Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
Vom Netzwerk:
bestimmt war. Für Doron. Ein siebenjähriger Knabe hat es ihm in den Becher getan, es stammte aus dem Mondtempel, nicht wahr?«
    Gaidaron starrte Jaryn ungläubig an. »Wer behauptet das?«
    »Ein Palast kennt viele Geheimnisse, und einige kommen ans Licht. Leider wurden die Becher durch ein Missgeschick vertauscht, und es starb der falsche Mann.«
    Gaidaron unterdrückte nur mit Mühe ein Zittern. Es gab offenbar einen Zeugen aus jener Zeit, der bisher geschwiegen hatte. Doch nun wusste es Jaryn, und damit hatte er ihn in der Hand. Wer war dieser Verräter?
    »Dafür hast du keine Beweise!«
    »Deine Schuld steht dir in die Augen geschrieben, Gaidaron. Außerdem habe ich einen untadeligen Zeugen. Aber er wollte nie dein Verderben, und ich will es auch nicht. Doron weiß nur, dass jemand ihn vergiften wollte, er kennt den Täter nicht. Und auch ich kann ihn vergessen. Sage mir nur noch eins: War es deine Idee oder die deines Vaters?«
    »Mein Vater erwähnte beiläufig etwas von Gift, und ich hörte es«, murmelte Gaidaron. »Ich wusste, Doron war der Stärkere. Ich wollte nur meinen Vater schützen!«
    Jaryn nickte. »Nichts anderes habe ich vermutet. Du entschuldigst mich jetzt, Gaidaron, ich habe noch viel zu arbeiten.« Er wies auf die sich stapelnden Pergamente auf seinem Tisch. »Ich habe mich über deinen Besuch gefreut und bin sicher, wir werden unser Gespräch zu einem günstigeren Zeitpunkt und in entspannterer Atmosphäre fortsetzen.«
    Gaidaron wusste, dass jedes weitere Wort hier überflüssig war. Er erhob sich und verneigte sich kurz. Da sagte Jaryn: »Noch eins, Gaidaron. Ich habe Caelian mit einem Auftrag fortgeschickt, du brauchst also nicht nach ihm zu suchen.«
    »Wohin?«, stieß Gaidaron wütend und unbedacht hervor.
    Jaryns Miene versteinerte. »Diese Frage habe ich nicht gehört. Du kannst jetzt gehen.«
    Aber Gaidaron war zu aufgebracht. Sein Finger schoss vor, als wolle er Jaryn durchbohren. »Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen!«, zischte er.
    Jaryn schlug auf den Gong. Die Wache trat ein. »Dieser Mann möchte gehen«, sagte er eisig.
    Gaidaron schlug bösartig nach dem Mann, der ihn hinausführen wollte. »Fass mich nicht an, du Kreatur!« Er machte sich von ihm los und stürmte hinaus.
    Jaryn kehrte zufrieden an seinen Schreibtisch zurück. Er hatte Gaidaron herausgefordert und verärgert. Das war seine Absicht gewesen. Gaidaron war sein Feind. Freundliche Worte würden daran nichts ändern. Es war besser, ihn wütend zu machen, dann würde er vielleicht einen Fehler begehen und unbedacht zustoßen wie eine gereizte Kobra, die das Opfer dadurch verfehlte.

11
    Die Straße schlängelte sich wie ein gefleckter Wurm durch flaches Gelände, das mit spärlichem Grasbewuchs und niedrigem Dornengestrüpp bedeckt war. Flirrende Hitze brütete über dem Land, und nur hin und wieder wirbelte eine Bö den allgegenwärtigen weißen Staub auf, der aus der benachbarten Wüste kam. Zu beiden Seiten reihten sich baufällige Buden, die sich mit ihren Seitenwänden gegenseitig stützten. Die meisten Behausungen waren aus Holz, das Sonne und Wind im Laufe der Zeit gebleicht hatten. Windschiefe Türen, vor denen oft nur ein alter Fetzen als Vorhang diente, und brüchige Dächer ließen darauf schließen, dass hier keine Bauleute am Werk gewesen waren. Wer hier siedelte, hatte schlecht und recht zusammengefügt, was ihm in die Finger gefallen war: Verwitterte Balken aus aufgegebenen Häusern, vom Feld aufgelesene Steine, hier und da ein paar Ziegel – wahrscheinlich gestohlen – und als Abdeckung dienten Lederplanen und Tierfelle.
    Diese Ansammlung schäbiger Hütten war die Grenzstadt Narmora. Jenseits der Brachfläche, wo weiße Dünen den Horizont begrenzten, begann schon Achlad, das verfluchte Land. Dort in der weißen Wüste lebten die Schwarzen Reiter, die auf dämonischen schwarzen Pferden ritten. Ein Fremder hätte sich wohl gefragt, wie jemand freiwillig in dieser Trostlosigkeit ausharren mochte, und sich gleichzeitig gewundert, wie belebt dieser entlegene Flecken war. Denn der ärmliche Anschein trog: In diesem staubtrockenen Ort gab es sogar zahlreiche Wasserstellen, an denen Mensch und Tier sich erfrischen konnten. Das bewies, wie begünstigt Narmora war.
    Von den Dächern flatterten bunte Wimpel, und viele hatten das bleiche Holz ihrer Unterkünfte in grellen, bunten Farben bemalt. Wer in Narmora eine solche Hütte besaß, gehörte nicht zu den Hungerleidern. Die Straße

Weitere Kostenlose Bücher