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Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Titel: Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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gönnte?
    Dieser Schmerz machte mich misstrauisch. Er ließ mich glauben, dass sich hier Verrat ankündigte, und Louisas drohende Worte schienen es mir zu bestätigen.
     
    15. September
    Es half nichts. Einmal Magier, immer Magier. Wenn ich diese Situation meistern wollte, musste ich auf mein ganzes Können und all meine Erfahrungen zurückgreifen.
    Die Bilder, die ich empfing, wurden immer gewalttätiger. Am Abend hatte ich gesehen, wie ich einen Wagen mit Benzin überschüttete und ihn anzündete. Mir schien, in dem Wagen saß jemand.
    Vorgestern sah ich, wie ich einen Typen mit zwei Schüssen aus einem abgesägten Schrotgewehr in zwei Hälften schoss.
    So ging das nicht. Mal abgesehen von den rechtlichen Implikationen eines solchen Vorgehens, schienen mir diese Taten eines echten Magiers unwürdig, viel zu unelegant.
    Ob ich diese von mir gesehenen inneren Wahrheiten zu rein therapeutischen Zwecken nutzen sollte? Was aber kann es mir nützen, wenn ich z. B. weiß, dass ich durch eine unausgelebte ödipale Phase immer noch latente Tötungsabsichten dem ewigen Nebenbuhler gegenüber in den dunklen Teilen meines Herzens mit mir herumschleppte?
    Tatsächlich war ich fest davon überzeugt (sonst wäre ich ja wohl kein Magier geworden), dass jeder Mensch irgendwo alles, was Menschen jemals getan haben, in einer Art kollektivem Gedächtnis in sich trägt.
    An diesem 15. September erschien mir die Waldhütte besonders kalt. Mir war schon einige Male in meiner Tätigkeit als Magier aufgefallen, dass sich besondere Erkenntnisse und Ereignisse oft mit beträchtlichen Temperaturveränderungen ankündigen. Bei guten wird es warm.
    Der gründunkle Nebel der im Spiegel entschwindenden Kerzen hielt sich eine ganze Zeit, bevor er erkennbare Gestaltungen freigab. Langsam kamen die Züge meines wutverzerrten Gesichtes zum Vorschein, das zunächst das ganze Rund des Grüns auszufüllen schien. Schließlich trat es zurück und gab meine eigene sich windende Gestalt frei. Offenbar war ich in dieser Vision ein Samurai der japanischen Feudalzeit, in voller Rüstung, das Kurzschwert im Gürtel, das Langschwert schräg über den Rücken geschnallt. Ich wand mich, weil mir die Hände nicht nur vor der Brust zusammengebunden waren, sondern auch noch an einer Spange meines Brustpanzers. Ich stand offenbar allein in einer Wüste. Jedenfalls war kein Mensch da. Aber wie es im Psalm 91 heißt: Das Grauen, das im Dunklen schleicht... Etwas war da draußen in der Finsternis. Ein eiskalter Wind pfiff durch den Stoffteile meines Kampfanzuges. Jetzt merkte ich, wie ich über den unebenen Sandboden vorwärts schwankte. Dann stieß ich mit den Füßen gegen etwas Lebendiges.
    Ich hatte die Empfindung von etwas Weichem, Schleimigen. Ich erstickte fast an der Menge des giftigen Nebels, der es umgab. Ich verlor immer mehr an Kraft. Schließlich war ich völlig erschöpft und zitterte am ganzen Leibe.
    Während ich dieses Abenteuer beobachtete, brach mir fast das Herz. Ich sah mich leiden. Was hatte dieses seltsame Handicap, die gefesselten Hände, zu bedeuten? Es wirkte alles wie ein Alptraum, aus dem es kein Entrinnen gab.
    Aber dies war ja kein Traum. Ich drückte entschlossen die HOME Taste des Steuercomputers, und die Spiegel bewegten sich in die vorgesehene Ausgangsstellung zurück. Ich beendete den Versuch.
     
    23. September
    Kurz vor dem Mittagessen teilte mir Louisa mit, dass sie um 16 Uhr mit Günter verabredet wäre. Es mochte jetzt die dritte oder vierte Verabredung sein, die sie mit Günter wahrnahm. Ich riss mich zusammen, ließ ihr ihre Ankündigung kommentarlos durchgehen und aß ein wenig. Aber als ich mich nach dem Essen zur Ruhe legte und allein in unserem Schlafzimmer war, begann wieder der schon bekannte Schmerz meinen Magen zu verbrennen. Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben. Die Ruhe fühlte sich wie ein Stein an.
    Seltsame Laute erfüllten den Raum. Sie klangen meinen Ohren fremd. Meine Gedanken fühlten sich an, als kämen sie aus dem Mixbecher. Dann spürte ich, wie sich Louisa besorgt über mich beugte. Sie fragte mich irgendetwas. Ich verstand sie nicht. Schließlich brachte ich hervor: "Ich habe dir eine Menge Freiheiten gegeben, aber in Wirklichkeit konnte ich dir diese Freiheit gar nicht geben. Meine Großzügigkeit war nur gespielt. Ich wollte so gerne großzügig sein. Aber innerlich hat mich die Angst zerfressen"
    Jetzt schrie ich fast: "Weißt du, was du mit mir machst...du stößt mir ein Messer in den Bauch

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