Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
für Jaryn unterwegs gewesen, und nun hatte er ihm das Ergebnis seiner Ermittlungen mitgeteilt. Es musste etwas ungemein Wichtiges gewesen sein, dass sie beide damit sofort zu Suthranna eilten. Bei den sieben Abgründen! Was hatte dieser mit der Sache zu schaffen? Anamarna fiel ihm ein. War Caelian bei ihm gewesen? Vielleicht, aber doch nicht die ganze Zeit über. Dazu war er zu lange ausgeblieben.
Langsam begann Gaidaron, sich wieder zu beruhigen. Momentan konnte er nichts ausrichten. Aber Caelian würde er sich greifen, der würde schon reden. Er riss sich zusammen und verließ den Tempel, denn er war gerade auf dem Weg zu einem Klienten, für den er ein Schriftstück aufsetzen sollte. Es war nicht weit bis zu seinem Haus, deshalb ging er zu Fuß. Wie gewöhnlich, achtete er nicht auf seine Umgebung, denn die Straße gehörte ihm, die anderen mussten ausweichen. Außerdem war er mit seinen Gedanken noch bei Caelian und Jaryn. Deshalb zuckte er zusammen, als er von links eine zischende Stimme flüstern hörte: »Gaidaron. Auf ein Wort!«
Gaidaron wandte sich um. Er sah niemanden, aber hinter einer Mauernische hörte er ein Scharren. Er blieb wie unbeteiligt stehen, lehnte sich gegen die Mauer und flüsterte: »Wer bist du?«
»Borrak. Ich muss dringend mit Euch reden, Herr.«
»Bleib, wo du bist!« Unter gesenkten Lidern beobachtete er die Straße. Niemand schien auf ihn zu achten. »Heute um Mitternacht am gleichen Ort«, raunte er ihm zu. Dann ging er rasch weiter. Langsam stahl sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen. Borrak wusste etwas. Und das musste etwas mit Caelians Rückkehr und Jaryn zu tun haben. Gut, auf diese Weise würde er schon bald erfahren, was sich hinter der Geheimnistuerei verbarg.
*
Borrak wartete bereits auf der runden Steinbank hinter dem Altar des Dimashk-Tempels, als Gaidaron eintraf. Unruhig sprang er bei dessen Anblick auf, dann setzte er sich wieder. »Oh, ich dachte schon, Ihr würdet nicht kommen.«
Gaidaron, obwohl innerlich ebenso aufgewühlt wie Borrak, spielte den Überlegenen. »Aber Hauptmann, dachtet ihr schon wieder, ich sei ein wandelnder Toter? Noch lebe ich und gedenke, dies noch lange zu tun.« Er setzte sich zu Borrak. »Ich hoffe, deine Sache ist wichtig, denn ich liege um diese Zeit lieber in meinem Bett.« So sprach er, obwohl er selbst vor Neugier bebte.
Borrak war nicht wohl in seiner Haut, er kratzte sich das Kinn und brummte unverständliche Sachen vor sich hin, die sich wie Flüche anhörten. Immer wieder waren ihm Orchans Worte im Kopf herumgegangen, und er hatte nichts Falsches an ihnen entdeckt. Andererseits hätte er Gaidarons Auftrag nicht ablehnen können. Mit dem Auftauchen Rastafans war ihm eine Last von der Seele gerutscht, aber eine neue aufgebürdet worden. Er konnte schlecht einschätzen, wie Gaidaron darauf reagieren würde. Deshalb fiel es ihm schwer, den Anfang zu finden. »Herr, den Auftrag, den Ihr mir gegeben habt, den wegen des Prinzen Jaryn, Ihr wisst schon …«
»Was ist mit dem?«, fragte Gaidaron kalt.
»Den kann ich nicht ausführen.«
»Und warum nicht? Stottere nicht herum wie eine Jungfrau bei ihrem ersten Stelldichein.«
»Es ist etwas passiert, etwas sehr Unangenehmes, womöglich sehr Gefährliches.«
»Hätte ich gewusst, dass du so ein Feigling bist, Borrak, hätte ich tatsächlich jemand anderen beauftragt. Sprich, bevor ich die Geduld mit dir verliere!«
»Ja Herr, verzeiht mir Herr, aber ich selbst bin immer noch …«
»Deine Befindlichkeiten zählen hier nicht«, gab Gaidaron schroff zur Antwort. »Also – worum geht es?«
Borrak wischte sich mit dem Ärmel die Nase. »Ich erzählte Euch von dem Räuber Rastafan und meinem Verdacht, er könne mit dem Sonnentempel zusammengearbeitet haben.«
»Ja und? Hat er?«
»Die Sache ist höher angesiedelt. Er wurde vom König empfangen. Ich selbst musste ihn eskortieren.«
Gaidaron überlegte kurz. »Hm, womöglich ist dieser Gesetzlose ein Mann Dorons und für ihn tätig. Das wäre nicht so überraschend. Man bedient sich solcher Mittel oft am Hofe. Was hat das aber mit dem Prinzen Jaryn zu tun?«
»Die beiden sind doch befreundet. Jaryn hat ihn aus dem Jammerturm befreit.«
»Das weiß ich, aber ich verstehe immer noch nicht …«
Borrak stöhnte. »Wenn ich Jaryn umbringe, dann habe ich womöglich diesen Rastafan am Hals. Ein durchtriebener Bursche, der mir gefährlich werden könnte.«
»Aber wieso denn?«, spottete Gaidaron. »Sollte die Sache nicht wie
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