Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
Raum. Die beiden Priester schüttelten halb zweifelnd, halb entsetzt die Köpfe. Suthranna fasste sich als Erster. »Du meinst, Doron hat noch einen Sohn?«
»Ja.« Jaryn war merkwürdig erleichtert, dass er es ausgesprochen hatte. Nun mochten die beiden alles erfahren und ihm die Last abnehmen, wenn sie konnten.
»Wer ist es?«, zischte Sagischvar.
»Er heißt Rastafan und ist ein Gesetzloser, der in den Rabenhügeln haust.«
»Etwa jener Mann, den du aus dem Jammerturm befreit hast?«, fauchte Sagischvar.
Das überraschte Jaryn. »Ihr wisst davon?«
»Der Hauptmann der Eisernen Garde hat wohl bei Doron ein Wort zu viel gesagt. Angeblich war er dabei.«
»Das stimmt.«
»Damit klärt sich dann wohl auch die mysteriöse Sache mit den Knaben und dem Goldraub auf?«, meinte Suthranna nachdenklich. »Wir haben lange gerätselt, was für eine Verbindung du zu diesem Räuber haben könntest. Wenn es stimmt, was du sagst, dann ist er dein Bruder.«
Jaryn nickte hastig. Mochten die beiden glauben, er habe es schon damals im Jammerturm gewusst. Jetzt war ohnehin alles egal. Hauptsache, sie kamen nicht hinter sein Liebesverhältnis.
»Das ist eine sehr schwerwiegende Angelegenheit«, gab Sagischvar düster zu bedenken. »Es macht alle unsere Bemühungen zunichte.«
»Falls dieser Rastafan wirklich Dorons Sohn ist«, warf Suthranna ein. »Das ist noch nicht sicher. Seltsam ist doch auch, dass er bis heute geschwiegen hat. Selbst als er im Jammerturm seiner Hinrichtung entgegensah, erwähnte er seine Herkunft mit keinem Wort.«
»Er hat es nicht gewusst«, sagte Jaryn.
»Und woher hast du es gewusst?«
»Ich fand Zusammenhänge in alten Schriften, die zu seiner Mutter führten.«
»Hm«, meinte Sagischvar, nicht recht überzeugt. »Und weshalb hast du es nicht sofort mir oder Anamarna gesagt? Wozu diente diese Heimlichtuerei mit der Befreiung?«
»Ich – fürchtete um sein Leben.«
»So ein Unsinn! Hätte sich herausgestellt, dass er Dorons Sohn ist, so wäre er nicht hingerichtet worden.«
»Und du hast danach einfach weiter nach einem Prinzen gesucht, obwohl du wusstest, dass du ihn bereits gefunden hattest?«, fragte Suthranna ebenfalls misstrauisch. »Die ganze Geschichte stimmt doch vorn und hinten nicht.«
»Das denke ich auch«, sagte Sagischvar. »Aber zuerst müssen wir prüfen, ob der Gesetzlose wirklich Dorons Sohn ist. Jaryn, du wirst uns diese alten Schriften zeigen.«
»Sie sind verschwunden«, flüsterte Jaryn. »Ich habe sie vernichtet.«
Sagischvar nickte finster. »So? Das heißt, sie haben niemals existiert. Weshalb behauptest du dann, dass dieser Rastafan Dorons Sohn ist?«
»Weil ich mit seiner Mutter gesprochen habe«, erwiderte Jaryn hastig.
»Und wer ist diese Mutter?«, fragte Suthranna geduldig. »Wo lebt sie? Wie heißt sie? Lebt ihr Sohn bei ihr? Können wir die beiden besuchen?«
Jaryn merkte, dass er sich immer tiefer in Lügen verstrickte. »Sie heißt Zahira und war Sklavin im Palast, aber wo sie sich aufhält, das weiß ich nicht. Irgendwo in den Rabenhügeln.«
»Aber du hattest doch selbst mit ihr gesprochen? Wo war denn das?«
»Das war – in einer Köhlerhütte.«
»Ach ja, die Köhlerhütte. Dort hat sie dir auch diesen langen Mantel geschenkt, nachdem ihr Sohn dich ausgeraubt hatte. Jaryn, für wie dumm hältst du uns eigentlich?«
»Und was ich gern wissen möchte«, warf Suthranna ein, »wohin hast du Caelian geschickt und mit welchem Auftrag?«
»Er sollte Rastafan – er sollte ihm sagen, dass ich …« Jaryn wusste nicht weiter, er schlug die Hände vor das Gesicht. »Ich sage kein Wort mehr!«
»Weiß oder glaubt Rastafan, dass er Dorons Sohn ist?«, fragte Sagischvar unbeirrt weiter. »Das ist sehr wichtig für uns. Auch ein Betrüger könnte uns Schwierigkeiten machen.«
»Er weiß es noch nicht. Es sei denn, seine Mutter hat es ihm gesagt.«
»Das hätte sie doch schon längst tun können.«
»Ja!«, schrie Jaryn verzweifelt, »ich weiß nicht, weshalb sie es ihm nie gesagt hat. Aber wenn ihr einen Zeugen wollt, so fragt Orchan, den Kaufmann.«
»Nein Jaryn, wir fragen dich. Und du wirst uns jetzt alles erzählen, aber keine Märchen, sondern die Wahrheit. Daraufhin werden wir uns erkundigen und dabei auch Orchan fragen. Denn wenn es stimmen sollte …« Suthranna sah Sagischvar an, und der nickte. »Das wäre verhängnisvoll.«
»Es wäre nicht auszudenken. Alle unseren Mühen wären umsonst gewesen. Es gäbe den Bruderkampf, und der Fluch
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