Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
gemacht, dann wäre sein Leben sicher.«
»Hat er aber nicht?«
»Nein. Er meint, sein Sohn sei unangreifbar, weil er gleichzeitig Sonnenpriester ist.«
»Aber Ihr glaubt, das würde manche von einem Attentat nicht abhalten?«
»Ich fürchte, so ist es.«
»Habt Ihr Namen?«
Borrak zuckte zusammen. »Wo denkst du hin? Und selbst wenn! Es wäre mein Todesurteil, auch nur einen zu erwähnen.«
»Oh ja, wie dumm von mir. Aber mit einigem Nachdenken könnte man selbst darauf kommen, wer ein Interesse am Tod des Prinzen hat, nicht wahr?«
»Das wäre möglich«, gab Borrak zögernd zu.
»Wenn Ihr das Leben des Prinzen beschützen wollt, dann habt Ihr bestimmt ein Auge auf gewisse Leute? Sicher wüsste der König Euch Dank, wenn Ihr ein Attentat vereiteln würdet? Dann stieget Ihr in seiner Gunst, und er würde vielleicht die Angelegenheit am Lentharifluss vergessen.«
Borraks Seufzen klang echt. »Da hast du wohl recht, aber ein Hochgeborener handelt niemals selbst. Er überlässt die Drecksarbeit anderen, die ich nicht kenne und somit nicht überwachen kann.«
Orchan bekam ein flaues Gefühl im Magen. In was für eine schmuddelige Geschichte wollte ihn Borrak da wieder hineinziehen? Er wiegte nachdenklich das Haupt. »Wer in Margan würde sich wohl zu einer so gefährlichen Sache bereitfinden? Es ist keine Kleinigkeit, einen Prinzen zu töten.«
»Du meinst, das Risiko wäre zu groß?«, hakte Borrak nach. »Auch wenn der Betreffende klug und bedacht zu Werke ginge?«
Etwas in Borraks Stimme irritierte Orchan. Ein mahnendes Ziehen in seinen Eingeweiden warnte ihn und ließ ihn hellhörig werden. »In solchen Fällen«, dozierte Orchan, »bedient man sich gern einer Person, die sich in der Nähe des Opfers aufhält oder aufhalten darf, ohne Verdacht zu erregen. Es könnte ein Diener sein, ja selbst ein Hofbeamter, aber auch Männer, die gewöhnlich zu seinem Schutz da sind, wie zum Beispiel Türwächter.«
Borraks Blick war nach innen gerichtet. »Hm ja, das leuchtet ein. Ein wenig Gift in den Abendwein oder ein im Ärmel verborgener Dolch …«
Orchan schüttelte den Kopf. »Sehr plump. Freilich, es wird häufiger versucht, als man denkt. Die wirkliche Gefahr für den Täter liegt jedoch woanders.«
»Ach, und wo?«
Orchan bemerkte Borraks lauernden Blick. »Im Geschehen selbst. Der Auftraggeber wird sich in jedem Fall bedeckt halten. Ihm kann nichts passieren, auch wenn das Attentat scheitert. So wird er es einrichten, nicht wahr? Das wäre logisch?«
»Äh – ja, natürlich. So würde es wohl jeder tun.«
Orchan nickte ergeben. »Und wie verhindert er am besten, entdeckt zu werden?«
Borrak erinnerte sich an Gaidarons Worte. »Nun«, sagte er stolz, »er wird sich zum Zeitpunkt der Tat ganz woanders aufhalten.«
Orchan lächelte milde. »Aber das würde ihn nicht wirklich schützen, nicht wahr? Denn es gibt ja einen Mitwisser, der ihn jederzeit verraten könnte. Den Täter selbst. Dürfte er diesen Mann am Leben lassen, gleichgültig, ob er erfolgreich war oder nicht?«
Borrak brach der Schweiß aus. »Was für ein heißer Tag!«, keuchte er, wobei er seine Atemnot nicht einmal vortäuschen musste. Er wischte sich über die Stirn. »Du bist schlau, Orchan. Ja, das habe ich mir auch schon überlegt und bin auf genau denselben Gedanken gekommen.«
»… und habt was aus ihm gefolgert …?«
»Gefolgert? Äh …«
»Doch wohl, dass nur sehr einfältige Menschen sich auf so einen durchsichtigen Plan einlassen würden?«
»Äh – genau«, pflichtete ihm Borrak bei.
»Und daraus schließe ich, dass das Leben des Prinzen nicht übermäßig in Gefahr ist, wenngleich es viele dumme Menschen gibt.«
Borrak lächelte verzerrt. »Du hast recht – wenn man es von der Seite sieht …«
»Ich hoffe, ich konnte Euch hinsichtlich des Prinzen etwas beruhigen. Wahrscheinlich hat auch König Doron es so gesehen und deshalb keinen Leibwächter für ihn abgestellt.«
»Sicher. Als König muss er ja weiter sehen als wir alle.« Borrak erhob sich. »Das war ein aufschlussreiches Gespräch. Es hat mir gefallen, mich einmal mit einem so klugen Kopf zu unterhalten. Kaufleute müssen wohl schlauer sein als andere, was?« Er grinste und schlug Orchan kumpelhaft auf die Schulter. »Vielleicht besuchst du mich mal wieder, ich habe jetzt einen Termin.«
Orchan erhob sich ein wenig überstürzt. Ihn trieb es nach Hause. Was er meinte, aus dem Gespräch herausgehört zu haben, gefiel ihm überhaupt nicht, aber er
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