Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
in Purpur auf Türkis? Zarte Blüten und Gräser? Bunte Muscheln und Fische? Oder ein Motiv wie die sitzenden Mädchen von Paul Gauguin?
Shainee konnte sich erst nicht entscheiden, die Tücher waren alle schön! Aber dann fand sie den genau richtigen Pareo: ein wundervolles Muster, Blau auf Gelb, das sie an einen indischen Sari erinnerte. Ganz zauberhaft!
Damit verschwand sie, hin und her gerissen zwischen Unbehagen und Übermut, in der rasch errichteten Umkleidekabine zwischen den Verkaufstischen.
Der Pareo war ein kostbares Stück aus Seide. Shainee warf ihn über die Leine und zog sich aus, Sandalen, Hose, Shirt, bis sie in Slip und Push-up vor dem großen Spiegel stand. Der Wonderbra saß perfekt, es war nichts zu sehen.
Sie legte sich den Pareo um, zog die beiden Ecken unter den Armen durch, verschlang sie vor der Brust und verknotete sie locker hinter dem Hals. In weichen Falten umschmeichelte der Stoff ihren Körper. Sie betrachtete sich im Spiegel, drehte sich auf Zehenspitzen und öffnete den Knoten wieder. Mutig geworden, schlang sie den Knoten über der Brust. Die langen Enden fielen hinunter bis zu ihrem Bauchnabel, und sie steckte die Hibiskus-Blüte in den Knoten. So hatte sie sich das vorgestellt. Aber die Träger des Wonderbras störten.
Shainee ließ den Pareo zu Boden fallen, fasste nach hinten, öffnete die Haken und zog ihn aus.
Nackt betrachtete sie sich im Spiegel. Nach der Vorfreude war der Anblick wie immer ernüchternd.
Die beiden Narben, die quer über ihre Brüste verliefen, wo andere Frauen ihre Brustwarzen haben, traten wegen des Bräunungssprays, das sie in den letzten Tagen aufgetragen hatte, nicht so stark hervor wie sonst. Aber der Bronzeton der getönten Pflegecreme war verwischt, und die wie Perlmutt schillernden Narben traten jetzt wieder deutlich hervor. Seit den Operationen hatten sie sich von einem dunklen Violettblau zu einem helleren Purpurrot verfärbt.
Shainee erinnerte sich, wie sie nach dem dritten Krankenhausaufenthalt zum ersten Mal den stützenden Verband abnahm. Sie hatte geheult. Ihre linke Brust hatte ausgesehen, als wäre sie in einem Stacheldraht hängen geblieben, die rechte war damals noch gesund und unversehrt gewesen. Und viel größer als die linke. Jetzt waren beide gleich. Die Narben waren glatt und glänzend wie Perlmutt, die verbrannte Haut war verheilt, konnte wieder sanfte Berührungen wahrnehmen und schimmerte wie Seide.
Ganz sanft legte sie ihre Hände um ihre kleinen Brüste, so wie Mark es immer tat, wenn er sie küsste und sie dabei streichelte. Sie empfand nichts dabei, denn unterhalb der langen Narben war die Haut noch immer gefühllos und würde es vermutlich auch für immer bleiben. Mark beteuerte, er fände sie immer noch attraktiv und begehrenswert und habe keine Probleme damit, dass beide Brüste amputiert und mit Silikon rekonstruiert waren, aber das stimmte nicht. Er gab sich unendlich viel Mühe, seine Gedanken und Gefühle vor ihr zu verbergen. Aber sie spürte, er war immer noch verunsichert und gehemmt, genau wie sie. Hoch sensibel und sehr verletzlich. Nichts war wie früher, nicht ihre Gefühle füreinander, die sie immer offen aussprechen konnten, nicht die Zärtlichkeit, nicht die Leidenschaft.
Plötzlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie presste ihr Gesicht in den Pareo und weinte mit zuckenden Schultern.
Ich will mein Leben zurückhaben.
Aber dieser Wunsch wird niemals in Erfüllung gehen.
Schniefend trocknete sie ihre Tränen und zog sich hastig wieder an. Sie konnte den Pareo nicht tragen, nicht ohne Push-up. Sie war noch nicht so weit!
Mit gesenktem Blick und dem blaugelben Tuch über dem Arm stolperte Shainee aus der improvisierten Umleidekabine ...
.... und stieß dabei mit einem Mann zusammen, der sich die bunten Pareos ansah, die von der Decke hingen.
Wüsten- und dschungeltaugliches Expeditionsoutfit, sieh mal einer an. Feste Schnürstiefel, sandfarbene Cargohosen mit einem Reiseführer in der Knietasche, khakifarbenes Shirt mit aufgekrempelten Ärmeln, weißer Stetson. Sehr eigenwillig, sehr abenteuerlich, ein bisschen wie Robert Redford in Out of Africa .
Als er sich zu ihr umdrehte, erkannte sie ihn. Vorhin, als sie auf ihrer Veranda gesessen und gelesen hatte, hatte er trotz der starken Strömung im Meer geschwommen. Obwohl er immer wieder zu ihr herübergesehen hatte, war kein erwartungsvoller Sie-kommen-mir-irgendwie-bekannt-vor-Blick dabeigewesen. Und auch jetzt konnte sie kein
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