Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
notwendig.«
Du kalter Fisch!, dachte Rastafan verächtlich, aber er äußerte sich nicht dazu. »Wann wird dieser Zweikampf stattfinden?«
»Wenn ich dich offiziell als Sohn anerkannt habe. Bevor ich das tue, muss ich mich mit der Aristokratie und den Priestern ins Benehmen setzen. Ich habe Jaryn schließlich erst kürzlich zum Prinzen ausgerufen. Wir müssen eine Weile verstreichen lassen. Ich nehme an, du hast Verständnis dafür.«
Er sollte noch warten? Das war Rastafan überhaupt nicht recht. Was konnte in der Zwischenzeit alle passieren! Wie viele konnten sich gegen ihn aussprechen und dem König Gehässigkeiten ins Ohr flüstern? Doch vor allem, wie sollte er Jaryn gegenübertreten? Er hatte gehofft, die Sache schnell hinter sich zu bringen. Natürlich würde es ihn zerreißen, er würde um ihn trauern, aber das verginge mit der Zeit. Doch nun mochten bis zur Entscheidung noch Wochen vergehen. Er konnte aber nichts dagegen vorbringen. Deshalb bekundete er mit einem Nicken sein Einverständnis.
25
Jaryn und Caelian durchquerten mit raschen Schritten die große Halle des Mondtempels. Caelian hatte alle Hände voll zu tun, seine Mitbrüder abzuwehren, die ihm Bescheid geben wollten, dass Suthranna ihn vermisse und recht ungehalten über seine eigenmächtigen Ausflüge sei. »Ich weiß, ich weiß!«, rief er ihnen zu. »Wir sind auf dem Wege zu ihm.«
Suthranna hatte tatsächlich vorgehabt, Caelian eine Strafpredigt zu halten, doch als er die beiden hereinkommen sah, wusste er, dass etwas Schlimmes vorgefallen sein musste. Jaryn war totenbleich, und selbst Caelian trug eine gramvolle Miene zur Schau, die so gar nicht zu ihm passte. Aller Ärger war sofort vergessen und machte großer Sorge Platz. Seine dichten schwarzen Brauen mochten auf den ersten Blick furchterregend wirken, aber wer in seine Augen sah, erblickte dort nichts als Weisheit und Güte. Er hörte Jaryns stoßweisen Atem, bemerkte seinen gehetzten Blick, der an ihm hing, als erwarte er ein Wunder von ihm. Er ahnte, worum es ging, aber nicht, wie weit die Angelegenheit schon gediehen war.
»Du bringst schlechte Nachrichten, Caelian?«
Der nickte. »Verzeiht, dass ich so lange und ungefragt ausgeblieben bin, aber ich …«
»Schon gut, das ist jetzt nicht wichtig. Jaryn hat mir alles erzählt. Was ist passiert? Hast du mit Rastafan gesprochen?«
»Ja.« Caelian sah Jaryn an, der nickte. Sprechen konnte er nicht, eine eiserne Faust schien ihm die Kehle zuzudrücken. »Er hat mich bis hierher – begleitet. Rastafan ist bereits im Palast und spricht wahrscheinlich in diesem Augenblick mit Doron.«
Suthranna erschrak sichtlich. »Mit Doron? Heißt das, er ist wirklich sein Sohn? Das steht fest?«
»Er hat ihm jedenfalls eine Eskorte entgegen geschickt. Seine Mutter war ihm vorausgeeilt. Es ist die angebliche Prinzessin aus Samandrien.«
Suthranna stöhnte auf. »Erzähle, Caelian, erzähle mir alles. Und dann müssen wir Sagischvar und Anamarna benachrichtigen. Das ist schlimmer als wir dachten. Und uns bleibt so wenig Zeit.«
Jaryn erlitt einen Hustenanfall. Zwischendurch keuchte er: »Nein, keine Zeit. Suthranna! Wenn ihr nicht helfen könnt, dann ist alles verloren.«
Mit versteinertem Gesichtsausdruck verfolgte Suthranna Caelians Bericht. Danach war ihm klar, dass Jaryn recht hatte. Die Zeit war abgelaufen, das Unglück geschehen.
»Hätten wir nur früher mit Doron gesprochen«, murmelte er. »Wir wollten noch warten, bis der Besuch wieder fort war. Wer konnte ahnen, dass sich Rastafans Mutter auf diese Weise den Zugang erschleichen würde? Während wir noch palaverten, nahmen die Feinde die Festung ein.«
»Ließe sich der König denn noch umstimmen?«, fragte Caelian.
Suthranna schüttelte den Kopf. »Wie soll er umgestimmt werden, wenn Rastafan sein Sohn ist? Soll er ihn verleugnen? Das kann man nicht einmal von ihm erwarten.« Er wandte sich an Jaryn: »Sagtest du nicht, du und Rastafan, ihr seid ein Liebespaar? Aber der Verlockung der Macht ist er wohl doch erlegen.«
»Vielleicht ist es noch nicht zu spät«, rief Jaryn hitzig, seine Wangen glühten wie im Fieber. »Was, wenn Rastafan und ich, wenn wir beide uns weigern, miteinander zu kämpfen?«
Suthranna dachte nach. »Würde er sich denn weigern?«
»Wenn es ein Ausweg wäre, ganz bestimmt.«
»So etwas ist noch nie vorgekommen. Denn dann gäbe es zwei Prinzen, was es nicht geben darf.«
»Aber der eine von ihnen würde auf den Thron verzichten. Ich, Suthranna, ich
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