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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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keine Lust habe, willige ich ein. Soviel zu meinem neuen Egoismus!
    Nach einer Stunde, in der ich mir nur Lobeslieder auf Inge anhören durfte, sind Rudi und ich handelseinig. Er will, bei seiner eigenen Beerdigung, so wenig Thema wie möglich sein. Es soll um Inge gehen, Inge die sein Leben bereichert und lebenswert gemacht hat. Ich verspreche, mich an seine Vorgaben zu halten.
    »Manchmal«, sagt Rudi, am Ende unseres Gesprächs, »bist du mir näher als mein eischener Sohn. Isch hab dich werklisch gern, Andrea.«
    Mir steigen die Tränen auf. Es ist lange her, dass jemand so etwas Liebevolles zu mir gesagt hat. Das »Isch hab disch werklisch gern« kam aus vollem Herzen. Das hat gut getan.
    »Danke, Rudi«, schniefe ich, »ich habe dich auch wirklich gern und schon deshalb wäre ich sehr, sehr froh, wenn du noch eine Weile leben würdest.«
    Rudi nickt und seufzt. Dann steht er auf, tätschelt meine Schulter und will erst mal mit seinem Karl draußen eine Runde drehen.
    Ach, Rudi! Ich atme tief durch und beschließe, nach meiner Tochter zu schauen.
    Claudia liegt auf ihrem Bett und hört Musik.
    »Und, wolltet ihr nicht in den Zoo?«, frage ich grinsend.
    »Ach, Mama!«, antwortet sie nur gelangweilt.
    »Lust auf einen Spaziergang?«, frage ich.
    »Ne, das ist ja fast wie Zoo! Nur ohne Tiere!«, gähnt sie demonstrativ.
    Dann halt nicht. Ich habe kurz gedacht, so ein Mutter-Tochter-Spaziergang könnte die Fronten ein wenig aufweichen. Aber wer nicht will, der hat schon. Auch ein alter Spruch meiner Eltern.
     
    Christoph hat, wie erwartet, natürlich null Unrechtsbewusstsein.
    »Die wollten nicht. Was soll man da machen! Und Mark hatte total Lust, zum Golfplatz zu fahren. Das hat ja dann gepasst. Claudia und Rudi eben nicht, gut, man kann es ja auch nicht allen recht machen«, seufzt er noch.
    Ich muss mir wirklich mehr von Christoph abgucken. Einfach alles so drehen, bis es den eigenen Wünschen entspricht. Bei aller Wut kann ich eine gewisse Bewunderung nicht unterdrücken.
    »Das hast du dir ja fein zurechtgebogen!«, schnauze ich ihn an.
    »Meine Güte, Andrea. Du brauchst wirklich Urlaub. Du bist so negativ, das ist ja schrecklich«, schnauzt er zurück.
    Unsere Gespräche haben etwas furchtbar Fruchtloses. Ich blaffe ihn an, er blafft zurück. Im Normalfall ziehe ich den Kürzeren. Gebe auf. So auch heute. Ich will einfach nicht noch den letzten Rest meiner Saunaerholung drangeben.
    Abends gehen wir alle zusammen in die Pizzeria um die Ecke. Den Küchendienst habe ich verweigert. Es ist kein toller Abend, aber immerhin einer ohne Streit. Ich esse, um mein Gemüt zu beruhigen. Eine fette Salamipizza und hinterher noch ein Tiramisu. Für die Seele wunderbar, für die Figur eher weniger. Ist mir heute aber schnuppe. Kippe noch einen weiteren Wein und dann einen Latte macchiato. Wenn schon, denn schon.

4
    Der Sonntag plätschert einfach so vor sich hin. Keine nennenswerten Ereignisse. Jeder macht seins. Christoph ist seit dem frühen Morgen – Überraschung! – beim Golfturnier, Mark beim Kicken mit Freunden, Rudi bei Inge auf dem Friedhof und Claudia in ihrem Zimmer.
    Ich wurschtele so vor mich hin. Im Hinblick auf den nahenden Mallorca-Aufenthalt probiere ich meine Badebekleidung. Die Bikinis sind ein Fiasko, was allerdings weniger an den Bikinis als an meiner Figur liegt. Ich bekomme eine richtige Wampe, denke ich beim Blick in den Spiegel. Früher waren die Oberschenkel meine Problemzone, jetzt will auch der Bauch schleunigst eine werden. Und das Fleisch wird irgendwie auch welker. Ich muss was tun, überlege ich wehmütig. Der Bauch muss weg. Ich sehe aus wie im vierten Monat. Wie soll ich den bis Mallorca wegkriegen? Selbst wenn ich keinen Bissen mehr zu mir nehme, wird das knapp. Bikini kann ich definitiv vergessen. Der Bauch ist so feist, dass man ihn nicht mal einziehen kann. Außerdem – selbst wenn! Ich kann ja nicht stundenlang den Bauch einziehen. Na toll, dass ich mir gestern noch die feiste Pizza reingehauen habe!
    Ich brauche einen Badeanzug. Einen dieser Modelle, die in der Körpermitte so festen Stretchstoff haben und alles wegdrücken. Passend dazu am besten noch einen dieser Pareos, die man sich umwickeln kann. Schließlich müssen ja auch die Oberschenkel geschickt kaschiert werden. Ich werde morgen nach der Arbeit in die Stadt gehen müssen – oder immens an meinem Selbstbewusstsein arbeiten. Eigentlich kann es mir ja egal sein, wer meinen Bauch sieht. Es sollte mir egal sein. Aber

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