Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
unverschämtes Ich-weiß-wer-Sie-sind-Lächeln entdecken. Hatte er sie denn nicht erkannt?
Er zog sich die Earphones seines BlackBerry, der in einer Gürteltasche steckte, aus den Ohren. Dann tippte er mit dem Finger an den Stetson und schmunzelte charmant. »Hey.«
Alanis Morissettes Uninvited zirpte aus seinen Ohrstöpseln – er hatte voll aufgedreht.
»Hey.« Shainee zwang sich zu einem entschuldigenden Lächeln. »Tut mir leid.«
»Kein Fall für den Notarzt«, witzelte er und winkte lässig ab. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er mit australischem Akzent.
Doch eher Hugh Jackman in Australia , schoss es ihr durch den Kopf. Nur wesentlich smarter und attraktiver, definitiv ein Kandidat für die Endauswahl als Sexiest Man Alive.
Verlegen fuhr sie sich über die brennenden Augen. »Alles in Ordnung. Es geht mir gut.«
»Kann ich etwas tun außer toll auszusehen?«
Und gut zu riechen, dachte sie und schnupperte sanft an seinem klassisch-eleganten Eau de Toilette. Ganz unverkennbar 1881 von Cerruti. Der Duft für den Mann, der sich seiner Attraktivität sehr wohl bewusst ist. Der Duft der puren Männlichkeit, markant, lässig, natürlich.
Shainee lächelte matt, war aber sofort wieder ernst. »Nein, vielen Dank«, presste sie hervor und drängte sich an ihm vorbei zur Verkäuferin.
Die war enttäuscht, dass Shainee den Pareo nicht kaufen wollte. Aber sie merkte ihr an, wie schwer es ihr fiel, denn sie legte Shainee die Hand auf den Arm und lächelte ermutigend. Ihr Blick sagte: Lassen Sie sich Zeit. Überlegen Sie in Ruhe. Dann kommen Sie wieder.
»Merci. Au revoir!« Als Shainee sich umwandte, um den Laden so schnell wie möglich zu verlassen, stand der Aussie hinter ihr, und sie rannte ihn beinahe schon wieder um.
Er sprang rechtzeitig zur Seite, und sie hastete an ihm vorbei. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie seinen betroffenen Blick. Hatte er ihre Tränen gesehen?
Die kleinen Narben an ihrem Oberarm, wo der Ärmel ihres Shirts hochgerutscht war ...
Bestürzt sah Tim ihr nach, bis sie auf die Straße hinausstürmte.
Als er heute Nachmittag in der Lagune geschwommen hatte, saß sie im Liegestuhl auf ihrer Veranda und las im Schatten des Vordaches aus Palmwedeln. Nicholas Sparks, glaubte er. Aber er war nicht nahe genug gewesen, um den Titel auf dem Cover lesen zu können. Eine Weile hatte sie mit ihrem Coconut Kiss mit Ananasscheibe und pinkfarbenem Papierschirmchen auf den Stufen gehockt, die Füße ins Wasser gehalten und immer wieder zu ihm herübergesehen. Aber sie hatte sich nicht ihren Bikini angezogen und war zu ihm in die Lagune gesprungen. Okay, die Strömung, die zwei oder drei Schwimmstöße vor den Overwater Bungalows vorbeizog, war sehr stark. Aber wenn ihre Kräfte nicht ausgereicht hätten, hätte sie sich doch jederzeit zu den Stufen seiner Veranda treiben lassen können. Oder er hätte sie gerettet. Dass sie keinen Bikini getragen hatte, sondern eine weiße Hose und ein weites Shirt, lag ganz sicher nicht daran, dass sie nicht die passende Figur hätte, o nein, ganz sicher nicht! Sie war nicht der Typ, der den Bauch einzog und die Schultern straffte, wenn sie sich beobachtet fühlte. Sie war selbstbewusst genug, um zu wissen, dass Männer sich nach ihr umdrehten. Dass sie sich nicht genüsslich in der Sonne gerekelt hatte, obwohl sie braungebrannt war, musste einen Grund haben. Die kleinen Narben an ihrem Arm ...
Als sie in Richtung Marché verschwunden war, drehte Tim sich um und hob die Plastiktüte mit dem Modellbausatz für die HMS Bounty auf.
Okay, Revell-Bausätze mit derart vielen Teilen waren nichts für Fünfjährige, da wäre Lego besser, oder Playmobil, aber er wollte die Bounty zusammen mit Kyle bauen und bemalen. Sein Kleiner hätte bestimmt riesigen Spaß dabei, und er könnte etwas mit ihm zusammen unternehmen, was beiden in Erinnerung bleiben würde. Was Jodi hoffentlich versöhnlicher stimmen würde.
Als er vorhin mit Kyle geskypt hatte, klang der Kleine, sonst munter und fröhlich, ziemlich niedergeschlagen. Jodi hatte versucht, Tim zu beruhigen: Kinder hätten eben ihre Launen. Aber das war es nicht. Tim wusste, dass Kyle alles mitbekommen hatte, was zwischen Jodi und ihm passiert war – natürlich hatte er das, er war ein aufgeweckter Junge. Kyle wusste, dass Mummy und Daddy sich getrennt hatten. Dass er, wenn er nach Sydney zurückkehrte, nicht mehr in ihrem Haus leben würde. Na klar, das machte Kyle traurig, weil er es nicht
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