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Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Hose dürfte er glimpflich davon gekommen sein.
    Borrak flegelte sich mit ausgestreckten Beinen in den Sessel und machte ein zufriedenes Gesicht wie eine Katze, die soeben die Maus gefressen hat. »Nun zum Geschäft, Orchan. Dein König benötigt Geld.«
    Orchan erschrak. Doch nicht etwa meins?, dachte er.
    Borrak nahm das Erschrecken lustvoll zur Kenntnis. Gern hätte er noch länger mit Orchans Ängsten gespielt, aber dazu war keine Zeit. »Du weißt, wie kostspielig der Unterhalt der Stadt ist. Allein die Instandhaltung der Gebäude, der Straßen, die Ausrüstung des Heeres – Aber was soll ich dich langweilen? Die Kassen sind leer – nun ja, beinahe leer.«
    Orchan glaubte kein Wort, aber darauf kam es nicht an. Seine Gedanken kreisten darum, was der Hauptmann wirklich von ihm wollte. Sollte er dafür sorgen, dass die Kassen sich füllten? Bei Zadar! Er war ein Kaufmann, aber kein Zauberer.
    »Was würdest du dem König in einem solchen Falle raten?«, schoss Borrak seine Frage ab wie einen Pfeil.
    Orchan zuckte zusammen. »Die Steuern erhöhen?«, fragte er vorsichtig.
    »Hm. Das wäre ein Weg. Leider sind die Leute faul, die Ernten werfen kaum etwas ab, die Städte weigern sich, mehr Abgaben zu zahlen und schließen ihre Tore. Bauern vergraben ihre Schätze und behaupten, hungern zu müssen. Das Land ist zum Misthaufen verkommen, weil der König zu nachsichtig mit der Bevölkerung ist.«
    Orchan nickte beflissen. Er wusste, weshalb eine Besteuerung nichts hergab. Härter konnte man die Menschen nicht mehr auspressen.
    »Was schlägst du noch vor?«
    Orchans Speichelfluss versiegte, seine Kehle war trocken, seine Überlegungen schlugen Purzelbäume. Was wollte Borrak hören? »Er könnte das reiche Xaytan – äh – ihm mit seinen Truppen einen Besuch abstatten?«
    »Krieg? Eroberung? Raub?« Borrak schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Doron, gepriesen sei sein Name, ist ein Friedenskönig. Denk weiter nach!«
    Orchan rutschte auf dem Lederkissen herum, sein Uringeruch stieg ihm in die Nase, helle Tropfen rannen ihm die Schläfen herab, er wagte nicht, sie abzuwischen. Verkrampft krallten sich seine Finger in das Schweißtuch. Und Borraks schauerliches Lächeln hockte wie festgewachsen auf den schmalen Lippen.
    »Wer bin ich, dass ich unserem König raten könnte?«, antwortete Orchan mit kaum hörbarer Stimme. »Aber wenn ich Geld benötige, dann verkaufe ich Waren.«
    »Waren? Oh ja, was für Waren?«
    »Nun, Stoffe …«
    »Glaubst du, der König sei ein Tuchhändler oder ein Tonwarenverkäufer?« Borrak beugte sich leicht nach vorn und spießte den Kaufmann mit seinen kleinen schwarzen Augen auf. »Glaubst du das?«
    »Nein, natürlich nicht.« Orchans Unterlippe zitterte, und Borrak strich sich lustvoll das stoppelige Kinn.
    »Verkaufen ist gut, aber was könnte unser guter König verkaufen? Seinen Palast? Seinen königlichen Stirnreif? Seinen Prunkwagen, mit dem er die Neujahrsparade anführt? Seine Gewänder oder die seiner Beamten? Sollen sie nackt herumlaufen?«
    »Ich – ich weiß es nicht«, stotterte Orchan.
    »Man sagt, du seist der schlaueste Kaufmann in Margan, aber du bist doch nur ein kleiner Krämer«, bemerkte Borrak verächtlich. »Weißt du nicht, welche Perlen in Jawendors unzähligen Dörfern versteckt sind?«
    »Perlen?«, wiederholte Orchan verständnislos.
    Borrak machte eine ungeduldige Handbewegung. »Perlen, ja! Natürlich spreche ich nicht von echten Perlen, die Bauern wissen nicht einmal, was Perlen sind. Ich spreche von ihren Söhnen, von ihren sehr jungen, sehr zarten und oft sehr hübschen Söhnen.« Borraks Grinsen reichte jetzt von Ohr zu Ohr.
    Nun glaubte auch Orchan zu verstehen. »Ihr meint, edler Herr, die Bauern verkaufen dem König ihre Söhne?«
    »Natürlich nicht, Dummkopf! Sie schenken sie ihm. Und der König verkauft sie dann, sagen wir, an König Nemarthos, der für jeden von ihnen fünfhundert Goldringe zahlt.«
    »Die Bauern verschenken ihre Söhne?«, murmelte Orchan. Er ahnte, was Borrak damit sagen wollte, und er begann zu frieren.
    »Natürlich nicht freiwillig, obwohl sie froh sein sollten, wenn wir ihnen ein paar Esser abnehmen. Diese Bauern wissen doch oft nicht einmal, wie viele Kinder sie haben. Die werfen wie die Säue. Lauter kleine Ferkelchen. Aber hübsche Ferkelchen. Weiß der Himmel, wie sie das machen.«
    »Und wie kann ich dabei behilflich sein?«, fragte Orchan mit gequälter Stimme.
    »Du hast doch im ganzen Land deine Verbindungen.

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