Lackschaden
Clubrestaurant zum Essen!«, teilt mir mein Mann netterweise noch mit.
Am liebsten wäre mir, ich könnte sagen: »Viel Spaß! Ich habe am Strand schon andere Verabredungen getroffen«, aber da ich nicht mehr fünf Jahre alt bin, verschiebe ich mein Beleidigtsein und sage nur: »Ich beeile mich.«
Meine Haut brennt, und ich würde am liebsten nackt gehen. Ich entscheide mich für ein leichtes Sommerkleid ohne Ärmel, und selbst das ist nicht wirklich angenehm auf der Haut.
»Hast du dich nicht eingecremt, oder was ist los?«, fragt mich ausgerechnet der Mann, der normalerweise findet, dass Sonnencreme nur etwas für Weicheier ist.
»Nicht genug!«, antworte ich knapp, und wir gehen los.
Auf Gaby freue ich mich fast. Es sieht ja ganz danach aus, als würde ich meine Ferien hauptsächlich mit ihr verbringen. Zum Glück spielt sie kein Golf.
»Wir haben morgen früh eine Startzeit!«, verkündet mir mein Mann noch schnell auf dem Weg.
»Was heißt das jetzt genau?«, frage ich nach.
»Na was wohl«, antwortet er ungeduldig, »wir spielen Golf in Vall D’or, dem Platz hier in der Nähe.«
»Und was mache ich?«, will ich wissen.
»Du kannst ja mitkommen und dich auf die Terrasse setzen. Oder mit uns über den Platz laufen«, ist Christoph nicht um eine Antwort verlegen.
Der hat ja nicht alle Tassen im Schrank. Ich soll mich vier Stunden auf eine Terrasse setzen, um zu warten, bis die Herren ihre Golfrunde beendet haben? Spannender geht’s ja wohl kaum.
»Du spinnst doch!«, sage ich nur und gucke beleidigt.
Unser erster Urlaubstag – und mein Mann verzieht sich auf den Golfplatz. Was habe ich bloß erwartet?
»Du kannst dir doch auch einen netten Tag hier im Club machen, mal ins Fitnessstudio gehen oder so!«, schlägt Christoph dann noch vor.
Eine Idee toller als die andere!
»Jetzt lass uns erst mal gucken, wo die anderen sind!«, sagt Christoph, als wir das Clubrestaurant betreten.
Endlich! Gleich gibt’s Nahrung. Es riecht wunderbar und mein Blick fällt auf ein gigantisches Büfett. Das hebt meine Laune sofort. Essen ist wirklich der Sex des Alters. Alle sitzen an großen Tischen – ein Prinzip des Clublebens um das Miteinander zu stärken.
»Andrea!«, kreischt es auf einmal quer durch den Raum.
Es ist Gabys Stimme. Sie sitzen draußen. Ich erkenne Gaby sofort. Sie winkt und ihr Blondhaar schwingt hin und her. Schön, dass mein Erscheinen mal eine solche Begeisterung auslöst. Lukas hat seinen unvermeidlichen dunkelblauen Blazer mit Goldknopf an und Gaby ein maritimes Sommerkleidchen mit der Betonung auf chen. Wenig Kleid mit viel Geringel. Neben Gaby und Lukas sitzt ein weiteres Paar. Das müssen die Heines sein. Ich begrüße zunächst Gaby und Lukas und dann fällt mein Blick auf Herrn Heine.
»Das ist der Fritz!«, sagt mein Mann. Ich sehe Fritz und weiß sofort, dass ich ihn schon mal gesehen habe. Dieses gegelte Haar, dieser arrogante Blick – schlagartig weiß ich, wer Fritz ist. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Fritz ist der Jaguar-Mann. Das Arschloch, das mir den Parkplatz weggeschnappt hat. Oh mein Gott! Wie kann das sein? Es gibt Millionen Kerle, nein Milliarden auf der Welt und hier sitzt jetzt ausgerechnet der Fritz, dem ich den Jaguar geklaut habe. Er mustert mich sehr gründlich.
»Kennen wir uns nicht?«, fragt er dann und meine pinkfarbene Gesichtshaut wechselt abrupt zu einem dunklen Rot.
»Nicht, dass ich wüsste!«, antworte ich so ruhig wie möglich.
»Und das ist seine Frau Katharina«, stellt mir Christoph die Ehefrau vom Gel-Arsch vor.
Katharina ist eine aparte Person. Sehr schmal, dunkles Haar, zum Bob frisiert, leicht gebräunt, aber mit etwas angespannten Mundwinkeln. »Hallo!«, sagt sie nur.
Ich stammle ebenfalls »Hallo« und will am liebsten auf der Stelle verschwinden.
»Ich bin mir sicher, Sie zu kennen!«, legt Fritz noch mal nach.
»Dich!«, lacht Lukas. »Wir sind im Club, sei nicht so steif Fritzi, hier wird geduzt.«
»Also gut«, fügt sich Fritz, »dann bin ich mir eben sicher, dich zu kennen.«
»Ne«, sage ich, mit so fester Stimme wie möglich, »das wüsste ich doch, ich habe ein sehr gutes Personengedächtnis. Und ich spiele kein Golf.« Ich hoffe, er lässt sich überzeugen. Er sieht nicht so aus.
»Ich komme schon noch drauf!«, bleibt er hartnäckig. Ich hoffe inständig, dass er nicht drauf kommt.
Fritz und Katharina sind ein hübsches Paar, keine Frage. Sie sieht so aus, wie man sich eine Klischee-Pariserin vorstellt. Chic, zart,
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