Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
von ihm wollen? Nichts Erlaubtes, das war klar, sonst hätte er diesen Ort nicht gewählt. Außerdem traute er ihm offensichtlich zu, einen kniffligen Auftrag zu erledigen.
»Ich habe einen Verdacht, der den mysteriösen Goldraub betrifft, aber es könnte gefährlich für mich sein, ihn zu äußern.«
»Wir sind hier unter uns. Du kannst mir alles anvertrauen. Ja, es ist sogar deine Pflicht, von deinem Verdacht zu sprechen, wenn er helfen könnte, die Sache aufzuklären.«
Borrak räusperte sich. »Ich muss dazu etwas weiter ausholen, wenn Ihr gestattet.«
»Rede. Wir haben viel Zeit.«
Da erzählte Borrak ihm die Geschichte von dem Räuber Rastafan, den er in Margan gefasst und in den Jammerturm geworfen hatte. Wie der Sonnenpriester Jaryn ihn daraus befreite und angeblich im Sonnentempel einkerkerte. Und dass er eben diesen Rastafan bei dem Überfall am Lentharifluss erkannt habe.
»Der Goldraub und der Angriff waren kein Zufall«, schloss er. »Ich glaube, dass der Gesetzlose von höherer Stelle geschützt wurde.«
»Du meinst, vom Sonnentempel?«, unterbrach ihn Gaidaron ruhig.
Borrak nickte. »Ich bin der Meinung, dass dieser Rastafan das Gold im Auftrag des Tempels raubte. Mich hat man dabei schändlich benutzt, die Knaben sollten nie verkauft werden. Es ging nur darum, König Nemarthos um sein Gold zu erleichtern.«
Gaidaron dachte einen Augenblick nach. »Ich sehe, du kannst denken. Aber Beweise für deinen Verdacht hast du keine?«
»Natürlich nicht. Als ich kürzlich beim Prinzen vorsprach, behauptete dieser allerdings, dass sich der Gefangene immer noch in den Kerkern des Sonnentempels befinde.«
»Das hat Jaryn gesagt? Nun, das können wir nicht nachprüfen. Aber du hast mir da eine spannende Geschichte erzählt.«
»Die Geschichte zermürbt mich. Wie soll ich das Gold herbringen, wenn der Gesetzlose es im Auftrag des Prinzen geraubt hat? Wie soll ich mich verhalten, wenn Prinz Jaryn diesen Verbrecher schützt?«
»Vielleicht, indem du diesen Prinzen beseitigst?«
Gaidaron hatte diesen Satz ganz beiläufig ausgesprochen, doch Borrak wäre vor Schreck fast von der Bank gefallen. »Herr, das meint Ihr doch nicht ernst! Ihr wollt mich prüfen, nicht wahr?«
»Prüfen, ob du auf der richtigen Seite stehst. Wenn der Prinz diesen – wie sagtest du? Rastafan? – also diesen Rastafan beschützt und für sich arbeiten lässt, dann steht er ganz deutlich auf der falschen Seite. Wer sich mit Banditen einlässt, dem ist alles zuzutrauen. Womöglich öffnet er morgen unseren Feinden die Tore?«
»Schon möglich, ganz sicher sogar«, pflichtete ihm Borrak beflissen bei.
»Und auch du bist in Gefahr, Borrak.« Gaidaron lehnte sich zurück. »In deinem Gespräch mit dem Prinzen hast du ihm zu verstehen gegeben, dass du ihn und seine Heimtücke durchschaut hast. Du warst Zeuge, als er den Gefangenen aus dem Jammerturm befreite. Und du kannst das Gold nicht herbeischaffen. Ich fürchte um deine Sicherheit, Borrak.«
»Meint Ihr?« Borrak begann zu frösteln.
»Zweifellos. Wie alle Sonnenpriester ist Jaryn ein ehrgeiziger und skrupelloser Mensch. Mit allen Mitteln wird er seine Macht festigen wollen, aber sein Vater ist noch nicht alt und wird noch lange regieren. Ich würde mich nicht wundern, wenn er das mithilfe seiner anrüchigen Freunde zu verhindern suchte. Sollte ihm seine Schurkerei gelingen, würde er sich zuerst seiner Feinde entledigen.«
Borrak zuckte zusammen. Ihm war klar, wen Gaidaron damit meinte.
»Vielleicht wirst du jetzt einsehen, dass die Beseitigung des Prinzen keine Wahnidee von mir ist, sondern dringend geboten. Es gibt andere, die das Land mit harter, aber gerechter Hand regieren könnten und dabei jene nicht vergessen würden, die ihnen dazu verhalfen.« Gaidarons Stimme war jetzt leise, aber eindringlich.
»Ihr meint – ich …?«
»Nenne mir jemanden, der besser geeignet wäre. Der genug Mut und Tatkraft besitzt und dem gleichzeitig eine Last genommen würde. Nicht nur ich, auch der König wüsste dir Dank, wenn er auch nach außen hin den trauernden Vater spielen müsste.«
»Lehnt er seinen Sohn denn ab?«
Gaidaron legte seinen Finger an die Lippen. »Nicht öffentlich. Aber ich weiß, dass er gehofft hat, Jaryn würde sein Leben lang im Sonnentempel bleiben. Man hat ihn unter Druck gesetzt, diesen Sohn anzuerkennen, den er immer verachtet hat, verstehst du?«
Borrak nickte, obwohl er Gaidaron auch nicht traute, denn dieser wollte nur den unliebsamen Rivalen
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