Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
ändern? Wenn ich nicht für Médecins Sans Frontières in Katastrophengebiete reise, sondern in Sydney bleibe und mich um das Krisengebiet meiner Ehe kümmere? Ich weiß es nicht. Okay, eine eigene Wohnung, um meine Freiheit zu genießen, eine Auszeit, um über das, was wir bei einer Scheidung verlieren werden, in Ruhe nachzudenken. Und dann? Jodi und ich, wir haben so viele schöne gemeinsame Erinnerungen. Wir haben Kyle. Wir haben die Chance auf eine bessere Zukunft. Wir müssen sie doch nur ergreifen ...
Als er an ihre Tür klopfte, öffnete ihm Shainee mit einem strahlenden Lächeln. Sie trug die Blütenkette und den Pareo, die er ihr geschenkt hatte, und sie sah einfach umwerfend aus. Um ein möglichst lässiges Auftreten bemüht, trat Tim ihr entgegen und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. »Gut geschlafen?«
»Ein paar Stunden zu wenig«, gestand sie leichthin, und er lachte. »Komm rein.«
Arm in Arm an die Verandabrüstung gelehnt, sahen sie im ersten Morgenlicht das Auslegerboot mit dem Frühstück herangleiten. Von wegen Petit-déjeuner avec Café au lait et Croissants au chocolat! Oder ein deftiges American Breakfast mit Bratkartoffeln, Eiern und Speck, dazu Pancakes mit Ahornsirup und Kaffee! O nein! Shainee kriegte sich nicht mehr ein vor Lachen, als der Tisch für ein dreigängiges Menu à la tahitienne eingedeckt wurde. Zu ausgelassener Stimmung und eisgekühltem Champagner wurde die Vorspeise serviert: Poisson cru, ein Salat aus rohem, mariniertem Thunfisch, der in einer halben Kokosnuss angerichtet war. Dazu gab es frischen Ananassaft. »Einfach köstlich!«, freute sich Shainee, als Tim die Teller abräumte, um sie ein bisschen zu verwöhnen. »Ist was anderes als eine Schüssel Choco Pops oder Crunchy Nuts zum Frühstück.«
Und wie ihre Augen leuchteten, als sie unter die silberne Speiseglocke lugte und das Spicy Chicken Tahiti Style entdeckte: zartes Hühnchen, in Butter gebraten, mit Rosinen und Ananas, gewürzt mit Kokosflocken, Vanille und Zimt. »Yummy! Tim, du bist ein Schatz.«
Aber das Dessert toppte alles: French Toast à la tahitienne. Mit karamelisierten Bananen und gerösteten Walnüssen. Und zartschmelzendem Vanilleeis. Bei einer Tasse Café au lait beobachteten sie still den Sonnenaufgang, der die Berge von Moorea am Horizont in ein feuriges Licht tauchte. Seine Gedanken waren dort drüben, und ihre wohl auch, als er unvermittelt das Schweigen brach: »Shainee, ich möchte dir etwas schenken.«
Sie stellte die Tasse weg und sah ihn an. »Und was?«
»Etwas von deiner Wunschliste. Du hast mir gestern Abend davon erzählt, erinnerst du dich? Du hast deine Wünsche auf die Rückseite einer Postkarte geschrieben. Würdest du sie mir zeigen? Ich möchte dir einen deiner Wünsche erfüllen.«
Shainee zögerte nur kurz, dann holte sie die Liste aus ihrem Koffer. Sie hatte sie auf die Rückseite einer traumhaft schönen Karte von Bora Bora geschrieben. Die ersten Wünsche waren bereits durchgestrichen.
1. Das Lächeln eines Fremden erwidern, ohne Worte
2. Mit allen Sinnen genießen, solange ich es kann
3. Sanfte Worte voller Verständnis, ohne Mitleid, ohne Trost
4. Eine lange Umarmung genießen, wenn ich sie wirklich brauche
5. Beim Einschlafen liebevoll zugedeckt werden
6. Lachen, mit Tränen in den Augen
Und so ging’s weiter. Nicht: Ich will das Leben von jemandem verändern, bevor ich sterbe. Oder: Ich will ausflippen und Fallschirmspringen lernen, oder Bungee Jumping, solange ich es noch kann. Oder: Ich will etwas hinterlassen, das mich und mein viel zu kurzes Leben überdauert. Es waren keine großen Wünsche, und sie waren kein bisschen verrückt, aber wenn sie Shainee glücklich machten, wollte er ihr so viele wie möglich erfüllen. Denn er erinnerte sich, was er gestern zu ihr gesagt hatte: »Glück ist ein Funke, der leicht überspringt. Wenn die Beschenkte glücklich lächelt, freut sich der Schenkende mit ihr.«
Also los, auf zur Inselrundfahrt! Schroffe Felsenküsten, Lavafelder in tropischer Wildnis, spektakuläre schwarze Strände, stille verträumte Lagunen und jede Menge Spaß – das würde ein richtig toller Tag werden! Und für den Abend hatte er auch schon Pläne ...
Aber erstmal ließen sie es ruhig angehen – und gingen shoppen. In Paea, einige Kilometer hinter Papeete, hielten sie beim Centre Artisanal. Shainee hatte sich in den Kopf gesetzt, sich für den Pareo zu revanchieren. Nicht, dass ihr sein
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