Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
Untertanen für sein Zuspätkommen.«
Rastafan nickte ungeduldig, rückte einen Stuhl heran und wies gespannt auf das Pergament, das Saric in der Hand hielt. »Was hältst du davon?«
»Ihr solltet es ins Feuer werfen.«
»Wieso? Was ist falsch daran? Ja, ich schreibe noch nicht alles richtig, aber das übernimmst du dann für mich.«
»Darum geht es nicht. Eure Schreibkünste haben gute Fortschritte gemacht. Es geht um den Inhalt. Ihr wollt aus Margan eine öffentliche Stadt machen, zu der jedermann Zutritt hat.«
»Und das ist überfällig.«
»Gewiss. Aber was Jahrhunderte Bestand hatte, könnt Ihr nicht mit einem Federstrich auslöschen. Der Aufruhr wäre unbeschreiblich.«
»Dann werde ich ihn niederschlagen lassen. Die Offiziere …«
»Ein Blutbad anrichten?«
»Wer darf sich gegen den König auflehnen?«
»Niemand. Aber wolltet Ihr nicht ein besserer Herrscher als Doron sein?« Saric wies auf einen dicken Einband. »Jaryns Gesetze. Ihr wolltet Euch an ihnen ein Beispiel nehmen.«
Rastafan ließ seine Hand klatschend auf den Einband fallen. »Ja, das sagte ich. Und Jaryn würde mir beipflichten, was Margan angeht. Auch in seinem Werk steht …«
»Ja, ich weiß. Er war dafür, Margan für alle zu öffnen. Doch nicht durch eine Verordnung. So etwas will vorbereitet sein. Ihr müsst Gespräche mit den Beamten und den aristokratischen Familien führen.«
»Ha! Soll ich sie anbetteln? Sie werden mir nie zustimmen.«
»Warum sollten sie auch? Ihr müsst ihnen die Vorteile aufzählen, die eine offene Stadt bietet, und die Nachteile in schwarzen Farben malen.«
»Aber die Bewohner Margans sehen nur Vorteile darin, in einer verbotenen Stadt zu leben.«
»Dann müsst Ihr einem Eurer Beamten, dem Ihr vertraut, den Befehl geben, etwas auszuarbeiten, das die Bewohner überzeugt.«
»Ein Beamter meines Vertrauens?«, knurrte Rastafan. »Den gibt es nicht.«
»Ihr könnt nicht ohne Hofstaat und Beamte existieren. Ihr müsst mit ihnen zusammenarbeiten, auch wenn es schwerfällt. Ich nehme an, Eure Berglöwen waren besser zu lenken, aber ein Reich zu regieren, ist eine gewaltige Aufgabe. Doron hatte sich selten eingemischt. Er war zufrieden, das Reich zu symbolisieren. Doch Ihr habt Euch etwas anderes vorgenommen.«
»Ja«, schnaubte Rastafan. »Eine Aufgabe, an der selbst Götter scheitern würden. Wie kann man in einem Land wie Jawendor ein guter König werden? Wohin ich blicke, sehe ich geistigen Verfall. Ich möchte mit eiserner Faust dazwischen fahren, aber da ist mein Versprechen. Ich sage dir, Saric, wenn ich freie Hand hätte, dann würde ich die Hälfte aller Marganer nackt aus der Stadt treiben und vorher ein paar von meinem Hofstaat auf den Zinnen aufspießen.«
»Aber das werdet Ihr nicht tun«, sagte Saric gelassen und griff nach einem leeren Pergament. »Heute werden wir einen Brief aufsetzen. In der Regel sind die Hofschreiber dafür da, aber Ihr wolltet es auch lernen.«
»Das kann ja nicht so schwer sein.« Rastafan griff nach der verschmähten Verordnung und rollte das Pergament abwesend zusammen. »Sag Saric, hast du nicht einen Onkel im Palast, der Kammerdiener ist?«
»Oh ja, Herr.«
»Ist er zuverlässig?«
»Ich kann mich für ihn verbürgen.«
»Gut. Ich brauche zuverlässige Leute. Wie ist sein Name?«
»Apashgar.«
»Ich werde eine Verwendung für ihn finden. Also kommen wir zur Sache. Heute sollst du für mich einen Brief schreiben. Er ist vertraulich.«
Saric schickte seine Blicke zur Decke, als sei nicht jeder Brief des Königs vertraulich, sagte aber nichts. Er nahm eine Feder zur Hand. »An wen geht der Brief?«
»An meinen Onkel Lacunar in Achlad.«
Saric zuckte zusammen.
Rastafan lächelte. »Keine Verschwörungen. Mache dir erst einmal nur Notizen. Also schreib: Geliebter Onkel … – Die genaue Anrede überlasse ich dir. – … Wie du schon gehört haben wirst, bin ich König von Jawendor geworden. Es ist viel passiert. Ich will das nicht dem Schreiben anvertrauen. Du solltest mich besuchen, wir müssen reden. Ich sichere dir natürlich freies Geleit zu. Ich gehe davon aus, dass deine Überfälle ab jetzt unterbleiben. Du musst dich daran halten, sonst können wir keine Freunde bleiben. Dein Neffe Rastafan.«
Er wischte mit der Hand durch die Luft. »Du bringst noch ein bisschen Schliff in die Sätze und die richtige Grußformel.«
Saric nickte. »Den fertigen Brief bringe ich Euch morgen.«
»Gut. Dann besprechen wir mein nächstes Projekt.«
Saric
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