Lackschaden
so deutliche und brutale Abfuhr. Das führt mit Sicherheit nicht dazu, dass man sofort wieder den nächsten Versuch startet. Im Gegenteil. Der Korb versaut uns also nicht nur den heutigen Abend (vor allem mir!), sondern auch die nächsten.
Dabei liest man doch ständig, dass Frauen einfach nur mehr in die Offensive gehen müssen. Sich mehr trauen sollen. Tja, in der Theorie eine wunderbare Idee – in der Praxis frustrierend. Männer müssen in ihrem Leben so manchen Korb wegstecken. Einfach weil sie es sind, die normalerweise den ersten Schritt machen. Oft genug werden sie dann unbarmherzig und knallhart von Frauen abgebügelt. Auch ich war häufig nicht wirklich charmant. Ein Fakt, den ich heute Abend bereue. Ein Korb vom eigenen Mann ist allerdings noch mal ein Spezialfall. Eigentlich sollte man ja vermuten, dass man sich hier auf sicherem, korbfreiem Gebiet bewegt. Pustekuchen …
Aber immerhin – ich habe verstanden. War ja auch schwer misszuverstehen.
Ich liege wach und schwitze mich durch die Nacht, trotz hochtouriger Klimaanlage. Meine innere läuft leider nur noch sehr untertourig …
Und jetzt hatte ich gestern Abend mal ein paar Hormone mobilisiert – und dann das! Was für eine Niederlage! Ich fühle mich nicht nur schwitzig, sondern auch unattraktiv, einfach nicht begehrenswert.
Christoph brabbelt vor sich hin. Ich kann nichts verstehen, aber das ist wahrscheinlich auch besser so. Wer weiß, vielleicht probiert er im Traum neue Ausreden aus?
10
Um halb sieben klingelt der Wecker. Wohlgemerkt – im Urlaub! Christoph ist schlagartig putzmunter und springt aus dem Bett.
»Guten Morgen!«, ruft er freudestrahlend.
»Es ist halb Sieben!«, knurre ich zurück.
Wozu hat man Urlaub, wenn man nicht ausschlafen kann? Ich bin keine Der-Frühe-Vogel-Fängt-Den-Wurm-Frau. Im Gegenteil: Der frühe Vogel kann mich mal. Im Alltag muss ich früh aufstehen, schon deshalb liebe ich das Ausschlafen.
»Du spielst doch erst um Neun!«, erinnere ich meinen Mann, der schon in Richtung Badezimmer strebt.
»Der Fritz und ich wollen vorher noch auf die Driving Range zum Einspielen!«, erklärt er seine Hektik.
Der Fritz. Den hatte ich gar nicht mehr auf dem Zettel. Hoffentlich hatte Fritz keine nächtliche Eingebung!
»Und kommst du mit zum Golf?«, fragt mein Mann doch tatsächlich, während er sich seine Golfklamotten zusammensucht.
Wie nett von ihm zu fragen! Ha. Eigentlich müsste er doch so langsam kapiert haben, dass es kaum etwas Langweiligeres für Nicht-Golfer gibt. Ich habe es ihm schon zigmal erklärt. Ich bin doch nicht im Urlaub, um mir makellosen Rasen anzusehen und dazu drei Kerle, die versuchen, einen kleinen Ball in ein sehr kleines Loch zu bugsieren. Ich bin allein vom Vorschlag genervt. Hört dieser Mann mir eigentlich nie zu? Ist das so schwer zu verstehen?
»Nein, ich komme nicht mit, heute nicht, definitiv nicht«, teile ich ihm, so freundlich wie gerade eben noch möglich, mit. Das fehlt noch: Stundenlanges neben Fritz Herlaufen. Ich sollte ihm so wenige Chancen wie irgendwie möglich zum Erinnern geben.
»Na, dann sehen wir uns spätestens heute Nachmittag. Pass auf mit der Sonne!«, sagt er freundlich. »Kommst du mit zum Frühstück?«, will er immerhin auch noch wissen.
»Ne, ich gehe später«, antworte ich.
Warum jetzt abhetzen, nur um den Herren ein paar Minuten Gesellschaft zu leisten? Wer allein zum Golfen geht, kann auch allein frühstücken.
»Dann beschwer dich aber nachher nicht wieder, ich hätte keine Zeit für dich!«, antwortet Christoph, während er sich seine Golfkappe auf dem Kopf zurechtrückt.
Rechnen wir jetzt schon in Minuten ab? Versucht er sich mit kleinen Frühstückseinladungen ein Zeitpolster zu erarbeiten? Beschwere ich mich wirklich so viel? Ich finde nicht. Im Gegenteil: Wenn ich alles sagen würde, was mir so auf den Wecker geht, würde er sich wundern. Sehr wundern. Mein Genörgel zieht mich selbst runter. Ich mag mich so auch nicht. Aber alles kann ich halt doch nicht schlucken. Es muss eben manchmal raus.
Christoph geht, und ich versuche, noch ein bisschen zu schlafen. Wenn man schon mal wach war und dann wieder einschläft, träumt man oft verrücktes Zeug. In meinem Traum reitet Fritz auf einem Jaguar und beide zeigen mir die Zähne … Fritz und der Jaguar … gruselig …
Gegen zehn Uhr wache ich auf und bin froh, dass mich im Traum keiner gefressen hat. Jetzt will ich frühstücken. Meine Haut hat sich über Nacht ein wenig
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