Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
wollte auch nichts damit zu tun haben. Ränke schmieden, das sollten andere. Er war ein friedlicher Händler, der mit allen gut auskommen musste.
18
Caelian hatte sich wieder angezogen und lag erschöpft auf den Fellen, während Rastafan aus einer Ecke einen Krug und zwei Becher holte. »Komm, lass uns nach unserem heißen Spiel etwas trinken!«
Caelian raffte sich auf und setzte sich an den Tisch. Gern hätte er die Sache so unbekümmert betrachtet wie Rastafan, aber jetzt, nachdem der Rausch vorüber war, redeten zu viele innere Stimmen durcheinander. Caelian wusste nicht so recht, welcher er zuhören sollte. Die eine Stimme sagte ihm, was für ein fantastischer Liebhaber Rastafan war. Die andere aber gemahnte an Jaryn: Habe ich das Vertrauen meines Freundes missbraucht, indem ich mich Rastafan hingegeben habe? Caelian hatte noch nie über so etwas nachgedacht. Dem Freund schuldete man Treue, das wohl, aber körperlich? Doch wenn er davon überzeugt war, es sei kein Treuebruch – weshalb quälten ihn dann die Stimmen? Weil Jaryn so ein Erlebnis mit Rastafan nie mehr vergönnt sein wird. – Das ist aber nicht meine Schuld!, versuchte sich Caelian einzureden. Sie sind eben Brüder. Ich kann mich nur bemühen, dafür zu sorgen, dass sich beide vernünftig verhalten.
Rastafan bemerkte seinen bekümmerten Gesichtsausdruck. »Was bedrückt dich, Caelian? Du ziehst eine Miene, als hätte es dir nicht gefallen, das würde mich kränken.« Er schob ihm einen Becher hinüber. »Hier, trink erst mal einen Schluck. Wein von den Südhängen der Rabenhügel. Es gibt nichts Besseres.«
Caelian trank. Er konnte Rastafan schlecht sagen, dass er gar nicht genug von ihm bekommen konnte und dem Ende seiner Gefangenschaft mit einer gewissen Betrübnis entgegensah. »Ich denke an Jaryn«, erwiderte er.
Rastafans Blick verfinsterte sich. »Wieso?«
»Ich glaube, ich habe mich ihm gegenüber nicht richtig verhalten.«
»Verstehe ich nicht.«
»Wir beide hätten das nicht tun dürfen; immerhin ist er dein Geliebter und mein Freund.«
»Blödsinn!« Geradezu ärgerlich schüttelte Rastafan seine langen, schwarzen Locken. »Das mit Jaryn ist vorbei, endgültig! Schließlich ist er mein Bruder und außerdem … nun ja, da gibt es noch andere Gründe.«
»Ja, ich weiß. Ich nehme an, du willst deinen Anspruch auf den Thron geltend machen?«
»Was hast du denn gedacht? Dass ich ihn mir von einem Sonnenpriester wegnehmen lasse?«
Caelian wurde blass. Rastafan war bereits vom Fieber der Macht ergriffen. »Du weißt aber auch, was das bedeutet, nicht wahr?«
»Werde deutlicher!«
»Ich meine den Zweikampf unter Brüdern. Davon hast du doch gehört?«
»Ist mir bekannt«, erwiderte Rastafan barsch. »Glaubst du etwa, ich würde gegen Jaryn unterliegen?«
Caelian überlief es kalt. Was braute sich da zusammen? »Das ist ein Zweikampf auf Leben und Tod«, erwiderte er leise.
»So ist es.« In den dunklen Augen loderte ein unbarmherziges Feuer. »Er oder ich, so ist es nun einmal. Ich bin für diesen Brauch nicht verantwortlich. Ginge es nach mir, würde ich Jaryn leben lassen, aber so …«
»Du willst ihn töten?«, schrie Caelian. »Den Mann, den du liebst? Den Mann, der dich mehr liebt als sein Leben?«
Rastafan zuckte die Achseln. »Ich habe mit ihm gefickt und er mit mir, sonst war nichts. Ich glaube auch nicht, dass er mich mehr als sein Leben liebt, doch wenn, dann wäre es ein Fehler. Sein Fehler.«
»Ich kann nicht glauben, dass du wirklich so denkst, wie du sprichst, Rastafan!«, stieß Caelian erschüttert hervor. Seine Hände, die den Becher umfassten, zitterten unkontrolliert. »Merkst du denn nicht, dass es ein Trick von Razoreth ist? Er lässt euch kämpfen, und durch den Brudermord bist du ihm verfallen.«
»Erzähle mir nichts von einem Razoreth«, stieß Rastafan verächtlich hervor. »Du bist ein hübscher, junger Mann, aber unbewandert in den Notwendigkeiten des Lebens. Was sollte ich denn deiner Meinung nach tun? Mein Geburtsrecht aufgeben? Einfach vergessen, wer ich bin, und weiterhin als Geächteter hier in den Rabenhügeln hocken bleiben?«
»Ja, genau das solltest du tun!«, schrie Caelian und warf dabei in seiner Heftigkeit den Becher um. »Lass alles so, wie es ist, dann gibt es kein Blutvergießen, keinen Aufruhr! Tu es Jaryn zuliebe! Tu es mir zuliebe! Tu es für den Frieden in Jawendor!«
Rastafan beobachtete ihn mit kalter Verachtung. »Ich höre immer nur Liebe. Das hier ist kein Spiel,
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