Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
Achayanen, und seine dunkelblauen Augen zogen Gaidaron hinab in einen Strudel verwirrender Gefühle.
Dich will ich ficken!, überfiel ihn jäh die Begierde. Es wäre mein größter Sieg, mein gewaltigster Triumph … Er erschrak über seine abwegigen Gedanken. Was für ein Unsinn! Dieser Mann dort ist Dorons Sohn und steht mir im Wege, deshalb muss er sterben!
»Ich freue mich, Gaidaron, dass wir uns auch einmal kennenlernen. Würden meine neuen Pflichten mich nicht daran hindern, hätte ich dich selbst im Mondtempel besucht.«
»Mein Prinz …«
»Jaryn. Einfach nur Jaryn«, erwiderte dieser milde, während er einige Pergamente ordnete und in ein Fach legte. »Wir beide sind doch königlichen Geblüts, jedenfalls aus derselben Familie. Soweit ich weiß, sind wir Vettern.«
»Das ist wahr.«
»Auch wenn du ein Mondpriester bist, so soll doch zwischen uns nicht diese lächerliche Feindschaft stehen, was meinst du?«
»Ich stimme dir zu. Sie ist in der Tat lächerlich.«
»Dann hältst du die Sonnenpriester auch nicht, wie deine Mitbrüder, für überflüssige Fantasten, die dem König nur auf der Tasche liegen?«
»Wer so etwas behauptet, sollte gepfählt werden.«
Jaryn nickte. »Es freut mich, dass wir hier einer Meinung sind.« Er nahm ein Schriftstück auf und überflog es, als gebe es momentan nichts Wichtigeres. Dann legte er es seufzend wieder hin und warf Gaidaron einen Blick zu, als erinnere er sich erst jetzt wieder seiner Gegenwart. »Hattest du einen besonderen Grund, mich aufzusuchen, oder wolltest du lediglich unsere Freundschaft vertiefen?«
Die Unterhaltung lief so ölig verlogen ab, dass es Gaidaron fröstelte. Er hatte sich auf einen verbalen Zweikampf mit Jaryn eingelassen – und er drohte, ihn zu verlieren. Es war an der Zeit, zurückzuschlagen. »Das war meine Absicht. Wenn wir uns auch erst einmal begegnet sind, so kommt es mir doch vor, als kennten wir uns schon lange.«
»Wir wären uns begegnet? An diesen erfreulichen Umstand würde ich mich doch erinnern.«
»Es war ein sehr heißer Tag damals. Vielleicht ist es dir deshalb entfallen. Deine dem Klima nicht ganz angemessene Bekleidung hat womöglich dazu beigetragen?«
»Oh, du meinst den alten Mantel? Man sollte mich nicht erkennen, ich hatte meine Gründe.«
»Zweifellos. Leider hast du dich dann so schnell verabschiedet, dass mir keine Zeit blieb, mich nach deinem Wohlergehen zu erkundigen.«
»Das war nicht nötig. Deine guten Wünsche habe ich vorausgesetzt.«
»Sie haben dich begleitet. Darf ich erfahren, was Borrak von dir wollte?«
Das war eine anmaßende und unerwartete Frage, die Jaryn kurz aus der Fassung brachte, was Gaidaron genüsslich vermerkte. Doch er fing sich sofort. »Borrak? Was glaubst du? Er wollte sich bei mir einschmeicheln, sich lieb Kind machen, so wie es alle wollten, die mich in den letzten Wochen unangemeldet aufgesucht haben.«
Gaidaron verstand. Er lächelte süßsauer. »Ja, als Prinz ist man gewöhnlich von Schnecken umgeben, die überall ihre Schleimspur hinterlassen.«
»Wobei ich dich auch etwas fragen möchte, Gaidaron.« Jaryn wandte sich ihm nun vollständig zu. »Etwas, das mich schon eine ganze Weile beschäftigt. Du kennst doch den Brauch, dass die Prinzen von Fenraond miteinander auf Leben und Tod kämpfen müssen, und dass der Überlebende den Thron besteigt?«
Gaidaron zeigte eine leichte Verunsicherung. »Ja.«
»Wie kommt es dann, dass dein Vater nicht mit meinem Vater kämpfen musste?«
Gaidaron wurde blass, und seine Finger verkrampften sich. »Er starb, bevor der Zweikampf stattfinden konnte. Ich war noch ein Knabe damals.«
»Du warst sieben, nicht wahr?«
Gaidaron räusperte sich. »Mag sein.«
»Wenn dein Vater gesiegt hätte, dann wären unsere Rollen heute vertauscht. Dann wärst du der Prinz und ich der Neffe. Komisch, nicht wahr?«
»Das Schicksal hat es anders gewollt«, erwiderte Gaidaron rau.
»Das Schicksal? Nun, ich hörte, dein Vater sei vergiftet worden. Oder ist das nur ein hässliches Gerücht?«
»Es stimmt«, würgte Gaidaron hervor.
»Böse Zungen behaupten, er habe den Giftbecher aus Angst vor dem Kampf freiwillig getrunken.«
»Das ist nicht wahr!«, fuhr Gaidaron auf. An seiner Schläfe begann eine Ader zu pochen.
»Du hast recht, so hat es sich nicht zugetragen«, pflichtete Jaryn ihm bei. »Dieses Gerücht hat mein Vater verbreitet.« Er zuckte die Achseln. »Es war nie besonders glaubwürdig. Die Wahrheit ist, dass das Gift für ihn
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