Lackschaden
erklären. Sie kennt mich.
Ich raffe mein Zeug zusammen und sehe zu, dass ich das Haus schnell verlasse. Ich möchte ungern Zeugin von unerquicklichen Zoodiskussionen werden.
Wir treffen uns vor der Therme. Ein riesiges, ziemlich hässliches Etwas. Ein Klotz mitten in der Landschaft. Egal, es gibt hier diverse Saunen, ein schön warmes Thermalbad und keinerlei Rutschen. Ein Garant für wenig Kinder. Wenn ich meine zu Hause lasse, bin ich nicht wild auf fremde.
Sabine und ich machen uns eine schöne Zeit. Wir sitzen in der Sauna und betrachten beim Schwitzen andere Körper. Wer mit seinem Körper hadert (und welche Frau tut das nicht!) sollte in die Sauna gehen. Das entspannt phänomenal. Da ist die Bandbreite riesig. Und die Mehrheit hat keinen Modelkörper. Es gibt jede Menge Speck, Cellulite, Krampfadern, Besenreiser und massenhaft Tattoos zu sehen. Gleich fühlt man sich in seinem eigenen Körper um einiges wohler.
Sabine hört sich geduldig mein Gejammer über Christoph und mein Leben an.
»Nimm dir einen Geliebten, trenn dich oder tritt ihm in den Hintern! Sonst wird sich nichts ändern. Also mach was, sonst will ich das alles nicht mehr hören«, ist ihr abschließender Kommentar.
Wahrscheinlich hat sie recht. Ich werde unseren Urlaub abwarten. Mal sehen, was sich da tut. Vielleicht ist Christoph einfach nur abgearbeitet. Vielleicht werden im Urlaub die alten Gefühle ja wieder aufleben. Wenn nicht, muss ich vielleicht tatsächlich etwas verändern. Oder mich eben arrangieren. Das, was ich ja schon die ganze Zeit tue.
Über meine Sorgen mit Claudia lacht Sabine nur.
»Kannst du dich nicht mehr erinnern, wie wir waren? Ich wollte auch nur weg von der Schule, raus ins Leben. Kann man doch verstehen.«
Dass sich der Blickwinkel ein wenig ändert, wenn man auf einmal nicht mehr das Kind, sondern die Mutter ist, leuchtet ihr allerdings ein.
Wir unterbrechen unsere Teenagerdebatte, als ein Mann, gleich vor uns, eine Bank tiefer, aufsteht. Quer über seinen Hintern hat er »Hier geht’s rein!« tätowiert. Wir sind fassungslos. Das nenne ich mal eine klare Anweisung!
Nach zwei Saunagängen buche ich mir eine Massage. Olga, eine langbeinige und kräftige Russin, nimmt sich meines Körpers an.
»Alles sähr verspannt!«, konstatiert sie. »Musst du mähr entspannen und Rücken trainieren!«
Ich nicke und versuche zu entspannen, während Olgas kräftige Hände mich ordentlich durchkneten.
Anschließend liege ich ermattet und still neben Sabine auf der großen Dachterrasse und genieße ein paar Sonnenstrahlen. Das ist das Wunderbare an guten Freundinnen. Man muss nicht immer reden. Man hat nicht das Gefühl, jemanden unterhalten zu müssen. Sabine ist sowieso nicht die Frau, die in Sachen Männer Ratschläge geben sollte. Sie hat selbst nicht das beste Händchen für Männer. Das sieht sie allerdings anders. »Auch wenn man selbst noch nie Bungee Jumping gemacht hat, darf man ja wohl eine Meinung dazu haben!«, ist ihr Credo.
So oder so – der Tag ist schön. Ruhig, entspannt und herrlich unaufgeregt.
Als ich nach Hause komme, bin ich erstaunt. Rudi öffnet mir die Tür.
»Bist du gar nicht mit in den Zoo gegangen, oder seid ihr schon wieder zurück?«, will ich wissen.
»Welcher Zoo?«, antwortet mein Schwiegervater überrascht.
»Christoph wollte doch mit euch allen in den Zoo gehen!«, sage ich und spüre, wie sofort jegliche Erholung schwindet. Ich ahne bereits, was hier los ist.
»Niemand wollte in den Zoo, und da sind Christoph und Mark zum Golf, Claudia ist oben und Karl und ich warn spaziern.«
Was, um alles in der Welt, hat Mark auf den Golfplatz gelockt? Mein Sohn spielt kein Golf. Mit welchem Köder hat Christoph ihn bloß dorthin gekriegt?
»Wieso ist denn Mark mit zum Golf?«, löchere ich Rudi.
»Er hat em versproche, des er den Golfwache fahrn derf. Un er durfte des iPad vom Christoph mitnehme«, antwortet er.
Jetzt ist mir alles klar! Und ich bin stinksauer. Da hat Christoph ja wieder mal bekommen, was er wollte. Bekommen ist hier vielleicht der falsche Ausdruck. Richtig muss es wohl heißen: Er hat sich genommen, was er wollte. Von seinem Egoismus könnte ich mir mal eine Scheibe abschneiden. Wahrscheinlich liegt hier sowieso einer meiner Hauptfehler. Ich bin nicht egoistisch genug. Das wird sich ändern, nehme ich mir vor.
»Wollen wir zwei jetzt ema reden?«, unterbricht Rudi meine Gedanken. Mir fällt keine schnelle Ausrede ein, und obwohl ich dazu gerade gar
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