ankämpfte, hatte sie nur noch einen Gedanken: Wie viel Zeit bleibt ihr noch?
     
     

     
     
    Mit einem ohrenbetäubenden Donnern landete der Chopper auf dem Heliport.
    Der Pilot stieß die Tür auf und winkte Tim und sie lässig herein:

Weitere Kostenlose Bücher