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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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ist anstrengend. Das Becken ist voll, die Musik dröhnt und Lieselotte ist an meiner Seite.
    »Ich bin allein hier. Du auch?«, fragt sie freundlich.
    »Eigentlich nicht«, antworte ich mit der bisschen Restpuste, die mir bleibt, »eigentlich aber doch.«
    Sie schaut erstaunt.
    »Wie meinst du denn das?«, will sie wissen.
    »Ich bin mit meinem Mann hier, aber der spielt Golf!«, sage ich und rolle als Kommentar mit den Augen.
    »Du spielst also nicht!«, antwortet sie.
    »Genau!«, sage ich nur.
    »Ist doch super, da können wir ein bisschen was miteinander unternehmen!«, freut sie sich. »Es sind leider sehr viel mehr Familien hier, als ich dachte. Die in meinem Reisebüro hat gemeint, das wäre eher ein Singleclub.«
    »Bist du Single?«, erkundige ich mich.
    Immerhin ist hier eine Person, die Kontakt sucht und tatsächlich mit mir spricht.
    »Ja, seit drei Jahren. Mein Mann hat sich neu orientiert. Mit anderen Worten: Er hat mich aussortiert und gegen ein jüngeres Model ausgetauscht. Profan, ein Klassiker und trotzdem sehr bitter. Ich will gar nicht drüber reden, das macht mir nur neue Falten, und ich werde so verdammt wütend«, erzählt sie mir.
    Verständlich. Allein der Gedanke macht mich sauer. Was bilden sich diese Kerle eigentlich ein? Ich kenne Lieselotte nicht, aber rein optisch ist an ihr wirklich kaum etwas auszusetzen. Sie hat eine tolle Figur, sieht gepflegt und gut aus. Schönes halblanges, sorgsam gesträhntes Haar, dezent geschminkt und freundlich. Sie bemerkt meinen Blick.
    »Ach«, sagt sie nur, »es ist letztlich total egal, wie du aussiehst, darum geht es doch gar nicht.«
    Ich bin unsicher.
    Sie redet weiter: »Guck dir jemanden wie den Schwarzenegger an. Der betrügt seine Frau, seine gutaussehende, tolle Frau mit der wirklich nicht besonders attraktiven Haushälterin. Und warum? Weil er die Möglichkeit hat. So einfach und so dämlich ist es. Gib ihnen eine Gelegenheit, ihr Ego aufzupolieren, und sie nutzen sie.«
    Während sie das sagt, spüre ich eine Hand an meinem Bein. Genauer gesagt, an meinem Oberschenkel.
    »Oh, Entschuldigung!«, tönt es von links.
    Ein dicklicher, weißhäutiger Mittfünfziger grinst mich an. Spinnt der? Tatscht hier im Wasser rum.
    »Schon gut«, entgegne ich und gucke nicht besonders freundlich.
    Wir paddeln und strampeln, und Lieselotte will wissen, ob ich mit ihr mal einen Ausflug mache.
    »Ich will mal raus aus dieser Anlage und ein bisschen was von der Insel sehen. Hast du Lust mitzukommen? Vielleicht mal nach Santanyi, zum Bummeln, Einkaufen und Kaffeetrinken?«
    Warum eigentlich nicht, denke ich. Ich muss ja nicht hier ausharren und warten, bis mir mein Ehemann mal die Ehre seiner Gesellschaft gibt.
    »Klar!«, antworte ich deswegen, »das wäre schön.«
    Zack, schon wieder eine Hand an mir. Diesmal an meinem Po. Der Alte tickt wohl nicht mehr richtig. Am liebsten würde ich ihm ein paar scheuern.
    »Hey!«, blaffe ich ihn an. »Das ist mein Po, der ist kein Allgemeingut! Finger weg!«
    Er lacht nur blöde, entfernt aber immerhin seine Hand.
    »Ich habe nur ein wenig Halt gesucht!«, versucht er sich zu rechtfertigen.
    »Ich bin keine öffentliche Haltestelle!«, knurre ich, und Lieselotte lacht.
    »War doch nur ein Versehen!«, stammelt mein Aquagymnastiknachbar.
    »Ich suche mir gerne selbst aus, wer mir an den Hintern langt!«, lege ich noch mal nach.
    »Und – käme ich in die nähere Auswahl?«, grinst mich das kleine Männchen an.
    Der hat vielleicht Nerven.
    »Nein!«, antworte ich mit fester Stimme und denke an meine Korbgedanken von gestern.
    Nett ist das nicht von mir, aber ein wenig subtiler sollten Annäherungen vielleicht schon sein. Man kann doch nicht einfach zulangen.
    »So sind sie! Sie probieren es halt!«, kichert Lieselotte.
    Richtig witzig kann ich das nicht finden. Eine kleine Stimme in mir drin allerdings sagt: Immerhin – da ist jemand, der dich gut findet. Aber so tief bin ich doch noch nicht gesunken, dass ich für jegliche Form von Annäherung dankbar sein muss, tadle ich mich selbst. Ich denke an Herrn Reimer. Da hätte ich vielleicht nicht ganz so schroff reagiert. Aber ein Mann wie Herr Reimer legt einem auch nicht einfach seine Pranke auf den Po. Das hat der gar nicht nötig.
    »Trinkst du einen Kaffee mit mir? Auf meine Kosten versteht sich«, bittet der Pograbscher auf seine Art um Verzeihung. »Jetzt sei doch nicht so eingeschnappt!«, fügt er noch hinzu. »Du bist halt ein verdammt flotter Feger.«
    Was für ein

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