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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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dass du die Wahrheit sagst.«
    »Bei seinem heiligen Namen, das schwöre ich.«
    »Gut!« Lacunar ließ sich zufrieden zurücksinken. »Nun sag schon. Wolltet ihr den Schatz tatsächlich für alle Zeiten vergessen? Das glaube ich nicht. Also wer sollte ihn eurer Ansicht nach bekommen?«
    »Das zu entscheiden, haben wir uns nicht angemaßt. Wir wollten erst einmal Schweigen darüber bewahren und es den Göttern überlassen, den Richtigen auszuwählen.«
    »Priestergewäsch! Wer, wenn nicht der Fürst von Achlad, ist berechtigt, diesen Schatz an sich zu nehmen? Junge, du hättest mir viel Aufregung erspart, wenn du früher zu mir gekommen wärst. Wolltest deinem eigenen Vater das wichtigste Geheimnis von Achlad verschweigen. – Denkt der Sonnenpriester so wie du? Oder ist er heimlich immer noch mit Rastafan verbandelt? Wolltet ihr ihm den Schatz zukommen lassen?«
    »Vater, du verstehst es nicht. Wir wollten, dass der Schatz in der Pyramide bleibt. Aber natürlich war es Torheit zu glauben, unser Geheimnis würde niemals ans Licht kommen. Ich habe dir gesagt, was ich weiß. Jetzt ist es an dir zu handeln, und ich hoffe, das Gold wird dir nicht zu Kopf steigen – falls du es unbemerkt bergen kannst.«
    Sein Vater lachte. »Das muss nicht deine Sorge sein.« Er stand auf und holte aus einer Nische einen großen Tonkrug. »Nach so einer Nachricht kann man noch nicht schlafen gehen. Auf das Gold wollen wir einen guten Wein trinken, wie es unter Männern üblich ist. Mal sehen, was du vertragen kannst.«
    »Auch Frauen trinken Wein«, gab Caelian spöttisch zurück. »Aber ich bin keine, das solltest du inzwischen hautnah bemerkt haben.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Redest du von einer Sache, die wir für immer vergessen wollten?«
    »Dafür ist es morgen noch früh genug. Wer weiß, ob es bis dahin noch mehr zu vergessen gibt?«

11
    Rastafan stand auf dem Palastdach und beobachtete die Sonne, die blutrot hinter den Angorner Bergen unterging. Ihre Strahlen tauchten die Stadt in ein Meer von glühenden Farben und verwandelten sie in einen märchenhaften Ort. Golden und purpurn glänzten Dächer und Kuppeln. Aber der Zauber verging rasch. Graue Dämmerung legte sich wie Nebel über das Häusermeer und löschte die Farben allmählich aus. Heute Abend war die Finsternis besonders bedrückend, denn es war die Nacht des dunklen Mondes.
    Kaum war das letzte Tageslicht entschwunden, kehrte Rastafan in seine Gemächer zurück. Er legte einfache Kleidung an: ein langes, gegürtetes Hemd, Hosen und leichte Stiefel, und steckte einen Dolch zu sich. Ungesehen verließ er den Palast und eilte durch die finsteren Gassen, die nur schwach von einigen Öllampen an den Häusern erleuchtet wurden.
    Er hatte niemanden von seinem kleinen Ausflug in Kenntnis gesetzt, aber Saric hatte ihn beobachtet. Kaum war Rastafan verschwunden, eilte er zu Tasman. Er traf ihn in einer Schenke an, die gern von den Männern der Eisernen Garde besucht wurde.
    Tasman folgte Saric auf dessen Bitte nach draußen. »Ist Rastafan etwas passiert?«, fragte er besorgt. »Er schien mir heute etwas durcheinander.«
    »Der König wird sich heute Abend mit jemandem treffen«, begann Saric. Er war ganz offensichtlich angespannt. »Niemand darf davon wissen, und ich dürfte es keinem sagen, aber mich treibt eine innere Unruhe. Ich fürchte, er begibt sich in eine böse Falle, doch er ließ sich nicht davon abbringen.«
    Tasman nahm Saric zur Seite und drängte ihn hastig in eine Nische. »Wohin ist er gegangen? Mit wem trifft er sich?«
    »Schwöre mir zuvor, dass du tun wirst, was ich dir sage.«
    »Wie meinst du das? Ist Rastafan in Gefahr oder nicht?«
    »Ja, es ist möglich. Aber vielleicht sehe ich auch Gespenster. Er wurde gebeten, allein zu kommen, und allein muss er gehen, sonst wird sich der andere nicht zeigen. Deshalb darfst du ihm jetzt nicht folgen. Doch wenn er morgen früh noch nicht zurück ist, dann – versprichst du mir, dass du vor morgen früh nichts unternimmst?«
    »Wie kann ich dir das versprechen? Bei den Dämonen der Finsternis! Sag, was du weißt!«
    Saric schüttelte den Kopf. »Ich bin gerade dabei, ihn zu hintergehen. Schwöre!«
    »Rotäugige Windhexen! Was heißt hintergehen? Es geht vielleicht um sein Leben.«
    »König Rastafan ist ein stolzer Mann. Er würde nicht wollen, dass seine Freunde ihn wie ein mutterloses Kind bewachen. Er hat sich entschlossen, einen Unbekannten zu treffen. Allein. Das müssen wir respektieren.

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