Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
Onkel gegenüber, aber er durfte nicht hoffen, diesen mit seiner Schönheit und seinem Charme zu beeindrucken, denn Doron galt als gefühlsarm, und seine Gelüste befriedigte er bei Frauen. Dennoch war Gaidaron zuversichtlich, denn es war ihm endlich gelungen, ihn zu einem Gespräch unter vier Augen zu bewegen.
Natürlich wusste Doron, dass Gaidaron sich zurückgesetzt fühlte, obwohl die Thronfolge niemals erwähnt worden war. Aber wie er darüber dachte, blieb sein Geheimnis.
»Ich hoffe, es ergeht Euch wohl, Onkel«, begann Gaidaron das Gespräch. Er hasste es, dieses mit einer Floskel einleiten zu müssen, aber das gebot die Höflichkeit.
Dorons Mundwinkel zuckten kurz. »Es könnte mir nicht besser gehen. Mir wurde ein Sohn geschenkt.«
Gaidaron empfand diese Antwort wie einen Peitschenhieb. Doron hatte das Gefecht mit einem Überraschungsangriff begonnen. Seine hellen Augen, die viele frösteln ließen, blitzten siegesgewiss. Bei Zarads Gemächt! Jetzt erkannte Gaidaron auch die Ähnlichkeit mit Jaryn. Bisher hatte er nicht darauf geachtet. Der Prinz war also echt.
»Ich nehme an, du bist hier, um mir zu gratulieren, denn Jawendors Dynastie wird nicht aussterben. Die Götter sind uns wohlgesonnen.«
Beinahe hätte Gaidaron aufgelacht. Wovon träumte sein Onkel? Sein Sohn würde wohl kaum für Nachwuchs sorgen und auch er – Gaidaron – müsste ihn da enttäuschen. Nun, da gab es natürlich Mittel und Wege …
»Tatsächlich ist das ein großer Glücksfall, Onkel«, erwiderte Gaidaron glattzüngig, »obschon ich mir den Kopf zerbreche, wie dieser eintreten konnte. Ich hoffe, du wirst mir eine Erklärung geben?«
Doron drehte geistesabwesend den kostbaren Ring an seinem Mittelfinger. »Ja, ich denke, ich bin dir eine schuldig. Sicher hast du dir selbst Hoffnungen auf den Thron gemacht. Und wäre ich kinderlos geblieben, so wärst du zweifellos mein Nachfolger geworden. Doch wir sprachen niemals darüber. Hat dich das nicht gewundert?«
»Nun, ich dachte immer …«
»Du dachtest, es bestünde daran kein Zweifel, aber sieh, ich wusste, dass mein Sohn lebt. Deshalb habe ich dir niemals Hoffnungen gemacht.«
»Aber sie auch nicht ausgeräumt!«, rief Gaidaron anklagend.
»Das durfte ich nicht. Dass der Sonnenpriester Jaryn mein Sohn ist, wusste niemand, nicht einmal er selbst. Nur die obersten Diener unserer Götter Achay und Zarad und der Weise Anamarna waren eingeweiht. Wir schlossen damals nach Jaryns Geburt eine Vereinbarung. Du wirst von dem Fluch gehört haben, der seit ewigen Zeiten auf Fenraond lastet. Um ihm zu entgehen, wurde sie getroffen.«
So war das also … Gaidaron fühlte sich nicht getröstet, aber aufgeklärt. Er wusste nun, dass er all die Jahre vergeblich gehofft hatte. Nein, nicht gehofft, verbesserte er sich stumm, ich bin mir sicher gewesen, Doron auf den Thron zu folgen.
Diesen Fluch hatte er stets für ein Ammenmärchen gehalten. Und nun hatte er ihn getroffen … Er war selbst der Verfluchte! Hier gab es keine Verschwörung, ja nicht einmal eine Intrige. Er war nicht aus dem Spiel gedrängt worden, nein, er war nie daran beteiligt gewesen! Nicht einmal Hass auf seinen Onkel war ihm vergönnt, denn dieser hatte ihm nichts versprochen und somit auch nichts genommen. – Nun musste er sich eben selbst mit kühlem Verstand um seine Zukunft kümmern …
Er lächelte so entspannt, als habe ihm Doron soeben ein Königreich zu Füßen gelegt. »Lieber Onkel, das ist eine wundersame Geschichte. Ich danke dir, dass ich sie erfahren durfte. Ja, es ist wahr, ich glaubte, dereinst König von Jawendor zu sein, und ich will dir nicht verhehlen, dass ich an eine Verschwörung geglaubt habe. Doch nun bin ich froh zu wissen, dass alles seine Richtigkeit hatte. Wenn dieser unsägliche Fluch mit Jaryn ein Ende findet, dann will ich Zarad dafür preisen.«
Dorons Lächeln hing wie ein Spinnennetz in seinen Mundwinkeln. »Nicht wahr? Das ist wohl jedes Opfer wert. Und auch für dein Fortkommen wird gesorgt werden.«
Gaidaron öffnete den Mund zu einer Erwiderung, aber Doron hatte ihm den Rücken zugekehrt, und er wusste, dass er damit entlassen war.
10
Schon auf dem Flur eilten ihm seine Überlegungen weit voraus. Die Situation war nicht so verwickelt, wie er angenommen hatte: Die Sache mit dem Prinzen war nicht gegen ihn gerichtet gewesen, was bedeutete, er war niemals in Ungnade gefallen. Nun musste er nur noch den richtigen Verbündeten finden. Darauf wollte er sein nächstes Augenmerk
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