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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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er sich einen Ruck und ging mit starrem Blick an Jaryn vorbei in die gewünschte Richtung. Dieser zischte ihm zu: »Beim nächsten Fehler verlierst du deinen Kopf, Kardun! Da rettet dich auch mein Vater nicht, darauf kannst du dich verlassen.«
    Der Angesprochene erschrak sichtlich. Dann ging eine merkwürdige Verwandlung mit ihm vor: Er sackte förmlich in sich zusammen und dienerte so unterwürfig, dass Jaryn beinahe aufgelacht hätte. Seine Drohung schien zu wirken, denn Kardun hatte das im Palast verbreitete kriecherische Verhalten angenommen. Kurz darauf erreichten sie Dorons Gemächer. Die Türwächter gaben den Weg frei. Kardun öffnete die Tür, und Jaryn ging an ihm vorüber, ohne ihn zu beachten. Kardun eilte ihm voran und verneigte sich vor Doron so tief, dass er beinahe vornüber gefallen wäre. »Majestät, Euer Sohn, Prinz Jaryn«, raunte er, als sei die gewöhnliche Lautstärke eine Beleidigung für den König.
    Dieser nickte, und Kardun verschwand lautlos und schnell wie ein Geist.
    Jaryn verneigte sich knapp vor seinem Vater, und dieser wies schweigend auf einen mit Samt bezogenen Sessel. Jaryn setzte sich. Er war noch so voller unterdrückter Wut, dass er nicht wartete, bis sein Vater das Wort ergriff. »War es wirklich nötig, mir diese Krähe zu schicken, wenn du mich sehen willst, Vater?«
    »Es steht dir nicht an, mich zu kritisieren.« Doron hatte weiter als nötig von ihm Platz genommen, und seine Eisaugen blitzten ungehalten.
    Jaryn war gewarnt. Sein Vater war nicht gut aufgelegt. Es kam selten vor, dass sie miteinander sprachen, und Jaryn fühlte sich in seiner Gegenwart stets unbehaglich. Aber gerade deshalb wollte er sich vor ihm keine Blöße geben. Menschen wie sein Vater verachteten jeden Anflug von Schwäche.
    »Leider weiß Kardun nicht, wie er sich einem Prinzen gegenüber zu benehmen hat. Das hat mich befremdet, und das wollte ich zum Ausdruck bringen.«
    »Wenn mein Kammerdiener sich falsch verhält, kann ich ihm die Zunge oder die Augen herausreißen lassen. Ich kann ihn entmannen oder schinden lassen, ganz nach meinem Belieben. Und dann stelle ich einen Neuen ein. Davon geht das Reich nicht unter. Aber wenn mein eigener Sohn, der mir auf dem Thron folgen soll, sich falsch verhält, dann könnte das zu einem Problem werden.«
    Jaryn blieb ganz ruhig. »Was wirfst du mir vor?«
    »Caschu!«
    Nur dieses eine Wort stieß Doron hervor, und Jaryn wusste Bescheid. Jetzt galt es, sich innerlich zu wappnen. Es ging um nichts Geringeres, als Razoreth abzuschwören und eine Prophezeiung zu erfüllen. »Ja, ich will Taymar absetzen lassen. Er führt sich in Caschu auf wie ein Tyrann. Ich habe genug Beweise dafür und sehe nichts Falsches darin.«
    »Du hast Beweise? Nun, und ich habe die Steuerlisten. Taymar hat in der letzten Zeit seine Abgaben sogar erhöht. Ich bin sehr zufrieden mit ihm und sehe keine Veranlassung, ihn abzusetzen.«
    »Abgaben? Ich rede nicht von Abgaben …«
    »Aber ich! Und bevor du dich ereiferst: Ich habe durch Achhardin von deinen lächerlichen Anschuldigungen gehört. Du brauchst sie hier nicht zu wiederholen.«
    Jaryn dachte nicht daran, sich das Wort verbieten zu lassen. »Vater! Er beutet das Volk aus und bereichert sich an den Gewinnen. Einen Teil davon gibt er an dich ab, aber den Rest steckt er selbst ein. Das, was andere mit Blut und Schweiß erarbeitet haben.«
    »Du hast merkwürdige Vorstellungen davon, was sich für die Herrschenden ziemt, Jaryn. Was du anprangerst, ist unsere Lebensader. Das Volk ist zum Arbeiten da, dazu wurde es erschaffen. So wie ein Esel gemacht wurde, um Lasten zu tragen. Oder fragst du ihn höflich, ob er dazu bereit ist? Und wenn er bockig ist, schlägst du ihn dann nicht?«
    »Vater! Das Volk besteht nicht aus Eseln.«
    »Nun, es steht eine Stufe höher, aber nur unwesentlich, nicht wahr? Hat man dich das im Sonnentempel nicht gelehrt?«
    Jaryn musste schlucken. »Im Sonnentempel …«, begann er zu stottern. »Schon, aber Taymar beutet nicht nur das Volk aus, er begeht sogar Verbrechen. Ich habe eine Liste zusammengestellt …«
    »… die mich nicht interessiert«, wiegelte Doron mit einer ärgerlichen Handbewegung ab. »Die Götter erschufen drei Sorten von Menschen: Die Herrschenden, die Nützlichen und die Dienenden. So lautet unsere Lehre, hast du das vergessen?«
    »Nein«, flüsterte Jaryn.
    »Nun, dann wirst du auch einsehen, dass es unmöglich ist, einen Herrschenden abzusetzen, weil die Dienenden nicht mit ihm

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