Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
straff um den ganzen Brustkorb wickelte, begann ich mit der Herzmassage. Die anderen glaubten, Jaryns Leiche würde für die Aufbahrung hergerichtet, deshalb hatten wir genug Zeit. Dennoch waren wir am Ende völlig erschöpft. Und die drei Tage seiner Aufbahrung lagen noch vor uns.
Ich hielt mich während dieser Zeit stets neben dem Katafalk auf und beobachtete Jaryn. In der Nacht brachten wir ihn wieder ins Krankenzimmer und gaben ihm die nächste Dosis Gift, allerdings sehr abgeschwächt. Die Lebensfunktionen waren nun kaum noch sichtbar. Hinzu kam, dass jedermann glaubte, vor einem Leichnam zu stehen. Dennoch waren die drei Tage eine einzige Qual für Sagischvar und mich. Wir fürchteten die Entdeckung unserer Tat und natürlich, dass Jaryn doch noch sterben könnte. Die größte Gefahr war ein Wundbrand. Um dem vorzubeugen, habe ich vorher Honig in die Wunde geträufelt. Weshalb er hilft, ist uns ein Rätsel, aber es funktioniert.«
»Bei Zarad! Niemals hätte ich geglaubt, dass so etwas möglich ist. Ihr seid ein Zauberer, Suthranna.«
»Nein, nein. Es war viel Glück dabei, und Jaryn ist sehr widerstandsfähig. Er war kerngesund und kräftig. Ja, und vielleicht hat auch der eine oder andere Gott gnädig auf uns herabgelächelt.«
Caelian saß schweigend da und dachte über das Gehörte nach. »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte er nach einer Weile.
»Jaryn muss das Land natürlich unbemerkt verlassen.«
»Aber wird er diesmal gehen?«
»Ja, er hat bewiesen, dass er bereit war, für Jawendor zu sterben. Niemandem ist zuzumuten, zweimal zu sterben. Das sieht er auch so.«
Caelians Augen wurden groß. »Und – wohin schickt Ihr ihn?«
»Ich? Nirgendwo hin. Jaryn ist ein freier Mann. Allerdings wäre es ratsam, wenn er zuvor Anamarnas Rat einholen würde. Und außerdem …« Suthranna zwinkerte. »Außerdem wäre es hilfreich, wenn er dabei einen Freund an seiner Seite hätte. Es marschiert sich besser zu zweit.«
»Ich?«, stieß Caelian jubelnd hervor.
»Wer sonst?«
»Oh, ich hatte gehofft, dass Ihr das sagt. Jaryn in der Fremde und ich hier – das wäre doch, als hätte ich ihn ein zweites Mal verloren.«
»Das habe ich mir gedacht, deswegen sollst du mit ihm gehen. Ich kann dich zwar nur schlecht entbehren, aber ich muss wohl für einige Zeit auf dich verzichten.«
Caelian lachte glücklich. »Wir beide werden die Welt in die Schranken fordern.« Dann wurde er ernst. »Für einige Zeit, sagtet Ihr? Wann kann Jaryn wieder zurück? Oder wird er Jawendor nie wiedersehen?«
»Das kann ich dir nicht beantworten, es hängt von den Umständen ab. Vorerst muss alles ein streng gehütetes Geheimnis bleiben. Auch du darfst dich von heute an nicht mehr blicken lassen. Gaidaron hat natürlich nach dir gefragt, und ich habe ihm gesagt, du habest dich wegen Jaryns Tod an einen unbekannten Ort zurückgezogen. Das müssen auch alle anderen glauben. Du und Jaryn, ihr werdet einfach verschwinden, als habe es euch nie gegeben. Dir steht der Mondtempel natürlich jederzeit offen.«
»Ohne Jaryn komme ich nicht zurück. Ich bleibe bei ihm, was auch geschieht.«
»Gut, ich werde dir die Kammer neben ihm geben. Dort wirst du es eine Weile aushalten müssen, bis Jaryn wieder soweit bei Kräften ist, eine beschwerliche Reise anzutreten.«
Caelian wollte Suthranna die Hände küssen, doch dieser wehrte lachend ab. »Lass den Unsinn! Trinken wir lieber noch ein Likörchen auf Jaryns Gesundheit.«
Und das taten sie.
4
Unter Suthrannas Pflege und mithilfe seines Freundes Caelian machte Jaryns Genesung große Fortschritte. Als er ohne Hilfe herumspazieren konnte, besuchte ihn auch Sagischvar, der auf Jaryns Wunsch Saric mitgebracht hatte. Dieser war ebenso wie Caelian zuerst wie vor den Kopf geschlagen, dann unglaublich erleichtert und glücklich. Stundenlang saßen die Freunde beisammen und sprachen über die Ereignisse, die sich in Margan zutrugen, und über ihre Zukunft.
Dass Mama Zira Doron heiraten würde, entlockte Jaryn ein ungläubiges Lächeln. Die Nachtblume war also endgültig zu ihrem Gebieter zurückgekehrt. Offensichtlich hatte Doron ihr verziehen. Und Borrak war nicht mehr Hauptmann der Eisernen Garde, das war nun Rastafans Freund Tasman. Eine gute Entwicklung, fand Jaryn, aber immer, wenn er den Namen Rastafan hörte, verwandelte sich seine Miene in eine undurchdringliche Maske, die keinen Rückschluss auf seine Gefühle erlaubte.
Der Palastklatsch blühte. Gaidaron, so hieß es, habe sich
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