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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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richten.
    Er hielt einen vorübereilenden Diener auf. »Wo befinden sich die Gemächer des Prinzen?«
    Der Diener erkannte den Neffen des Königs und gab ihm sofort Auskunft. Gaidaron machte sich auf den Weg in den östlichen Palastflügel. Natürlich, die Gemächer der Morgenröte. Wie hatte er das vergessen können! Gaidaron hatte sie des Öfteren besichtigt und sich vorgestellt, sie eines Tages zu beziehen, wenn sich Doron endlich dazu bequemte, seine Nachfolge bekannt zu geben. Das war nun hinfällig geworden.
    Der Wächter vor der Tür kannte Gaidaron nicht persönlich, aber an der Kleidung erkannte er den Mondpriester, und aus dem herrischen Befehlston meinte er, den hohen Rang herauszuhören. Solche Leute mussten nicht um Audienz nachsuchen, aber sie konnten auch nicht nach Belieben beim Prinzen ein- und ausgehen.
    »Prinz Jaryn hat Besuch, Ihr müsst Euch gedulden.«
    »Wer ist denn bei ihm?«, fragte Gaidaron gereizt, aber auch neugierig.
    »Darüber darf ich keine Auskunft geben.«
    »Meine Angelegenheit ist dringend«, gab Gaidaron ärgerlich zur Antwort, denn er was es gewöhnt, überall sofort vorgelassen zu werden.
    »Das bezweifle ich nicht, Herr. Aber Ihr werdet Verständnis dafür haben, dass ich jetzt nicht stören darf.«
    Gaidaron hatte kein Verständnis, aber er schwieg. Zum ersten Mal wurde er in die zweite Reihe verwiesen. Er war unsicher, wie er sich jetzt verhalten sollte: warten wie ein Bittsteller oder sich abweisen lassen und gehen? Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, denn in diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Borrak, der Hauptmann der Eisernen Garde, kam herausgestiefelt, ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
    Als sein Blick auf Gaidaron fiel, zuckte er zusammen, doch er fing sich schnell und grüßte ihn ehrerbietig. Gaidaron nickte ihm kurz zu. Wie die meisten verabscheute er Borrak. Der Hauptmann besaß einfach keine Freunde. Aber Leute wie er waren den Mächtigen nützlich; sie erledigten die Schmutzarbeit, und die hohen Herren sonnten sich weiterhin im Schein der Ehrbarkeit. Plötzlich wusste Gaidaron, an wen er sich wenden konnte. Dieser finstere Mensch war gewiss kein Freund Jaryns. Was hatte er wohl von ihm gewollt? Oder hatte der Prinz ihn rufen lassen? Das wollte er bald erfahren. Während Borrak sich mit hallenden Schritten entfernte, ging Gaidaron auf die Tür zu, doch der Wächter verwehrte ihm abermals den Zugang. »Ich muss den Prinzen zuvor benachrichtigen und fragen, ob er Euch empfangen will.«
    Gaidaron biss sich vor Wut auf die Lippen. »Tu das«, knirschte er. Er spürte, wie leicht erregbar er immer noch auf die kleinsten Zurückweisungen reagierte. Das muss ich mir abgewöhnen, nahm er sich vor. Ich will gelassener werden und geschmeidiger. Mein schroffes Auftreten und mein Jähzorn beweisen anderen doch nur, wie unterlegen ich mich fühle. Nicht einmal Caelian konnte ich damit noch beeindrucken.
    »Wen darf ich ihm melden?«
    »Gaidaron, Neffe des Königs und Zaradane.«
    Der Wächter verschwand. Als er kurz darauf zurückkam, sagte er: »Prinz Jaryn erwartet Euch, edler Herr.«
    Gaidarons erste Begegnung mit Jaryn war absonderlich gewesen und nicht dazu angetan, ihm Respekt einzuflößen. Jaryn hatte sich als Zylone verkleidet, als das niedrigste Geschöpf, das in Margan herumlief. Und damit nicht genug – er war auch noch vor ihm geflohen. Gaidaron hatte zwar Jaryns Schönheit bemerkt, aber im Mondtempel nur den lächerlichen Aspekt der Geschichte zum Besten gegeben und damit für große Heiterkeit gesorgt. Es war dieses Bild, das in Gaidaron haften geblieben war. Auch die statuenhafte Gestalt in der Sänfte hatte ihn nicht beeindruckt, sie war nur eine Kunstfigur gewesen.
    Als er jetzt das Zimmer betrat, sah er Jaryn an einem Tisch sitzen, der mit Dokumenten und Büchern bedeckt war. Es war sein Arbeitszimmer, und Jaryn war mit einer einfachen Tunika bekleidet. Er wandte Gaidaron sein Gesicht zu und wies auf einen Diwan, auf dem offenbar vor ihm Borrak gesessen hatte.
    Gaidaron verneigte sich knapp und nahm Platz. Wenn er geglaubt hatte, Jaryn sei ihm gegenüber befangen, dann hatte er sich getäuscht! Selbstsicher, doch nicht herrisch, sich seines hohen Amtes wohl bewusst, doch nicht überheblich, sah ihm Jaryn entgegen. Er war schön, aber das allein hätte nicht ausgereicht, Gaidaron zu beeindrucken. In dem Sonnenpriester schien eine unbegreifliche Kraft zu wohnen, die ihn tatsächlich über andere Sterbliche erhob. Er trug den heiligen Zopf der

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