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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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tut gerade so, als wäre ich im Frachtraum transportiert worden.
    »Na, also da hätte ich mich aber beschwert!«, stöhnt sie auf.
    Ich kapiere immer noch nichts. Aber Christoph scheint ein Licht aufzugehen.
    »Tja«, wirft er ein, »man kann sich seine Sitznachbarn eben nicht aussuchen, soweit ist es beim Fliegen halt noch nicht.«
    Reden die etwa von Jens, meinem großzügigen Bierspender? Müsste ich mich jetzt nicht für ihn in die Bresche werfen? Zum Glück kommt Christophs Golfgepäck bevor ich loslegen kann.
    »Na dann!«, trennt sich Christoph nur ungern von seiner neuen Lieblingsfamilie. »Ich wünsche eine schöne Zeit!«
    »Gleichfalls«, sagt Frau Einkaräter, »und seien Sie nur vorsichtig, wenn Sie aus dem Flughafen rauskommen. Es gab in letzter Zeit sehr unschöne Diebstähle.«
    Ihr Gatte nickt nur. Uff! Die wären wir erst mal los.
    Wir verlassen den Flughafen, die Sonne scheint, und ich klammere mich an mein Handtäschchen. Christoph reckt seinen Kopf in Richtung Himmel und strahlt.
    »Was für ein Wetterchen!«, freut er sich.
    Was hatte er denn im Hochsommer auf Mallorca erwartet? Nebel, Nieselregen und Glatteis? Wetterchen? Seit wann redet mein Mann so? Bald sagt er wahrscheinlich auch noch Prösterchen – oder Stößchen. Ich weiß, das ist ein wenig kleinlich, aber ich finde diese Wortschöpfungen erbärmlich. Dieses gewollt Originelle ist extrem unoriginell.
     
    Wir werden in einem Kleinbus transportiert. Außer uns sind noch zwei Paare und eine Familie mit zwei Kindern im Bus.
    »Ist unser siebtes Mal im Robinson Club!«, verkündet eine der Frauen stolz. »Wir fühlen uns sooo wohl dort«, erzählt sie ungefragt weiter.
    Was für eine Überraschung. Man fährt ja wohl kaum sieben Mal irgendwohin, wo es scheußlich ist. Eine lebhafte Unterhaltung setzt ein. Wer schon wo in welchem Club war. Ich beteilige mich nicht, sondern schaue aus dem Fenster.
    Das also ist Mallorca. Es ist grüner, als ich erwartet habe und das im Hochsommer. Wir brettern über die Autobahn. Lassen Arenal, die Bettenburg und Sammelstelle der Ficken-Blasen-Saufen-Kumpels, die Sangriaeimer-Bucht und das Zuhause von Jürgen Drews rechts liegen. Wir fahren Richtung Osten. Der Club liegt im Südosten der Insel, am Rande von Cala Dor. Küste des Goldes. Großspuriger Name, mal sehen ob er verdient ist. Ich warte auf das Meer. Ich liebe das Meer. Zum Anschauen vor allem. Ein Blick aufs Meer hat etwas Relativierendes. Diese Größe, diese Macht, diese Unendlichkeit. Meer beruhigt mich.
    Wir verlassen die Autobahn. Endlich. Campos heißt der erste Ort durch den wir fahren. Nicht gerade aufregend und kein Meer weit und breit. Die Robinson-Club-Sachverständige Ariane gerät beim nächsten größeren Ort ins Schwärmen.
    »Das ist Santanyi, hier ist es so hübsch, und die haben einen wunderbaren Markt immer mittwochs und samstags. Und so nette Cafés. Ich setze mich immer ins Hotel Santanyi, trinke einen schönen Aperol Sprizz und beobachte die Marktbesucher.«
    Sie kriegt sich vor Begeisterung gar nicht mehr ein. Ich kann auf den ersten Blick aus dem Busfenster nicht in Ekstase verfallen. Ariane scheint meinen Blick bemerkt zu haben.
    »Das ist die Umgehungsstraße, drinnen im Ort ist es wirklich total niedlich. Richtig mallorquin.«
    Wie auch sonst auf Mallorca. Man könnte denken, sie sei vom Mallorquinischen Tourismusverband und müsste uns noch hier im Bus von der Insel überzeugen. Zwanzig Minuten später halten wir endlich vor dem Club.
    »Schön, dass ihr da seid!«, begrüßt uns ein Animateur.
    Clubleben heißt mit jedem auf Du und Du zu sein. Alle im Club duzen sich. Kein Problem. Ich bin oft kleinlich, spießig und auch prüde, aber das macht mir relativ wenig aus.
    Auf Christoph wartet gleich an der Rezeption schon eine Nachricht.
    »Schnapp die Eisen, wir sind auf der Driving Range! Fritz.«
    »Wer, um alles in der Welt, ist Fritz?«, frage ich Christoph, dem ich ansehe, dass er am liebsten sein Golfbag schnappen und direkt losrennen würde.
    »Fritz ist der Heine Fritz, mein Golffreund aus dem Club. Die Heines sind schon heute Morgen angekommen. Mann – und da ist der schon auf der Range, cool.«
    Sehr cool.
    »Können wir erst noch aufs Zimmer oder willst du gleich zur Range?«, frage ich meinen Mann und meine diese Frage natürlich keineswegs ernst. Er sieht aus, als würde er tatsächlich überlegen.
    »Erst aufs Zimmer«, antwortet er, und ich bin dann doch erleichtert. Jedenfalls so lange bis er sagt:

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