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Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Nachtblume war Eigentum des Königs und ist aus dem Palast geflohen?«
    »So ist es.«
    »Und die Magd? Was konnte sie über diese Nachtblume erzählen? War sie schwanger?«
    »Leider konnte sie nicht befragt werden. Elmyra wurde später freigekauft. Es heißt, der Mann war ein Schreiner. Seinen Namen konnte mein Onkel nicht erfahren.«
    Jaryn war über die Auskunft nicht unzufrieden. Die geflohene Sklavin war eine erste vielversprechende Spur, und nach seinem jüngsten Erlebnis brauchte er Erfolge. »Wenn der Mann aus Margan ist, dann finden wir ihn. Veranlasse, dass nach ihm gesucht wird.«
    »Ich habe mir erlaubt, das bereits zu tun, Herr.«
    »Ich bin sehr zufrieden mit dir, Saric. Und nun lass mich allein. Ich will mich in Versenkung üben, auf dass der unangenehme Vorfall mit diesem Königsneffen sich in Rauch auflöse.«

8
    Der kleine fette Kaufmann Orchan hatte elende Zeiten hinter sich. Abgemagert war er; über Wochen war ihm der Appetit vergangen, was verständlich war angesichts der Aussicht, wegen Erwerbs einer heiligen Kette auf einem Pfahl zu enden. Nun jedoch war alles ausgestanden. Er lebte noch und war zu seinen Geschäften zurückgekehrt. Das verdankte er seinen Beziehungen, die bis in die höchsten Kreise reichten. Vor allem die Fürsprache Suthrannas, Oberpriester im Mondtempel, hatte ihn vor einem grauenvollen Tod bewahrt. Ihm hatte er schon mehrmals einen Gefallen getan. Gefallen waren Orchans Spezialität. Jedem vermochte er sich anzudienen und nützlich zu sein.
    Die Kette – Orchan hatte den Richter mit der Unschuld eines Vierjährigen angeschaut – die habe er diesem Halunken nur abgenommen, um sie in Verwahrung zu nehmen. Gleich am nächsten Tag hatte er sie im Sonnentempel abliefern wollen. Der Richter glaubte ihm kein Wort, aber Orchan hatte einst dafür gesorgt, dass die hübsche, aber unverkäufliche Sklavin seines Nachbarn plötzlich doch zu haben war, und zwar zu einem Spottpreis. Ja, Orchan war gern behilflich.
    Dem Hauptmann Borrak war nun schon der zweite Fisch durch die Finger gerutscht, aber zum einen erfrischte ihn der Gedanke an die Verliese des Sonnentempels, zum anderen herrschte in Margan nie Mangel an Gelegenheiten. Deshalb trug er es dem feisten Kaufmann auch nicht nach, als dieser blass und ängstlich vor ihm stand, und ergötzte sich lediglich an seinem Angstschweiß, den dieser sich beständig von der Stirn wischte. Der König hatte Borrak mit einer heiklen Aufgabe betraut, und dieser hatte Orchan rufen lassen, weil er sich seines Geschicks und seiner Verbindungen bedienen wollte.
    Obgleich es in dem Raum, in dem Borrak ihn empfing, genug Sitzgelegenheiten gab, ließ er ihn stehen. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, schritt er langsam vor ihm auf und ab, warf ihm gelegentlich prüfende Blicke zu und schwieg. Er schwieg sehr lange, bis er sah, wie dem Kaufmann die Knie zitterten. Ein zufriedenes Lächeln glitt in seine Mundwinkel. Er setzte seine Wanderung fort, räusperte sich, starrte den Kaufmann an, wanderte weiter und blieb plötzlich vor ihm stehen. Auf Orchans blauen Samthosen breitete sich ein feuchter Fleck aus.
    Als hätte er darauf gewartet, gab sich Borrak plötzlich wie ausgewechselt. Er lächelte so freundlich, wie sein wüstes Gesicht es zuließ, und breitete die Arme aus. »Orchan, bester Freund, entschuldige meine Zerstreutheit. Ich habe dir noch gar keinen Platz angeboten. Wie du siehst, war ich ganz in Gedanken versunken. Ein Befehl des Königs beschäftigt mich. Aber setzen wir uns doch.« Borrak wies auf zwei kostbare Sessel, marschierte voraus und platzierte mit Schwung ein ledernes Kissen auf einem von ihnen. Er zuckte bedauernd die Achseln. »Ein Loch, der Sessel hat ein kleines Loch. Seit Tagen schon habe ich auf die Reparatur gedrungen, aber so sind die Domestiken. Es schert sie nicht, wenn ich meinen Gästen löchrige Sessel anbieten muss.«
    Breit grinsend ließ er sich auf dem anderen nieder. Orchan war bleich gewesen, jetzt war sein Gesicht dunkelrot vor Scham. Vielleicht auch vor Wut, aber die konnte er sich einfach nicht leisten, und als Kaufmann wusste er immer, was der Preis war. Immerhin schien es nicht um eine neue Anklage zu gehen. Langsam kam sein fliegender Atem wieder zur Ruhe. Er wusste, wer ohne offensichtlichen Anlass zu Borrak gerufen wurde, der schloss heimlich mit seinem Leben ab, denn war man sich auch keiner Schuld bewusst, so konnte man doch Opfer von Intrigen und Verleumdungen geworden sein. Mit einer nassen

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