Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
sein.«
»Sie war Dorons Lieblingskonkubine. Und sie floh vor ihm, als sie sein Kind trug. Weshalb hätte sie das tun sollen, wenn ein beliebiger Mann der Vater gewesen wäre?«
»Das heißt also, du kannst selbst gar nichts tun?«
»So ist es.«
»Und wenn du auf den Thron verzichtest?« Caelian war das so herausgerutscht. Er errötete. »Tut mir leid, aber ich nahm an, du bist nicht allzu versessen darauf, König zu werden? Rastafan hingegen …« Er lächelte unmerklich. »Rastafan würde wohl nichts dagegen haben.«
»Du verstehst nicht. Ob wir den Thron wollen oder nicht: Sobald bekannt wird, dass es zwei Prinzen gibt, müssen wir kämpfen.«
»Vielleicht kann Doron diesen dummen Brauch einfach abschaffen?«
»Du Dummkopf! Dieser Brauch ist selbstverständlich mit den Göttern verknüpft wie alle Bräuche, damit sie mächtig sind und befolgt werden.«
»Hm. Was willst du tun? Einfach abwarten, wie die Dinge sich entwickeln?«
»Mir bleibt nichts anderes übrig. Aber eine Sache liegt mir schon am Herzen …« Jaryn schob die leere Schüssel beiseite. »Ich möchte dich um etwas bitten.«
»Jederzeit.« Caelians Augen funkelten. »Am liebsten würde ich mit dir gemeinsam ein neues Abenteuer bestehen.«
Jaryn lächelte traurig, aber in seine Augen trat ein Licht, als erblicke er tausend Abenteuer: Er sah sich mit Caelian Berge, Wälder und Wüsten durchqueren; sah fremde Städte, die auf sie warteten. Auf ihn, Caelian – und natürlich auf Rastafan. Zwei Männer, mit denen er sich zutraute, die Welt zu erobern. Dann erlosch das Licht wieder. »Ein kleines Abenteuer – vielleicht. Aber nur für dich. Und wenn du es für zu gefährlich hältst, dann musst du es nicht tun.«
»Halte keine Reden, Jaryn.« Caelian reckte seine Faust in die Höhe. »Ich bin der Held, der Drachen bezwingt und das Herdfeuer. Sag, was muss ich tun?«
Obwohl Jaryn nicht zum Scherzen zumute war, tat Caelians Frohsinn seiner gedrückten Stimmung gut, ja er beneidete ihn darum. Was für ein glücklicher Mensch musste er sein! Er besaß weder Macht noch ein bedeutendes Ansehen, und doch hatte er sein kleines Reich, über das er gebot. Er stellte gute Medizin für die Kranken her und köstliche Speisen für das leibliche Wohl. Er tat den Menschen nur Gutes. Jedermann musste ihn lieben.
Aber manchmal liebten ihn die Falschen. Jaryn musste an Gaidaron denken. Er wollte Caelian später über ihn befragen. »Ich möchte, dass du Rastafan aufsuchst. Er wird von den Ereignissen in Margan erfahren haben. Du sollst ihm sagen, dass ich selbst getäuscht wurde und nicht wusste, wer sich hinter dem Prinzen verbirgt. Ich will auf keinen Fall, dass er glaubt, ich hätte ihn hintergangen!«
»Hm«, machte Caelian. »Das dürfte doch eigentlich keine Rolle mehr spielen? Ich nehme an, eure Beziehung ist beendet? Sie muss beendet sein. Du selbst hast mir erklärt, warum.«
»Dennoch möchte ich nicht, dass er mit Groll an mich denkt und mich für einen Betrüger hält.«
Caelian berührte Jaryn am Arm. »Wenn es dir so wichtig ist, dann werde ich gehen. Wo kann ich ihn finden?«
»Es könnte ein wenig schwierig werden – womöglich ein kleines Abenteuer?« Jaryn lächelte. »Ich kenne nur zwei Plätze, wo er sich aufhalten könnte. Wenn er nicht dort ist, musst du fragen.« Er nannte Caelian die ›Rabenhöhle‹ in Carneth und beschrieb ihm den Weg zur Köhlerhütte. »Das Lager der Berglöwen selbst habe ich nie betreten. Aber ich bin sicher, du wirst ihn finden.«
»Das werde ich. Und ich werde ihm auf den Zahn fühlen, ob er etwas weiß. Wenn ja, dann hoffe ich, dass er sich vernünftig verhält und nichts unternimmt. Verlass dich auf mich.«
Jaryn umarmte ihn in ungestümer Verzweiflung. »Du trägst meine Hoffnungen und Wünsche mit dir. Wie gern möchte ich dich begleiten! Du wirst ihn sehen und seine Stimme hören. Wie ich dich beneide! Ich werde krank bei dem Gedanken, dass ich ihn nie wiedersehen darf.«
Caelian zog Jaryn an sich und hielt ihn fest. »Ich weiß«, flüsterte er. »Ich werde tun, was ich kann, um eure Freundschaft zu retten. Was eure Liebe angeht, nun, das ist allein eure Entscheidung.« Er lockerte die Umarmung ein wenig und schaute Jaryn schelmisch in die Augen. »Wenn du meine Meinung hören willst: Im Bett solltest du vergessen, dass er dein Bruder ist.«
»Du lästerst die Götter«, erwiderte dieser und lächelte unter Tränen.
9
Gaidaron, der gut aussehende Mondpriester und Neffe des Königs, saß seinem
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