Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
auch, Daddy.« Und ganz leise, fast schüchtern, im selben Atemzug: »Darf ich die Playstation trotzdem behalten?«
Jetzt konnte Tim die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Wehmütig hielt er einen Augenblick inne und lauschte dem Meeresrauschen ...
Okay, Tim: Der Flug nach Sydney.
Kia ora, book your flights here.
Tim scrollte durch die Website von Air New Zealand. Der Flug Papeete – Auckland – Sydney war heute morgen um sieben gestartet. Vor drei Stunden also. Der nächste Flug ging ... da stand es ... morgen Nachmittag. Abflug in Papeete am Sonntag, Viertel nach fünf. Ankunft in Auckland, plus 1, am Montag, zwanzig nach zehn.
Also gut, dann weiter von Kiwiland nach Aussieland ...
Die letzte Maschine vor Mitternacht würde er nicht schaffen. Aber die erste am Dienstag, um sieben. Dreieinhalb Stunden Flug. Er war also ... genau, da stand es ... um halb acht in Sydney. Eineinhalb Stunden vom Flughafen nach Hause. Er könnte Kyle von der Schule abholen ... den Abend mit ihm verbringen ...
Plötzlich kämpfte er wieder mit den Tränen. Er tastete nach seiner Kreditkarte, als Shainee plötzlich aus dem tropischen Dschungel der Hotelanlage auftauchte. Über das Gras kam sie zu ihm herüber. Sie trug den Pareo. Und einen Blütenkranz aus weißen Tiare-Blüten. In der Hand hielt sie einen Umschlag.
Tim klickte Kiwi Air weg. Auf dem Desktop war jetzt ein Foto von Shainee zu sehen. Gestern aufgenommen, am schönsten Ort der Welt.
Ein paar Schritte entfernt zögerte sie kurz, sah ihn an und kam zu ihm herüber.
Keine Begrüßung, keine Umarmung, kein Kuss. Ihre plötzlich distanzierte Art tat ihm weh.
Sie sahen sich in die Augen, aber keiner sagte etwas. Shainee sah so schlecht aus, wie Tim sich fühlte.
Schließlich legte sie den Umschlag auf den Tisch und trat neben ihn, um einen Blick auf das Notebook zu werfen.
Tim hörte sie tief einatmen, als sie ihr Foto auf dem Desktop sah, das Leuchten in ihren Augen, das glückliche Lächeln auf ihren Lippen. Er spürte ihre Hand auf seiner Schulter, als sie sich über ihn beugte, um die Website von airnewzealand.co.nz aufzuklicken.
Ankunft in Sydney: Dienstag, 21.06.2011, 7.30 Uhr.
Es fehlte nur noch die Nummer seiner Platin Card.
Dienstag?, fiel Tim in diesem Augenblick siedend heiß ein. Das war doch ihr Geburtstag!
Shainee nahm die Hand von seiner Schulter und wandte sich ab, um sich auf den leeren Stuhl gegenüber zu setzen. Ihre Bewegungen waren verhalten, als habe sie starke Schmerzen.
Und dieser Blick!
In den letzten Monaten hatte sie sich in einen Kokon aus Träumen, Hoffnungen und Sehnsüchten eingesponnen. Und dieser Kokon drohte nun zu zerreißen.
»Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte Tim.
»Es tut mir leid.«
Ein Freund.
Er nickte verhalten, während sie langsam ausatmete. Als sie weitersprach, war ihre Stimme sanft und leise:
»Ich habe Zeit gebraucht, um nachzudenken.«
Tim legte beide Hände in den Schoß und blickte zu Boden. »Wir hätten das nicht tun dürfen.«
Sie lächelte ihn an, aber ihre Augen waren traurig. »Wir haben nichts getan, Tim.«
»Nein.«
Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, beide Arme auf den Lehnen. »Schade«, sagte sie so leise, dass Tim erst glaubte, sich verhört zu haben.
Wie jetzt?
Er sprang auf und nahm den Umschlag vom Tisch. Als er sich wieder auf seinen Stuhl fallen ließ, begann sie ganz leise, wie für sich selbst, Somewhere over the rainbow zu singen.
Tim sah ihr in die Augen und öffnete dabei den Umschlag.
Nicht gerade Céline Dion oder Beyoncé Knowles, aber gar nicht mal so schlecht. Ihre Stimme, kaum mehr als ein Flüstern, hatte etwas unbeschreiblich Sinnliches.
Ein warmes Gefühl rieselte durch seinen Körper.
Okay, Tim: der Umschlag.
Darin steckte ein Voucher für eine Bootstour rund um Moorea. Parasailing, Korallentauchen, Rochen streicheln, mittags Badespaß am Strand mit tahitianischem Fingerfood, abends Grillen am Lagerfeuer. Ein ganzer Tag im Paradies, gebucht für Tim und Shainee.
Ja, so stand es da: Tim und Shainee.
Als wären sie ein Paar.
Dann erst sah er es. Ganz unten auf der Seite hatte sie noch etwas geschrieben:
I U.
Dunkelheit ... ein stetiges Piepsen ... Druck auf ihrer Brust, als liege etwas auf ihr ... und da waren auch Schmerzen in ihrem Kopf ...
Ein leises Stöhnen – war sie das?
Im Traum?
Sie spürte die Panik in sich aufsteigen, sie fühlte, wie ihr Herz raste und Wellen von Schmerz ihr Hirn durchfluteten, und sie
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