Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
wiedergesehen und erfahren, dass sie bei Radomas zu Gast waren. Auch Caelian und Jaryn waren in Faemaran gewesen und Gäste bei Radomas. Angeblich, um die Schwester zu besuchen. Nun, möglich war es, aber wer nahm so eine beschwerliche Reise nur aus diesem Grunde auf sich?
Er konnte Khasker nicht fragen, der war mit Radomas geritten. Sollte es sich bei den beiden Fremden um seinen Sohn und Jaryn handeln? Als Priester hatten die beiden sicher Zugang zu alten Geheimnissen und auch das entsprechende Verlangen, sie zu lüften. Lacunar durchfuhr ein sanfter Schauer, wenn er sich vorstellte, dass die beiden tatsächlich vor den sagenhaften Krügen gestanden hatten. Wenn es so war, dann kannten sie den geheimen Eingang. Aber weshalb sollte Caelian ihm das verschweigen?
Plötzlich kam ihm ein entsetzlicher Gedanke, der ihn frösteln ließ: Machten die beiden gar gemeinsame Sache mit Radomas? Lacunar wusste, wie unzertrennlich Caelian und Maeva früher gewesen waren. War Caelian nur gekommen, um zu erfahren, ob und wie weit er von den fünf Krügen erfahren hatte? Könnte er zum Verräter am eigenen Vater werden? Lacunar versuchte, diese Überlegungen abzuschütteln. Doch Caelians Worte klangen immer noch in seinen Ohren: Jaryn ist mein Freund.
Jaryn und Rastafan! Gab es da eine Verbindung? Wenn Caelian hinsichtlich der Pyramide gelogen hatte, dann war alles eine einzige Lüge. Hatten die beiden womöglich Rastafan eingeweiht? Wollte sein Neffe sich das Gold holen? Radomas oder Rastafan! Lacunar fühlte sich plötzlich von allen Seiten her angegriffen. Jeder wollte ihm sein Gold entreißen. Er war von Feinden umgeben.
»Vater?«, unterbrach ihn Caelians Stimme.
Lacunar wurde sich bewusst, dass er eine Weile stumm vor sich hingestarrt hatte. Er fand in die Wirklichkeit zurück und erinnerte sich an Caelians letzten Satz: »Nach Faemaran, das weißt du doch.«
»Von Phedras nach Faemaran braucht niemand einen Reiseführer«, knüpfte er daran an. »Wolltet ihr nicht zufällig zum Ferothisgebirge?«
Caelian ließ sich nichts anmerken. »Was sollten wir denn in dieser gottverlassenen Gegend gewollt haben?«
»Beispielsweise Zarador suchen und dabei zufällig eine Pyramide finden?«
Obwohl Caelian eigentlich hatte zu Bett gehen wollen, schenkte er sich doch noch einmal ein. Er trank und wischte sich gemächlich den Schaum vom Mund, um Zeit zu gewinnen. »Wie kommst du bloß darauf? Ich höre heute zum ersten Mal, dass es Zarador noch geben soll.«
Sein Vater verschränkte die Arme. Er war entschlossen, die Sache hier und jetzt zu klären. »Ich bin nicht Lacunar, weil ich dumm bin, Sohn! Du und Jaryn, seid ihr die beiden Fremden gewesen, die angeblich die Krüge gefunden haben? Und lüge mich jetzt nicht an! Ich kann jederzeit Khasker fragen, der wird euch wiedererkennen.« Lacunar verschwieg Caelian, dass dieser sich nicht in Araboor aufhielt.
Caelian starrte in seinen Becher. Das hatte ja so kommen müssen. Sie waren von zu vielen Leuten gesehen worden und hatten überall im Land nach Zarador gefragt. Damals hatten sie nicht wissen können, dass sie einen gewaltigen Schatz finden würden, aber sich darüber zu grämen, war unnütz.
»Also gut, wir waren es. Aber wir wollten nicht, dass du die Krüge findest. Niemand sollte sie finden. Dieser Schatz bringt nur Unheil über Achlad.«
Lacunar wusste nicht, ob er sich über seinen Sohn schwarz ärgern oder sich darüber freuen sollte, dass die Krüge keine Erfindung waren. Er hieb so kräftig mit der Faust auf den Tisch, dass Caelian seinen Bierkrug in Sicherheit bringen musste. »Das bringt doch den Sand zum Schmelzen! Mein eigener Sohn verheimlicht mir den größten Fund seit Menschengedenken, weil er meint, dieser müsse zwischen Asseln und Kakerlaken verschimmeln. Was für ein Unheil? Nichts als abergläubisches Gerede! Die Krüge gehören mir, dem rechtmäßigen Lacunar. Also sprich! Habt ihr sie wirklich gefunden? Oder habt ihr den Leuten Märchen erzählt?«
Caelian seufzte. Er konnte seinem Vater nicht länger etwas vormachen, aber die volle Wahrheit wollte er ihm auch nicht sagen. »Ja, wir haben die Krüge gesehen.«
In Lacunars Augen trat ein Glitzern. »Und sie waren wirklich mannshoch?«
»Mehr als mannshoch, anderthalbmal so hoch, würde ich sagen.«
»Und? Waren sie mit Schätzen angefüllt?«
»Wir haben sie nicht bis auf den Grund entleert, sind aber davon ausgegangen.«
Lacunar beugte sich hinüber zu Caelian, packte ihn an den Schultern und
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