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Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Titel: Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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viel zu sensibel." Dabei zog sie das Tuch fest und verknotete es.
    Sie wollte aus mir offenbar ein gut handhabbares Schoßhündchen machen, ohne ernstzunehmenden eigenen Willen, eine dekorative Schmusepuppe oder einen Butler, einen willigen Diener.
    Sie fuhr fort: "Stell` dir doch `mal vor, wenn du verletzt wirst, wenn klebriges rotes Blut über deine reine weiße Haut fließen würde, das könnte ich gar nicht ertragen." Ich erhob mich vom Bett, wütend. Aber sie redete weiter auf mich ein: "Du wirst es nicht schaffen, allein in dieser Gegend zu überleben. Du bist ein Barde, vielleicht ein Dichter, aber einer von dieser nicht lebensfähigen Sorte. Ohne mich bist du so gut wie tot."Ich machte keinerlei Anstalten nachzugeben. Monveras Tonfall veränderte sich. Sie schluchzte: "Und außerdem werde ich sterben, wenn du mich allein lässt."Unbeirrt hielt ich ihr die gefesselten Arme entgegen: "Binde mich los!", verlangte ich von ihr und hielt ihr meine Handgelenke noch nachdrücklicher entgegen.Monvera fuhr zurück, als hätte sie eine Schlange gebissen: "Du drohst mir? Willst sogar deine Hand gegen mich erheben? Was wärest du denn ohne mich?" Sie richtete sich steil gegen mich auf: Ihre Stimme wurde scharf: "Niemals werde ich dir diese Fesseln abnehmen. Du wirst sie tragen, bis du in der kalten Welt dort draußen elendiglich verreckst", schrie sie. "Angekrochen wirst du kommen, schon nach einigen Stunden wird es dir dreckig gehen, und dann wirst du mich auf Knien anflehen, dich wieder bei mir aufzunehmen. Denn dies ist mein Schloss. Hier gilt mein Wort!" Ich wendete mich ab und verließ den Raum. Im Flur schon versuchte ich die Fesseln zu zerreißen. Trotz meiner augenblicklichen Verweichlichung war ich nicht eigentlich schwach. Aber die Seide war stärker, als ich dachte. Ich wendete mich meinem Katana(Langschwert) zu, das an der Wand hing. Ich zog die Klinge ein Stückchen aus der Scheide und führte die Seide gegen die Klinge. Innerhalb einer Sekunde war ich frei. Dieses zweite Mal war die Befreiung schon leichter. Vor allem hatte ich nicht mehr soviel Zeit für die Entscheidung gebraucht. Eine neue Kraft war mir zugewachsen: Würde meine Kraft für die Wölfe reichen oder für andere Feinde, gegen die ich mich in dieser unwirtlichen Gegend behaupten musste? Ich warf meinen Umhang um, wappnete mich und verließ das Schloss. Ich warf keinen Blick zurück.
    Alle meine Sinne waren hellwach. Ich stand ich vor dem Rand des Waldes und lauschte in das bedrohliche Dunkel hinein. Von den Wölfen war nichts mehr zu hören. Sie hatten sich offenbar zurückgezogen. Aber da waren andere Geräusche, ein Klirren und Klingen, das auf Menschen deutete.
    Ich fühlte die seidene Wäsche, in der ich steckte, den harten Gürtel mit dem Kurzschwert, die Scheide des Langschwertes auf dem Rücken, die Härte des Brustharnisches, die waagerechten Stäbe des Waffenrockes, der Bauch, Geschlecht und Oberschenkel schützte.
    Schon nach kurzer Zeit stieß ich auf eine Gruppe rauflustiger Ronin (herrenlose Samurai). Sie provozierten und beschimpften mich sofort. Dann zog einer sein Schwert und schmetterte mir die flache Seite ins Gesicht. Man muss dazu wissen, dass die Bewegungen dieser ausgebildeten Kämpfer unglaublich schnell sind, aber sie verlaufen in gewissen Stereotypen. Ich wusste, mein Gegner hatte sein Schwert schon wieder hoch über dem Kopf, bereit zum nächsten Schlag. Ich musste ihn irritieren. Ich wankte auf die Seite, als sei ich schwer getroffen. Genau in dem Augenblick, als der Ronin erneut zuschlagen wollte und sein Schwert ganz hoch über den Kopf erhoben hatte, trat ich ihm die Beine unter dem Leib weg. Ich ließ mich auf den am Boden Liegenden fallen und rammte ihm ein Knie ins Gesicht, das andere in den Solarplexus. Er blieb regungslos liegen. Ich rollte mich zur Seite weg. Die anderen, die mich inzwischen umringt hatten, quittierten den Fall ihres Freundes mit verächtlichem Gelächter. Einer baute sich vor mir auf und stach mit dem Schwert nach mir. Aber diese Art des japanischen Langschwertes hat eine etwas abgerundete Spitze, die eigentlich nicht zum Stechen geeignet ist. Sie prallte an meinem Brustpanzer ab. Ich lachte dem Ronin ins Gesicht. Und obwohl mein Leben nur an einem seidenen Faden hing, fühlte ich mich so gut wie schon lange nicht mehr. Der Ronin ließ sich provozieren und hob sein Schwert zu einem Schlag über den Kopf. Er hatte das Schwert noch nicht auf dem höchsten Punkt, da trat ich ihm mit dem

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