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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Alles, was über zwei, drei Jahre hinausgeht, ist nicht mehr leicht«, antwortet sie und zeigt Verständnis.
    »Manchmal denke ich über ein Leben ohne Christoph nach!«, rücke ich mit der ganzen Wahrheit raus.
    Irgendwem musste ich es mal sagen. Warum dann nicht Gaby? Vielleicht kann jemand, der relativ unbeteiligt ist, eine Situation besser und neutraler beurteilen.
    »Oje«, zeigt sie sich erschüttert, »das klingt ja mehr nach was Generellem!«
    »Ja, vielleicht ist es auch nicht urlaubsgeeignet, so als Gesprächsthema«, mache ich einen verbalen Rückzieher. »Vergiss es einfach.«
    »Ne, ne, ist schon okay, aber hier so mitten auf dem Weg ist vielleicht nicht der richtige Ort!«, sagt sie.
    »Ich wollte zum Strand. Magst du mitkommen?«, frage ich sie.
    »Mit der Haut willst du in die Sonne?«, kommt die prompte Gegenfrage.
    Nicht ganz unberechtigt die Frage. Ich sehe immer noch aus wie ein gut gebratener Hummer.
    »Ich creme mich noch mal ein, und dann können wir los!«, bejahe ich. »Meine Haut ist robust, das wird ganz bald braun!«, beruhige ich die entsetzt schauende Gaby noch.
    Sie selbst ist schön zart gebräunt. Sie sieht meinen Blick und lacht. »Selbstbräuner, damit ich hier nicht wie ein Mozzarella rumlaufen muss. Ansonsten creme ich mich mit Fünfziger ein. Die Sonne ist ja so gefährlich.«
    Da hat sie selbstverständlich recht, trotzdem liege ich gerne in der Sonne und grille vor mich hin. Ich weiß, dass es faltig macht, schließlich bin ich eine regelmäßige Frauenzeitschriftenleserin, aber trotzdem kann ich es nicht lassen. Ich bin lieber braun und faltig als weiß und faltig. So ein leicht gebräunter Teint (vielmehr geht bei mir eh nicht) wirkt auch direkt so gesund. Auch wenn er es definitiv nicht ist.
    »So und jetzt raus mit der Sprache!«, fordert mich Gaby auf, kaum dass wir unsere Handtücher auf den Liegen ausgebreitet haben. Eben noch hatte ich immensen Mitteilungsdrang, jetzt ist mir das Thema eher unangenehm. Ich kenne diese Frau doch fast gar nicht. Was, wenn sie eine Tratschtante ist?
    »Ach«, sage ich deshalb, »ich will jetzt lieber ein bisschen dösen, mir ist gerade nicht nach reden.«
    Gaby zeigt Verständnis: »Auch gut. Ganz wie du willst.«
    Das mag ich. Sie ist keine von den Frauen, die jetzt nachbohren und enttäuscht sind, weil sie eine große Herz-Schmerzgeschichte erwartet hatten.
    Wir verbringen den kompletten Nachmittag am Meer. Es weht ein leichter Wind, und die Hitze ist gut auszuhalten. Wir liegen einfach nur da, kühlen uns hin und wieder im Meer ab und mein Aperol Sprizz vom Vormittag sorgt dafür, dass ich ein schönes Nickerchen halte.
     
    Geweckt werde ich von Christophs Stimme.
    »Ach, da treibst du dich rum!«
    Dass man ein verspätetes Mittagsschläfchen jetzt schon Rumtreiben nennen kann, halte ich für übertrieben.
    »Und war’s schön?«, frage ich so freundlich wie möglich.
    »Schön ist untertrieben. Es war phantastisch. Der Platz, die Terrasse – alles so gepflegt. Ein piccobello Rasen. Und stell dir vor, ich habe mehrere Bogeys gespielt und sogar ein Par.«
    Gaby scheint beeindruckt. Im Gegensatz zu mir.
    »Da kannst du aber stolz sein!«, beglückwünscht sie meinen Mann.
    Da ist sie wieder. Die Schleim-Gaby, wie ich sie kenne. Der fehlen definitiv ein paar Pilze.
    »Wo sind denn die anderen Helden des Golfsports?«, macht sie gleich weiter.
    Mal ehrlich, das geht mir dermaßen auf den Keks. Ich könnte mich direkt aus dem Liegen heraus in den Sand übergeben.
    »Die sind zum Pool. Da liegt auch Katharina. Und wir wollten uns in einer Viertelstunde alle da treffen!«, freut sich Christoph.
    Meine Freude hält sich in Grenzen.
    »Ich dachte, wir zwei machen uns einen schönen Rest-Nachmittag!«
    »Machen wir doch auch, aber alle zusammen eben! Ist doch viel lustiger!«, sagt Christoph und bekommt natürlich Unterstützung von Gaby.
    »Toll, lass uns unseren Kram packen, wir waren eh lange genug hier unten. Los Andrea!«
    Ich will schmollend hier liegenbleiben und denke: Ihr könnt mich alle mal! So was von! Aber anstatt genau das zu tun, erhebe ich mich und sage: »Na gut.«
    Ich will nicht die Spaßbremse vom Dienst sein. Die doofe, klammerige Spielverderberin. Aber das hier läuft so gar nicht nach meinem Plan. Ich wollte endlich mehr Zeit mit meinem Mann verbringen, Dinge klären und mehr Intimität erleben. Und jetzt fühle ich mich hier wie auf Klassenfahrt. Immer schön in Gruppen zusammenbleiben. Keiner macht was allein!
    Heute

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