Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
schüttelte ihn. »Sohn! Lass dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Erzähl! Hat es euch nicht auf der Stelle umgehauen?«
»Wir waren überrascht, ja. Aber wir wussten auch, dass so viel Gold in den Händen der falschen Leute Not und Elend mit sich bringt.«
»Falsche Leute? Du hältst deinen Vater für den falschen Mann?«
»Willst du nicht gegen Radomas in den Kampf ziehen? Das bedeutet Krieg, und Krieg ist für kein Land gut.«
»Oh du Einfältiger! Dein hübscher Kopf ist eine hohle Nuss. Soll ich vielleicht Radomas den Schatz überlassen?«
»Er wird ihn nicht finden.«
»Ach, warum bist du dir da so sicher? Ihr habt ihn doch auch gefunden.«
»Es war Zufall. Ja, wir waren auf der Suche nach der Pyramide, aber sie ist kaum zu sehen. Nur eine winzige Spitze schaut aus den gewaltigen Sanddünen heraus. Auch diese mag inzwischen vom Wind wieder zugedeckt worden sein. Wir stolperten unversehens in ein Loch, das sich als Eingang zu einem Stollen erwies. Durch ihn sind wir in das Innere der Pyramide gelangt. Doch die Stelle ist längst verschüttet, wir würden sie nicht wiederfinden.«
»Und wieder redest du Unsinn. Ein Stollen, der zur Pyramide führt, wäre schon vorher verschüttet gewesen. Der Sand wäre durch jede Öffnung eingedrungen, durch ein offenes Tor genauso wie durch einen Einbruch in der Stollendecke. Ich beschwöre dich, sag mir, wie ihr in die Pyramide gekommen seid. Thorgan gräbt seit Monaten dort, und vielleicht hat er inzwischen selbst den Eingang gefunden. Willst du vielleicht, dass das Gold ihm oder Radomas in die Hände fällt? Das Gerücht vom Schatz ist in der Welt, du kannst es nicht mehr aus ihr entfernen, gleichgültig, wie viel Unheil das Gold bringen mag. Aber in meinen Händen wäre er besser aufgehoben als bei Radomas, oder willst du das bezweifeln?«
Caelian zuckte missmutig die Achseln. Sein Vater hatte ihn ganz schnell und leicht in die Enge getrieben. Er war eben doch ein Fuchs. »Also gut, ich glaube, mir bleibt nichts anderes übrig. Der Eingang zur Pyramide befindet sich an der Spitze. Er tarnt sich als große Schrifttafel, ist aber die Eingangstür. Wir fanden den verborgenen Mechanismus, weil unsere Tempel mit ähnlichen Maßnahmen gesichert sind.«
»An der Spitze? Wer hätte das gedacht! Eine Tür ganz oben, wie gerissen. Damals konnte man sie nicht erreichen, die Düne hat es nicht gegeben.«
»Das war wohl beabsichtigt. Um die Gräber der alten Könige und das Gold zu schützen, hat man die Pyramide ohne Eingang gebaut. Deshalb werden auch alle vergeblich nach ihm suchen. Niemand käme auf die Idee, ihn an der Spitze zu vermuten. Erst durch die Düne wurde sie zugänglich.«
Lacunar hatte glänzende Augen bekommen. »Ihr seid wahre Schlauköpfe. Aber die Spitze! Was, wenn Thorgan sie auch findet?«
»Möglich, aber unwahrscheinlich. Du hast selbst gesagt, dass er schon Monate dort gräbt. Aber selbst wenn, so würde er hinter der Tafel keine Tür vermuten und auch den Mechanismus nicht finden.«
»Darauf möchte ich mich nicht verlassen. Wem habt ihr das Geheimnis noch verraten?«
»Das mit der Tür an der Spitze kennt niemand. Von den Krügen hat Radomas erfahren, weil er uns im Tempelgarten der Alathaia bespitzeln ließ. Wir haben es Usa erzählt, weil – nun, wir hatten unsere Gründe. Sie hat jedenfalls nicht die Absicht, den Schatz zu heben.«
»Ha! Du hast Maeva vergessen!«
»Sie ist meine Schwester.«
»Na und? Und Radomas’ Weib.«
»Sie hasst ihn, Vater. Sie war es nicht, die uns verraten hat.«
»Hoffentlich hast du recht«, knurrte Lacunar, aber ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Er schlug Caelian väterlich auf die Schulter. »Nun musst du mir nur noch beschreiben, wie ich die Pyramidenspitze finden kann.«
»Zarador liegt unter einer lang gestreckten Düne mit kurvenreichem Kamm. An einem Ende graben Radomas’ Männer die Stadt aus, am anderen Ende liegt die Pyramide. Man kann sie von der Ausgrabungsstelle aus nicht sehen.«
»Das heißt also, ich kann Radomas umgehen und die Düne von der anderen Seite her betreten?«
»Ja.«
»Und der Mechanismus? Wie funktioniert er?«
Caelian beschrieb es ihm. Um seinen Vater nicht zu beunruhigen, verschwieg er, dass er ihn selbst nur zufällig gefunden hatte, was natürlich bedeutete, dass auch anderen der Zufall hold sein konnte.
»Hm, am besten ist es, wenn du uns begleitest.«
»Auf keinen Fall. Jaryn und ich haben andere Pläne.«
»Dann schwöre mir bei Zarad,
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