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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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dich, Jaryn. Deine Prüfungen waren umsonst. Razoreth hatte noch einen Trumpf in der Hinterhand. Er war listiger als wir alle zusammen. Er ließ sich seine Beute nicht entgehen.«
    Jaryn gab Caelian auf eine verzweifelte Art recht, aber seine Gefühlswelt drohte in Schutt und Asche zu zerfallen. Mit all seiner Kraft wollte er das Bild von Rastafan festhalten, der für ihn die Knaben befreit hatte. Konnte dieser Mann ihn töten wollen? War so viel Verstellung, so viel Herzlosigkeit möglich? ›Ich liebe dich so sehr!‹ Zärtliche Worte – in sein Ohr geflüstert. War jener Mann in der Köhlerhütte ein anderer gewesen? Hatte ihn mittlerweile der kalte Kuss Razoreths berührt?
    »Wie wird es weitergehen?«, stieß Jaryn mit dumpfer Stimme hervor. »Denke du für mich, Caelian, denn ich kann es nicht. Ich fühle mich, als tappte ich durch finsteren Nebel. Und nirgendwo ein Licht. Ich sehe kein Licht.«
    »Ich hatte Zeit, darüber nachzudenken«, gab Caelian zu. »Und ich sehe nur einen Weg: Du musst fliehen – fort aus Jawendor.«
    »Fliehen?«, stieß Jaryn erschüttert hervor. »Wenn du mir so einen Rat gibst, dann hast du nichts verstanden.«
    »Ich verstehe, dass es hier um dein Leben geht«, erwiderte Caelian kühl. »Wenn du bleibst, wirst du sterben.«
    »Und wenn ich gehe, was ist dann?«, schrie Jaryn unbeherrscht. »Wohin auch immer ich ginge, man würde mich für einen Feigling halten.«
    »Ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe«, erwiderte Caelian achselzuckend.
    »Das mag für andere gelten! Ich bin ein Fenraond! Ein Fenraond flieht nicht zu seinen Feinden!«
    »Ein Fenraond!« Caelian spie den Namen förmlich aus. »Auf diese Dynastie bist du auch noch stolz?«
    Jaryn schlug sich auf die Brust. »Ich hätte diesem Namen die Ehre wieder zurückgegeben. Ich hätte ihn weißgewaschen von aller Blutschuld.«
    »Ja, das hättest du, davon bin ich überzeugt. Aber es ist dir nicht mehr möglich. Ein Stärkerer als du ist auf den Plan getreten. Rastafan wird dich im Kampf besiegen, er muss dich töten, selbst wenn er es nicht will. Mit deinem Tod wäschst du das Blut nicht von deinem Namen, im Gegenteil. Wenn du bleibst, sorgst du dafür, dass Rastafan zum Brudermörder wird. Mit dem Blut, das du ihn zwingst zu vergießen, beschmutzt du weiterhin Fenraond.«
    Jaryn wollte das alles nicht wahrhaben. »Vielleicht kämpfen wir, aber dann wird er mich verschonen. Wenn ich am Boden liege, wird er den Todesstoß nicht führen können. Uns verbindet doch mehr als nur Bruderliebe, wir lieben uns!«
    Caelian seufzte. Ihm tat Jaryn unendlich leid, aber einer musste hier vernünftig bleiben. »Mehr als Bruderliebe, sagst du? Jaryn! Du bist völlig verblendet. Die fleischliche Begierde ist kein Mehr, sie bedeutet weniger, verstehst du das nicht?«
    »Zwischen uns war nicht nur das«, flüsterte Jaryn, aber er hatte keine Argumente mehr.
    Caelian dachte daran, wie rücksichtslos er Rastafan erlebt hatte. »Doch, es war nur das!«, hielt er ihm unbarmherzig entgegen. »Das, was zwischen euch war, versteht Rastafan nicht als Liebe, ich habe es …« Er unterbrach sich erschrocken. »Wenn er dich geliebt hätte, Jaryn, dann hätte er Stillschweigen bewahrt und wäre nicht hier erschienen.«
    »Ja, das war falsch von ihm«, gab Jaryn verzagt zu. »Es war sicher nur die Überraschung, die hat ihn überwältigt. Rastafan hat eine aufbrausende Natur. Er war sich über die Folgen wahrscheinlich nicht im Klaren. Ich muss nur mit ihm reden. Ich weiß, ich werde ihn umstimmen.«
    »Es ist zu spät«, erwiderte Caelian leise. Er sah Jaryns Verzweiflung, und sie schnürte ihm den Atem ab. »Dass es zwei Prinzen gibt, wird nicht mehr zu verheimlichen sein.«
    »Und wenn wir beide den Zweikampf verweigern?«, fiel Jaryn ein, und seine Wangen röteten sich vor Eifer, als habe er die Lösung gefunden. »Was geschieht dann?«
    Caelian dachte einen Augenblick nach. »Soviel ich weiß, ist das noch nie vorgekommen. Ich müsste Suthranna fragen.«
    »Dann fragen wir ihn. Sofort!« Jaryn sprang auf. »Komm, worauf wartest du noch?«
    Caelian zögerte. Er konnte die Frage nicht beantworten, und er überlegte, was wäre, wenn nicht gekämpft würde? Einer von beiden könnte auf den Thron verzichten, das würde Jaryn sein. Das hörte sich nach einer vernünftigen Lösung an. Aber Vernunft hatte noch niemals in Jawendor das Zepter geführt. Er sah in Jaryns Augen die Hoffnung leuchten. Konnte er diese zunichtemachen, bevor sie durch

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