Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
weg! Wir hatten eine Vereinbarung!«
Caelian drehte sich um und spitzte die Lippen zu einem Kussmund. »Später, mein Freund, später. Und ich verrate dir was, du Hübscher: Ich kann es kaum erwarten!«
Der Türsteher fluchte hinter ihm her, doch Caelian kümmerte sich nicht darum. Das blau gestrichene Haus machte einen weniger verfallenen Eindruck, aber ein Palast war es auch nicht. Statt einer Tür gab es einen Vorhang aus abgeschabten Ziegenfellen. Daneben an der Wand war ein Tier abgebildet, das einem Schaf mit Hörnern glich und ein riesengroßes Gemächt aufwies. In ungelenken Buchstaben stand darüber: ›Zum Blauen Bullen‹.
Lautstarke Unterhaltung und Gelächter drangen bis auf die Straße. Caelian fasste sich ein Herz und trat ein.
12
Rastafan war in Begleitung seines Freundes Tasman, als sie die gewundene Straße entlang ritten, die nach Narmora führte. Das Lager der Berglöwen in den Rabenhügeln war seit dem Abenteuer am Lentharifluss verwaist. Die Räuber waren in alle Richtungen ausgeschwärmt, um ihre Beute unter die Leute zu bringen, und etliche von ihnen wollten das in Narmora tun.
Mama Zira hielt sich bereits seit Tagen dort auf. Es wurde gemunkelt, sie treffe sich dort mit einem unbekannten Liebhaber. In Wahrheit war sie dem Würfelspiel verfallen und begnügte sich in den Nächten mit Lingmar, dem Wirt des Hauses, den sie schon seit Längerem kannte und der ein Freund von Bagatur gewesen war.
Rastafan und Tasman stiegen vor der Taverne ›Zum Blauen Bullen‹ ab, ihrem bevorzugten Haus, wenn sie Narmora besuchten. Ihre Pferde banden sie an einen der Pfähle, die zu diesem Zweck überall am Straßenrand standen. Ein flinker Bursche, der die neuen Gäste bemerkt hatte, kam herbeigelaufen und brachte Wasser und Heu für die Tiere. Rastafan warf ihm einen Kupferring zu, und sie betraten den Gastraum.
Im Innern herrschte eine ausgelassene Stimmung. Der ›Blaue Bulle‹ war nie ein Haus von Traurigkeit gewesen, aber heute ging es besonders laut und überschwänglich zu. Es wurde gegrölt und gesungen, Bier- und Weinkrüge wurden geschwenkt, und immer wieder brandete tosendes Gelächter auf.
Rastafan und Tasman waren kaum durch die Tür getreten, als man ihnen schon stürmisch zuwinkte und sie johlend begrüßte. Rastafan stemmte die Fäuste in die Hüften und lachte. »Was ist denn hier los? Wird ein Fest gefeiert?«
Er und Tasman quetschten sich durch die schmalen Lücken zwischen Tischen und Bänken und steckten dabei manch freundschaftliche Knüffe und Stöße ein, die sie fleißig zurückgaben. An einem Tisch, wo bereits drei von den Berglöwen und zwei Achladier zechten, nahmen sie Platz. Kaum saßen sie, standen auch schon zwei gewaltige Humpen Bier vor ihnen. Der Wirt nickte Rastafan zu und grinste. Dabei hob er den Daumen, als verkünde er einen Sieg.
Rastafan sah sich um. »Gibt es etwas, das ich wissen müsste?« Dann setzte er den Humpen an und trank. Nebenbei warf er einen kurzen Blick zur Tür, die zum Hof hinaus ging. Dort gab es einen Schuppen und viel weiches Heu, in das Kuran, der schlanke Sohn des Wirts, sich gern nackt hinein kuschelte, wenn er Rastafan im Hause wusste. Und da stand er schon neben der Tür und schaute mit sehnsüchtigem Blick herüber. Aber Rastafan konnte sich nicht um ihn kümmern, denn Eschnur, einer der Berglöwen, sagte gerade: »Wir feiern den neuen Thronfolger.«
Alle lachten. Rastafan stutzte. »Was für einen Thronfolger?«
»König Dorons Sohn. Dieser Schlappschwanz, der noch nie einen hochgekriegt hat, behauptet plötzlich, einen Sohn zu haben.«
»Ach!« Jetzt hatte er Rastafans ganze Aufmerksamkeit. »Dieser zweifelhafte Prinz wurde also endlich gefunden?«
»Wieso?«, fragte ein anderer einfältig. »Hat man denn einen gesucht?«
Rastafan sah Tasman an. »Hast du das gewusst?«
Der schüttelte den Kopf. »Ich kümmere mich nicht um Prinzen.«
Eschnur stieß Rastafan an. »Und das Beste daran ist, wir kennen ihn alle.«
Rastafan blinzelte ungläubig. »Was? Gehört er vielleicht zu den Berglöwen? Dann will ich auf ihn trinken!« Er nahm noch einen kräftigen Schluck zu sich.
»Du bist nah dran!«, brüllte Eschnur vor Lachen. »Es ist dieser Jaryn, der eine Weile in unserem Lager bei Carneth zu Gast war.«
»Jaryn? So ein Unsinn. Er kann nur der Mann sein, der den Prinzen gefunden hat.«
»Gefunden? Wer sagt denn so was? Er ist es höchstselbst in eigener Person. Prinz Jaryn von Fenraond!« Eschnur spuckte aus, als er diesen
Weitere Kostenlose Bücher