Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
Zeitpunkt war Zardakion dort Oberpriester gewesen. Am Ende waren sie so klug wie vorher. Es war sehr gut möglich, dass diese Zahira damals mit dem Sohn Dorons schwanger gewesen war. Aber ihre Aussage allein würde nichts beweisen. Doron müsste die Vaterschaft bestätigen. Außerdem musste man diese Frau erst einmal finden …
Etwa zur gleichen Zeit erreichte König Doron eine unverhoffte Nachricht. Die Schwester König Dunlaiths, der über Samandrien herrschte, sei auf dem Wege nach Margan und beabsichtige, ihm einen Besuch abzustatten. Doron wusste nicht recht, wie er darauf reagieren sollte. Solche Besuche wurden in der Regel großartig angekündigt und vorbereitet, außerdem bestanden zwischen den beiden Königreichen kaum Beziehungen. Welchen Grund sollte des Königs Schwester haben, ihn zu besuchen? Denn dass sie damit einen Vorteil für sich erhoffte, war ihm klar. Etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen.
»Weshalb hat sie mir keine Herolde geschickt?«, fragte Doron seinen Vertrauten, mit dem er sich beriet.
Lenthor, auch als Mund des Königs bekannt, meinte, das könne durchaus mehrere Gründe haben. So könnten die Boten unterwegs überfallen worden sein, da ihr Weg durch die Rabenhügel führen musste.
»Oh, immer diese Rabenhügel!«, stieß Doron aufgebracht hervor. »Wann werden wir die Banden dort endlich ausgerottet haben?«
»Das Gebirge ist nicht hoch, aber sehr lang, schluchtenreich und dicht bewaldet. Eine Armee könnte sich darin verstecken, und man würde sie nicht finden.«
»Gut, gut. Und weshalb hat man die Frau selbst nicht überfallen und ausgeraubt?«
»Sie könnte die Rabenhügel umgangen haben. Ein großer Umweg, jedoch nicht unmöglich.«
»Aber was will sie von mir? Was hat Samandrien uns zu bieten? Und vor allen Dingen: Weshalb schickt man uns eine Frau?«
»Die Frage ist vielleicht, was wir Samandrien zu bieten haben? Es könnte sich ein für alle vorteilhafter Handel anbahnen. Und es ist nicht ungeschickt, dazu eine Frau zu benutzen.« Lenthor erlaubte sich ein kleines Lächeln.
»Du meinst also, wir sollten sie empfangen?«
»Was verlieren wir, Majestät? Kommt sie nur aus Neugier, dann erfreuen wir sie mit ein paar Festlichkeiten und verabschieden sie mit frommen Wünschen. Sie könnte aber auch an wichtigen Beziehungen mit uns interessiert sein. Auf alle Fälle wäre es eine grobe Demütigung, sie abzuweisen. Das könnte uns Ärger mit Dunlaith einbringen. Zwar ist Samandrien weit weg, aber sein Heer ist stark.«
»Nun, du hast recht. Was verlieren wir schon dabei, nicht wahr? Also soll man ihr die Tore von Margan öffnen. Wann wird sie eintreffen?«
»Unsere Spione haben sie etwa drei Wegstunden von hier gesichtet. Sie machte Rast in einem unbedeutenden Dorf, dessen Namen ich leider vergessen habe. Sie wird von nur vier Männern begleitet, alle reich gekleidet, aber kaum bewaffnet. Sie stellen also keine Gefahr dar. Sie selbst reist in einer prächtigen Kutsche mit zwei weißen Pferden.«
»Oh, das ist wahrhaft königlich. Dann wollen wir sie empfangen und alles für ein würdiges Willkommen vorbereiten.«
*
Sagischvar und Suthranna hatten die Unterredung mit Doron, die Jaryn betraf, verschoben, denn von dem Ergebnis ihrer Nachforschungen würde es abhängen, in welcher Form das Gespräch geführt werden musste. Während sie sich noch berieten, ereignete sich dieser merkwürdige Staatsbesuch aus Samandrien. Die Priester wollten abwarten, bis dieser Besuch wieder gegangen war. Außerdem wollten sie Anamarna zurate ziehen. Was ihnen am ehesten geholfen hätte, wäre die Rückkehr Caelians gewesen. Mit seiner Hilfe könnte man vielleicht den Schlupfwinkel Rastafans und seiner Mutter ausfindig machen, doch von ihm kam keine Nachricht.
Nicht nur Suthranna machte sich deswegen Sorgen, auch Jaryn konnte sich nicht erklären, weshalb Caelian so lange ausblieb. War er noch auf der Suche, oder hatte er Rastafan gefunden? Es gab einfach zu viele Möglichkeiten, und er bemühte sich, seine unruhigen Gedanken zu verdrängen.
Am Rande erfuhr er über den Besuch aus Samandrien, aber er schenkte der Sache keine Aufmerksamkeit, sie kümmerte ihn nicht. Er hatte sich zurückgezogen und arbeitete an einem neuen Gesetzeswerk, das er in Kraft setzen wollte, wenn er dereinst den Thron bestieg. Das würde noch eine Weile dauern, aber so eine Arbeit war auch nicht in wenigen Monaten getan.
*
Diese prächtige Kutsche mit dem Wappen Samandriens an den Türen und Goldbeschlägen
Weitere Kostenlose Bücher