Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
noch Dusina, die Schwägerin des Fürsten Lacunar.«
Der Dicke strich sich über das Doppelkinn. »Hm, mag sein, aber ich bin in der fürstlichen Familie nicht so bewandert. Bei mir verkehrt eher das einfache Volk.«
Sie bedankten sich und gingen weiter.
»Wir müssen uns östlich halten, östlich!«, höhnte Jaryn. »Ein schönes Gedächtnis hast du, das muss ich schon sagen.«
»Na, damals war ich neun Jahre alt. Ist ja auch egal, dann halten wir uns jetzt westlich.«
»Egal? Mir hängt die Zunge schon zum Hals heraus. Wir hätten in dem Wirtshaus erst einmal ein kühles Bier trinken sollen.«
»Du hättest nur etwas sagen müssen«, giftete Caelian zurück.
»Und wohin gehen wir jetzt?«, fragte Jaryn, Caelians Beitrag überhörend.
»Zu unserem alten Haus. Wenn dort jetzt die Mabraonts wohnen, werden wir sie fragen. Die müssen schließlich wissen, wo meine Tante und meine Schwester abgeblieben sind.«
»Was hältst du von diesem merkwürdigen Kauf?«
»Kann ich nicht sagen. Häuser werden gekauft und verkauft. Es ist ein schönes Haus, und ich wundere mich nicht, dass die Mabraonts es haben wollten.«
»Der Wirt sprach von einer Mitgift.«
»Ach, der weiß nicht, wovon er redet. Ein Zarnaont würde sich niemals mit einem Mabraont verbinden.«
»Wer von uns beiden ist jetzt hochmütig und bildet sich etwas auf seinen Namen ein?«
Caelian errötete und blieb stehen. »Also ich – ich nicht. Ich spreche nur aus, was mein Vater sagen würde.«
Jaryn lächelte spöttisch, sagte aber nichts. Nach mehreren Auskünften standen sie endlich vor dem Haus, in dem vormals Caelians Tante mütterlicherseits mit Maeva gelebt hatte. Es lag am Stadtrand und war ein schönes zweistöckiges Anwesen. Das flache Dach wurde von einer niedrigen Säulenreihe gesäumt; wahrscheinlich wurde es, wie hier üblich, als weiterer Wohnraum genutzt. Die Straßenfront war schlicht. Es gab vier kleine Balkone. Nach hinten hinaus, wusste Caelian, lag ein Garten mit einem großen Balkon.
Fünf Stufen führten zu der schmalen hölzernen Eingangstür, in die das Wappen der Mabraonts geschnitzt war: ein zweiköpfiger Geier. Caelian bemerkte ihn sofort. Diese Tür hatte es damals noch nicht gegeben. Also stimmte, was der Wirt gesagt hatte.
Während Jaryn mit Laila auf der Straße wartete, betätigte Caelian den Türklopfer. Es dauerte ziemlich lange, bis die Tür einen Spalt geöffnet wurde. Ein junger Bursche schaute Caelian mit blasierter Miene an. »Was willst du?«
»Ich will den Herrn des Hauses sprechen.«
»Wer bist du?«
»Caelian von …«
»Wir kennen keinen Caelian.« Schon wollte der Bursche die Tür wieder schließen, doch Caelian hatte blitzschnell seinen Fuß dazwischen geschoben.
»Hör zu, Bengel! Ich bin Caelian von Zarnaont, der Sohn deines Fürsten Lacunar. Und wenn du mich nicht augenblicklich hineinlässt, dann lasse ich dich am Balkon aufknüpfen.«
Der Bursche erschrak, aber er fasste sich schnell. »Das kann jeder behaupten. Und du kannst mir gar nichts. Ich diene Radomas von Mabraont und stehe unter seinem Schutz.«
Caelian stieß die Tür heftig mit dem Fuß auf, sodass der Bursche zurückstolperte. Caelian gab ihm noch einen zusätzlichen Stoß und ging einfach an ihm vorbei. »Wirst du mich jetzt zu deinem Herrn führen?«, zischte er.
Eine derart rüde Vorgehensweise hatte bei Bediensteten stets Erfolg. Wer sich so benahm, musste ein echter Herr sein. »Der Gebieter ist nicht zu Hause«, stotterte er, während er sich überlegte, ob er um Hilfe rufen oder den Eindringling höflicher behandeln sollte.
»Dann will ich mit einem anderen Familienmitglied sprechen.« Caelian wies nach draußen. »Zeig meinem Freund, wo der Stall ist. Und dann bitte ihn herein, aber ein bisschen freundlicher als mich. Er ist nämlich mein älterer Bruder.«
»Der Fürst hat zwei Söhne?«, wunderte sich der Bursche.
»Wahrscheinlich noch viel mehr«, grinste Caelian. »Aber er kennt nicht alle, verstehst du?«
»Bitte wartet hier in der Halle. Ich sage der Herrin Bescheid und frage, ob sie euch empfangen möchte.«
Sobald Jaryn Laila gut untergebracht wusste, setzte er sich mitsamt den Satteltaschen zu Caelian in die Halle. »Wie Fürstensöhne sehen wir wirklich nicht aus. Wie lange leben wir jetzt schon in diesen Kleidern?«
»Hast du dieses selbstgefällige Bürschchen gesehen«, erregte sich Caelian. »Ich möchte wetten, der ist irgendeiner von Radomas’ Bastarden.«
»Sein Lustknabe ist er bestimmt nicht
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